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#Medienkompetenz: Das Problem unterrichtet

Medienkompetenz: Das Problem unterrichtet

Zuletzt sind besorgniserregende Studien veröffentlicht worden. Beispielsweise glaubt jeder fünfte Lehrer einer Oberstufe, dass die Medien von der Regierung gesteuert werden. Denkweisen, die schnellstmöglich behoben werden müssen.

Die Zahl der Menschen, die meinen, sich durch Twitter, ominöse YouTube-Angebote und fadenscheinige Blogs zu informieren, wächst seit Jahren. Noch im vergangenen Jahr glaubte man, dass die Corona-Pandemie dazu führe, dass der Zeitungsmarkt nicht weiter einbreche – doch das Gegenteil geschah. Eine Million Zeitungsleser kündigten ihr Abonnement, das ist der größte Einbruch seit dem Jahr 2015. Vor 30 Jahren bezogen noch 27,3 Millionen Menschen eine Zeitung, inzwischen ist das Angebot auf 12,5 Millionen zusammengebrochen. Nicht in dieser Statistik enthalten sind die digitalen Angebote der Verlage, die allerdings dies nicht vollständig wett machen können.

Vor zwei Jahren untersuchte die Friedrich-Ebert-Stiftung das Vertrauen in der Demokratie. Nur etwas weniger als die Hälfte der befragten Menschen sind mit dem Funktionieren der Demokratie zufrieden. Vor allem die Nichtwähler sind mit 70 Prozent besonders unzufrieden. Schon damals waren zwei Drittel der Menschen pessimistisch. Ein Großteil der Befragten monierte, dass sich die meisten Bürger nicht ausreichen über die Politik informieren. Selbst mit einer Alternative für Deutschland (AfD) im Bundestag teilten knapp ein Drittel der Bürger mit, es mache überhaupt keinen Unterschied, wer in der Regierungsverantwortung steht. Woher kommt dieser Glaube?

Er wird in deutschen Schulen unterrichtet. Das Institut für Demoskopie Allensbach veröffentlichte im vergangenen Jahr eine Studie mit dem Titel „Die Vermittlung von Nachrichtenkompetenz in der Schule“. Jeder vierte Lehrer in Deutschland glaubt, dass jede Woche in der Bundespressekonferenz vom Kanzleramt festgelegt werde, über welche bundespolitischen Themen die Medien berichten sollen. 28 Prozent der befragten Lehrer, die in den Jahrgangsstufen sieben bis zehn unterrichten, sind sich sicher, dass ein Bericht über einen Bundesminister nur nach Genehmigung durch das Ministerium veröffentlicht werden darf. Nur 52 Prozent der Lehrenden, teilten mit, dass sie definitiv verneinen können.

Diese Aussagen lassen aufhorchen, denn damit würde man die Presse in Deutschland systematisch untergraben. Sofern die Lehrer und Lehrerinnen auch diese Ansichten an ihre Schüler weitergeben, ziehen die Schulen eine große Zahl an System-Verschwörer heran. Die „besorgten Bürger“ werden schon in den deutschen Lernstuben daran herangezogen, dass sowohl die Politiker die Bevölkerung unterdrücken als auch die Medien vom Staat gelenkt werden. Daher kann es durchaus sein, dass ARD und ZDF inzwischen von immer mehr Menschen als „Staatsfunk“ bezeichnet werden.

Allensbach fasste weite Teile der Studie zusammen: „Eine starke Minderheit der Lehrkräfte hat kein gutes Bild von den Medien in Deutschland, gut ein Viertel nur wenig Vertrauen in die Berichterstattung – im Osten sogar die Mehrheit.“ Jeder fünfte Lehrende an einer Gesamt- bzw. Realschule oder einem Gymnasium findet die Qualität der deutschen Medien nicht gut. Die Hälfte der Befragten Lehrer behaupten, es werden in Deutschland immer mehr „Fake News“ verbreitet, die Medien legen auf Fakten und Quellen keinen Wert mehr.

Zwar spricht Allensbach von einer Minderheit, aber jeder fünfte Lehrer sagt, „viele Nachrichten, die eigentlich wichtig sind, werden in normalen Medien verschwiegen, man findet sie nur in sozialen Netzwerken, Foren und Blogs“. Zwar gibt es keinen kausalen Zusammenhang, dass die Befragten auch anfällig für Fake-News sind, aber diese Aussagen gehen in eine besorgniserregende Richtung. Auch hier entsteht wieder der Eindruck, dass ein beachtlicher Teil glaubt, die Regierung würde die Medien unterdrücken. Zwar sind 19 Prozent, die diese Aussage tätigen, nicht besonders viele, aber die Lehrer und Lehrerinnen sind eine besondere Bezugsperson für die Schüler. In Deutschland kann ein Unterrichtender in einer größeren Schule weit mehr als 100 Jugendliche beeinflussen.

Das Thema Medien- und Nachrichtenkompetenz an deutschen Schulen ist immer noch auf einem inakzeptablen Niveau. Zwar gebe es regionale Kooperationen mit Verlagen, aber die Auseinandersetzung der Nachrichten und die Analyse größerer Zusammenhänge findet nur in Ausnahmefällen statt. Viele Schulabgänger und Studenten sind der Meinung, Nachrichten dürfen nichts kosten und sind strikt gegen die Paywalls. Die TU Dresden schaute sich 207 Lehrpläne an, in denen nur 43 Prozent Medienkompetenz angedacht ist. Die Hälfte der Lehrer teilten mit, der Lehrplan lasse keine Zeit, um Nachrichtenkompetenz zu unterrichten, 25 Prozent der Lehrende haben noch nie dieses Thema behandelt.

Fazit: Die Nichtregierungsorganisation „Lie Detectors“ schickte Journalisten an deutsche Schulen und fand heraus, dass die Kinder und Jugendliche nicht in der Lage seien, zwischen sozialen Netzwerken und seriösen Medienangeboten zu differenzieren. Es müsse also endlich etwas in den Kulturministerien passieren. Nicht nur im Lehrplan, auch in Sachen Lehrer- und Lehrerinnenschulungen. Die Aussagen der Unterrichtenden sind ein großes Problem für unsere Gesellschaft. Vielleicht sind sie auch der Ursprung von immer mehr „Querdenkern“.

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