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#Computerbilder von fernen Welten

Computerbilder von fernen Welten

Was für eine Aussicht: Der erste Blick des Arbeitstages fällt auf einen spektakulär in die Tiefe stürzenden Wasserfall. Oder in eine von Abertausenden Glühwürmchen erleuchtete Höhle. Oder auf die illuminierte Brücke von Mostar bei Nacht. Nicht etwa, weil man in fernen Ländern als Guide für die letzten der Pandemie trotzenden Touristen oder als sonst etwas Polyglottes arbeiten würde, sondern weil Microsoft es so will – für alle, die mit Windows als Betriebssystem arbeiten.

Spotlight, freundlich eingedeutscht „Blickpunkt“, heißt das Feature, das seit Jahren täglich ungefragt und automatisch neue Bilder aus dem Internet fischt und auf den Sperrbildschirm lädt, wenn man nichts dagegen unternimmt, etwa eigene Bilder aufspielt – was so viele Klicks in den Einstellungen verlangt, dass man es eigentlich lieber bleiben lässt.

Im Lockdown sieht die Sache vielleicht doch ein bisschen anders aus

Normalerweise ganz nett und wenig lästig, dieses hausfrei gelieferte Fotogeklingel vom Tech-Giganten, ein Klacks gegen die lästigen Rückblicke, die einem Apple notorisch in der Foto-App aufnötigt. Aber im Lockdown sieht die Sache vielleicht dann doch ein bisschen anders aus, je nach Temperament.

Da gibt es diejenigen, die sich freuen, wenn sie eingesperrt im Homeoffice und ohne Chance auf eine Reise – gar eine Fernreise! – wenigstens mit dem Mauszeiger auf Wanderschaft gehen können. „In den vergangenen Jahrzehnten ist dieser einstige Geheimtipp sehr bekannt geworden“, steht da eingeblendet in einem der auf allen Bildebenen scharfen und unwirklich farbsatten Postkartenmotive. „Das ist nicht verwunderlich“, kommt als Replik hinzu, sobald der Cursor sich dem Textfeld nähert.

Blabla dieser Art mag alle, die sich eher belästigt fühlen von der Idylle auf dem Schirm, weil sie in fiesem Kontrast zu den Aussichten im verregneten Corona-Spätwinter steht, zu Fragen verleiten wie: Kann man die Bildplätze buchen? Nach welchen Kriterien werden die Fotos ausgewählt? Und: Wer, um Himmels willen, denkt sich diese Texte aus? Tun das echte Menschen? Hoffentlich nicht.

Der Wasserfall auf dem Bild, verrät ein Textfeld, befindet sich in der Dominikanischen Republik, das Foto stammt von der Bildagentur Getty, und einen Klick weiter öffnet sich die Bing-Suche zum Motiv. Jetzt könnte man theoretisch in einen sinnlosen Surfmodus verfallen, wie Alice im Wunderland durchs Kaninchenbauloch plumpst, aber man beherrscht sich, es gibt ja so viel zu tun.

Ob einem das Bild gefallen hat oder nicht, darf man auch noch beantworten, zur „Optimierung dieses Features“. Lautet die Antwort „Nein“, wird etwas anderes aufgespielt, bei „Ja“ droht Wiederholung, und wer all das ignoriert, bekommt irgendwann eine Pause von den Fotos gegönnt – bis sie wieder aufpoppen. „Atemberaubende Kulissen wie diese sind ein alltäglicher Anblick in den Südalpen.“ Auch im Homeoffice, möchten wir hier ergänzen. Ist das ein Trost? Na ja.

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