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#Meisterin an den Tasten

Meisterin an den Tasten

Quietschen, rödeln, stottern, fiepen – wenn so das akustische Repertoire einer Schreibmaschine klänge, wir hätten diesen Schritt in unserer Kulturgeschichte vielleicht übersprungen. Zack, bum, direkt vom Füller zum Computer. Den Künsten unzähliger Mechaniker sei Dank, dass es so nicht gekommen ist. Dass es in der Werkstatt von Eveline Theobald, die sich diesen Maschinen ganz und gar verschrieben hat, anders klingt. Mehr nach beruhigendem Rattern, Ratschen, Klacken und immer wieder dem glockenhellen Pling, wenn das Ende einer Zeile erreicht ist.

Wer die kleine Werkstatt unweit von Saarlouis betritt, hat vermutlich entweder eine Schreibmaschine dabei, die er reparieren, restaurieren oder wenigstens überprüfen lassen will. Oder er hat noch keine dabei, aber vor, mit einer das Haus zu verlassen. In diesem Fall ist Ersteres richtig. Eine „Klein-Conti“ hat ihren Weg innerhalb der Familie vom Dachboden des einen ins Wohnzimmer der anderen gefunden. Wo die Maschine, ein Flohmarktfund, ursprünglich herkommt, was sie kann, wie alt sie ist, das kann wohl niemand, wenigstens nicht in Deutschland, so zielsicher beantworten wie Eveline Theobald. Auch wenn es ihre offizielle Berufsbezeichnung heute gar nicht mehr gibt, verleihen die Typen einer Maschine ihr gleich 32 Mal schlagenden Nachdruck: Büromaschinenmechanikermeisterin.

Groß geworden in der Schreibmaschinenwerkstatt des Großvaters

Eveline Theobald sitzt im Erdgeschoss des Schreibmaschinenhauses, die schwarzen Handschuhe schon angezogen, knipst sie eine Leuchte über dem winzigen Holztisch ein und inspiziert die mitgebrachte Continental der Chemnitzer Traditionsfirma Wanderer. Das Ergebnis zuerst: „Keine totale Katastrophe. Aber es wäre eine Komplettüberholung.“ Erhofft hat man das nicht, erwartet irgendwie schon. Ein Blick auf die Tasten, „Grünspan hat sie“, aber das ist nur der Anfang. Die Schreibwalze ist hart geworden und zeigt kleine Verletzungen, aber das lässt sich runterschleifen. Dafür sind die Andruckrollen hinüber. Zwischen ihnen und der Walze liegt das Papier, doch eine ist gerissen, und die andere dreht sich nicht mehr, also austauschen. Das Zugseil, das den Wagen zurückbewegt, ist verschlissen. Die Farbbandhebung arbeitet nicht ganz korrekt, Einstellungssache, wie Theobald sagt, aber solange es nicht gemacht ist, läuft der untere Teil der Buchstaben ins Leere, wenn sie rot schreiben soll. Die größte Baustelle aber sind die Typen. Der Rost macht ihnen zu schaffen, es hakelt. „Die Typenhebel würde ich rausnehmen müssen, weil sie nicht mehr richtig zurückfallen“, sagt Theobald, schiebt den Wagen noch mal nach rechts, die Finger sausen auf die Tasten, ja, „die würde ich einzeln aufarbeiten und jeweils von beiden Seiten abschleifen.“

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