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#Material im Dienst der Schönheit

Material im Dienst der Schönheit

Zerbeulte Eimer, Gießkannen mit Löchern, zerfressene Dosen und mehr solch graue Veteranen stehen sorgfältig gereiht im Regal in dem verwunschenen Garten, als hätten sie hier ihren Gnadenhof gefunden. Wie passt diese Sammlung grobschlächtiger Ausgedienter zu Menschen, die sich mit feinstmotorischen Fertigkeiten und höchster Präzision um Dinge kümmern, die der Schönheit dienen? Ganz einfach: Die Bewohner dieses Ortes sind davon überzeugt, dass aus Aussortiertem und scheinbar Wertlosem im Kreislauf von Werden und Vergehen Neues entsteht. Und helfen nach Kräften.

Mit einem Schmuckstück, das solches Denken spiegelt, hat Bettina Dittlmann jüngst den hochdotierten Preis der Münchner Danner-Stiftung für herausragende kunsthandwerkliche Leistungen gewonnen: Ihre Brosche „Wohin“ trägt auf einem runden Starkmagneten einen filigranen Aufbau vielgestaltig geformter Eisendrähte, das Ganze ist rot emailliert und bestückt mit Granat und Bröckchen aus Narrengold, dem Kostbarkeit nur vortäuschenden Pyrit.

Statt Gold und Silber, statt Rubin und Diamant bilden arme Verwandte unter den Metallen und Mineralien ein Arrangement, das theoretisch unendlich variierbar, ja sogar leicht zerstörbar ist. Was bedeutet, dass die Schmuckkünstlerin die Hoheit über dessen Gestalt an den jeweiligen Eigentümer, mehr noch an physikalische Kräfte abtritt. Sobald nach dem Lockdown Münchens Pinakothek der Moderne wieder öffnet, kann „Wohin“ in der Schau zum Danner-Preis besichtigt werden.

Im Wohnzimmer stehen Werkbänke

Im niederbayerischen Rottal nahe Passau, am Waldrand, liegt das kleine Anwesen von Bettina Dittlmann und Michael Jank. Im Garten zwischen den Blechkonsorten, dem prächtigen Zierapfelbaum und einem Brunnen empfängt den Besucher ein Zauberort, an dem alles auf künstlerisches Tun ausgerichtet ist. Ein Haus, zwei Menschen, vier Ateliers, sogar im Wohnzimmer stehen Werkbänke und ein Amboss. Eigentlich sei ja das ganze Haus Werkstatt, sagt Jank, für ihn zählt die Küche dazu, in der Kuchen mit Quitten vom Baum gebacken und eigenes Gemüse verarbeitet wird.

Mit der Brosche „Wohin“ hat Bettina Dittlmann den Preis der Münchner Danner-Stiftung für herausragende kunsthandwerkliche Leistungen gewonnen.


Mit der Brosche „Wohin“ hat Bettina Dittlmann den Preis der Münchner Danner-Stiftung für herausragende kunsthandwerkliche Leistungen gewonnen.
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Bild: Dittlmann

Im selbst ausgebauten Stall – der studierte Industriedesigner und gelernte Schreiner Jank schreibt und kuratiert nicht nur, er ist auch Fotokünstler – überwintern noch blühende Pelargonien hinter den großen Fenstern, und der Emailleofen wartet darauf, Metallstücken Farben aufzuschmelzen, die in Dutzenden Gläschen gemörsert, gesiebt und in allen Regenbogenfarben leuchtend bereitstehen.

Dort schmiedet das Paar auch seine Fürimmerringe. Wie kleine Bildhauerarbeiten liegen neueste Exemplare der vor 22 Jahren begonnenen Serie mächtiger Stücke aus Eisen, Kupfer, auch mal aus Silber, selten aus Gold, in der Schatulle. Wo Ringe sonst gegossen oder aus einem Band gelötet werden, sind diese aus einem in der Mitte aufgedornten Metallstück geformt, das immer wieder ausgeglüht werden muss, wobei manches schönste Farben entwickelt. Das Material darf mitarbeiten, darf seinen Charakter offenbaren und Reaktionen auf die Behandlung mit Feuer und schwerem Hammer zeigen, kleine Risse, Scharten.

Symbole für politische und gesellschaftliche Instabilität

Janks Makrofotografien davon erinnern an Luftaufnahmen wilder Landschaften, an Felswände oder sogar rohes Fleisch. Dittlmann zeigt uns eine schwarze Stange; was banal aussieht, ist nur schwer zu bekommendes unlegiertes Eisen, aus Frankreich müssen sie es importieren, die beim Schmieden anfallenden Späne werden sorgsam eingesammelt.

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