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#Die Revolution wird revolutioniert werden

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Die Revolution wird revolutioniert werden

Mitten im Lockdown ruft Parag Khanna das Bewegungszeitalter aus: Die weltweiten Rückholaktionen und das Einfrieren des öffentlichen Lebens erscheinen bei dem indisch-amerikanischen Politikwissenschaftler und Publizisten bloß als Versuch, alle noch einmal für ein letztes Familienbild zu versammeln, bevor sie sich in die Welt zerstreuen. Denn schon bald würden sich Milliarden aus den verwüsteten und überschwemmten Regionen des Südens in die Klimaoasen des Nordens aufmachen. Der wiederum braucht die Neuankömmlinge, um seine demographische Lücke zu füllen und seinen Wohlstand zu halten.

Wenn also alles mit rechten, vernünftigen Dingen zugeht, gelingt der Menschheit ein reibungsloser Übergang ins nächste Stadium, das ihrem ersten ähnelt: Nach der Sesshaftigkeit wird der Mensch wieder zum Nomaden, der dorthin zieht, wo die Natur ihn duldet. Er lebt in saisonalen „Pop-up-Städten“, immer auf der Suche nach gutem Klima, guter Arbeit und guter Politik. Er wird die Arktis besiedeln, Sibirien und die Hudson Bay, Kasachstan wird über zweihundert Millionen Einwohner haben, Grönland immerhin sechzig Millionen; Südamerika und Australien müssen vermutlich aufgegeben werden. Woher weiß Khanna das alles? Er weiß es natürlich nicht, aber gerade das könnte seine These von der Zirkulationszivilisation stützen, denn „Mobilität ist unsere Antwort auf Ungewissheit“.

Khanna prophezeit allerdings auch das Ende von „Nationalismus“ und „Populismus“. Beides rechne sich nicht und werde sich der Massenwanderung nicht in den Weg stellen. Doch ist es nicht wahrscheinlicher, dass der Nationalismus neu entsteht, zum Beispiel indem die „erste Generation postnationaler Europäer“ eine europäische Festung hochzieht? Oder dass die neuen Schmelztiegelnationen des Nordens untereinander Krieg führen um den Zugang zur Arktis? Dass Identitäten fluide „Alchemie“ sind, hat noch niemanden daran gehindert, sie zu fixieren und ein Abschottungskollektiv daraus zu formen.

Marktwirtschaft als Naturkraft

Selbst wenn große Störungen ausbleiben, ist noch immer mit kleinen zu rechnen, die dort auftreten, wo Khannas Szenario Wirklichkeit wird. Denn die meisten Menschen werden keine Lust haben, sich nach ökologisch-ökonomischen Kriterien über den Globus schieben zu lassen. Auch lungern sie nicht alle „untätig“ im Süden herum und warten auf ein mieses Jobangebot aus dem Norden. Es dürfte ihnen ziemlich gegen den Strich gehen. Mag sein, dass sie dennoch um den Umzug nicht herumkommen, aber man muss solche Notwendigkeit ja nicht gleich anthropologisch veredeln und den Menschen zum Bewegungstier erklären, das erst im Davonlaufen zu sich kommt.

„Sich bewegen heißt frei sein“ und ist eine „spirituelle Erfahrung“, findet Khanna. Manchmal ist es aber auch bloß Terror. Selbst wenn es dem Gesetz von „Angebot und Nachfrage“ folgt, das Khanna der „Ideologie“ gegenüberstellt. Die Marktwirtschaft ist das Einzige, was in diesem Buch nicht in Bewegung gerät. Khanna erklärt sie zur Natur – natürlicher noch als die eigentliche Natur, denn die verwandelt ja ihr Antlitz und zwingt die Menschen zum Umzug.

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