#Methan bleibt in der Klimapolitik unbeachtet

Inhaltsverzeichnis
Damit sich die Erde um nicht mehr als 1,5 Grad Celsius erwärmt, müssen die Methanemissionen bis 2030 um über 40 Prozent sinken. Noch steigen diese allerdings stetig. Trotzdem rücken Politiker das klimaschädliche Treibhausgas noch immer nicht stark genug in den Fokus. So werden nur etwa 13 Prozent der Methanemissionen auf der Welt reguliert. Für alle anderen müssen Unternehmen keine zusätzlichen Abgaben zahlen, müssen sie nicht melden und sind nicht verpflichtet, sie so gut es geht zu verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt ein Forscherteam, das seine Ergebnisse im Mai in der Fachzeitschrift „One Earth“ veröffentlichte.
Die Wissenschaftler analysierten 281 politische Maßnahmen, die darauf abzielen, die Methanemissionen zu reduzieren. Demnach ist das größte Problem, dass 90 Prozent der Maßnahmen in nur drei Weltregionen implementiert sind: in Nordamerika, Europa und in Teilen von Asien-Pazifik, was China, Indien und Australien umfasst. Diese Gebiete setzen jedoch nur etwas mehr als 20 Prozent des Methans frei.
Aber auch die bestehenden Maßnahmen weisen Lücken auf. Denn wie viel Methan Unternehmen freisetzen, müssend diese oftmals nicht tatsächlich messen, sondern lediglich schätzen. So können Behörden schlechter einsehen, ob Grenzwerte eingehalten werden. Denn die Kluft zwischen geschätzten und gemessenen Methanemissionen ist beträchtlich. Das zeigt sich besonders im Energiesektor, der neben der Land- und Abfallwirtschaft am meisten Methan freisetzt. Dieser stößt laut Internationaler Energieagentur 70 Prozent mehr Methan aus, als die Regierungen offiziell angeben. Denn diese erhalten meist geschätzte Zahlen von den Unternehmen.
Wo gibt es wie viele Regulierungen zu Methanemissionen?
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Bild: F.A.Z.
So verbieten zwar einige Länder, dass Öl- und Gaskonzerne Erdgas abfackeln. Sie messen aber kaum, ob diese das Verbot auch einhalten. Noch weniger werden Kohlebergwerke kontrolliert, die besonders in China unsauber arbeiten und so viel Methan freisetzen. Auch in der Landwirtschaft ist Luft nach oben. Teilweise regulieren Staaten zwar, wie Landwirte düngen. Die größten Methanemittenten in diesem Sektor sind aber die Tiere selbst. Dabei gibt es mittlerweile bestimmte Futtersorten, die dafür sorgen, dass die Tiere weniger Methan ausstoßen. Deren Benutzung schreibt aber keine Regierung vor. Besser sieht es in der Abfallwirtschaft aus. Wo es Vorschriften gibt, Deponiegase einzufangen, wird sich oftmals auch dran gehalten.
Das Potential ist groß, die Erwärmung zu begrenzen
„Die gute Nachricht ist, dass es eine enorme Chance gibt, die Erwärmung kurzfristig zu begrenzen, wenn wir schnell handeln und die Methanemissionen in den Griff bekommen. Wir brauchen dringend strengere Vorschriften für eine bessere Überwachung von Methan und konkrete Maßnahmen zur Reduzierung“, sagt Paul Balcombe, Mitautor der Studie. Würden Politiker und Unternehmen alle bereits verfügbaren Minderungsmaßnahmen umsetzen, könnte das die prognostizierten Methanemissionen um die Hälfte senken. So würde sich die Erde bis 2100 um einen halben Grad Celsius weniger erwärmen.
Hier geht es weiter mit dem F.A.Z.-Klimablog „Kipppunkt“. Lesen Sie hier alle neuen Beiträge:
Das größte Moor der Welt droht zu kippen
Gefährden Windräder Vögel, Fledermäuse und Insekten?
Wie messen wir Treibhausgas-Emissionen?
So funktioniert klimaneutrales und abbaubares Plastik
Grönlands Eisschild könnte schneller schmelzen als angenommen
So steht es um den Wald in Deutschland
Wie der Klimawandel Parasiten zusetzt
Weltweit sind Berge fast 16 Tage weniger mit Schnee bedeckt
E-Autos sind klimafreundlicher
Lilly Bittner
- Tagsüber die Rollläden runterzulassen, ist die effektivste und einfachste Form der Kühlung.
- Zimmerpflanzen sehen nicht nur schön aus, sondern kühlen den Raum ab. Sie nehmen Sonnenlicht auf, um mittels Fotosynthese Sauerstoff zu produzieren. Hinzu kommt, dass sie natürliche Raumbefeuchter sind, was das Klima wiederum angenehmer macht.
- Ist es dennoch zu warm im Zimmer, kann man zum Ventilator greifen. Australische Wissenschaftler berechneten in einer Studie, wie viel Energie und Treibhausgase benötigt werden, um ein angenehmes Innenklima zu schaffen. Die Studie erschien im April im Fachmagazin „The Lancet Planteary Health“. Demnach kann man drei Viertel Energie sparen, wenn man einen Ventilator auf höchster Stufe laufen lässt anstatt eine Klimaanlage zu nutzen. Zwar verbraucht der Ventilator auf niedriger Stufe weniger Energie, leistet aber auch weniger. So muss häufiger die Klimaanlage eingeschaltet werden, um eine angenehme Temperatur zu erreichen. Wechselt man von Klimaanlagen auf Ventilatoren, könne man mehr Strom einsparen, als wenn man Glühbirnen mit LED-Leuchten austauscht.
- Möchte man trotzdem zur Klimaanlage greifen, sollte man darauf achten, dass diese eine gute Energieeffizienzklasse aufweist. Zudem verbrauchen sogenannte Splitgeräte fast halb so viel Energie wie Monoblöcke. Splitgeräte bestehen aus zwei Teilen, von denen eines außen am Haus installiert ist. Monoblöcke sind mobile Klimaanlagen, die aus einem Teil bestehen. Die warme Luft wird allerdings mit Schläuchen abgeführt, die oftmals aus offenen Fenstern raushängen, wodurch warme Luft in das Zimmer strömt.
- Zudem sollte man darauf achten, welche Kältemittel die Klimaanlage benötigt. Meistens wird fluorierter Kohlenwasserstoff eingesetzt, ein Gas, das einen höheren Treibhauseffekt hat als CO₂. Natürliche Kältemittel sind Kohlendioxid, Ammoniak, Kohlenwasserstoffe, Luft und Wasser. Weitere Informationen zur Wahl der richtigen Klimaanlage finden Sie hier.
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Das größte Moor der Welt droht zu kippen
Lilly Bittner
Das größte Moor der Welt droht zu kippen: Das Moor im Kongobecken ist das größte tropische Torfgebiet der Welt. Es ist mehr als viermal so groß wie Baden-Württemberg und speichert etwa 30 Milliarden Tonnen Kohlenstoff. Das sind knapp 30 Prozent des Kohlenstoffs, das alle tropischen Moore der Welt zusammen speichern. Um diese Bedeutung weiß auch die internationale Gemeinschaft. Deshalb sicherten unter anderen die Europäische Union und Deutschland während der Weltklimakonferenz in Glasgow insgesamt 1,5 Milliarden US-Dollar zu, um das Kongobecken zu erhalten. Wie anfällig das Moor ist, wurde bisher allerdings kaum untersucht.
Zum anderen könnte das Moor anfälliger für klimatische Veränderungen sein als bisher angenommen: So ist es im Kongobecken mittlerweile noch trockener als vor 5000 Jahren. Während in den 3000 Jahren damals zwischen 2,3 und 3,7 Meter Torf austrockneten, verschwinden mittlerweile in einigen Mooren der Welt mehrere Zentimeter Torf pro Jahr. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass das Moor im tropischen Kongobecken kurz davor steht, von einer Kohlenstoffsenke zu einer Kohlenstoffquelle zu werden, aber auch, dass er widerstandsfähig ist und sich unter günstigen Bedingungen erholen kann“, sagt Schefuß. Dafür müssten allerdings besonders Forscher, die am Ort leben, eingebunden werden.
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Lilly Bittner
Trotzdem zeigt die Studie, dass der Klimawandel das Gefälle zwischen Ländern in höheren und niedrigeren Breitengraden weiter verstärken wird. Länder, die ohnehin Weizen importieren, werden abhängiger von Importen und müssen so immer mehr Geld für Weizen ausgeben. Gleichzeitig verdienen Landwirte in diesen Regionen weniger. So müssen Menschen in diesen Ländern einen immer höheren Anteil ihres Einkommens für Weizen ausgeben. In exportierenden Ländern verändert sich der Anteil kaum. Ob es für die weltweite Ernährungssicherheit hilfreich ist, Handelshemmnisse abzubauen, bleibt unter diesem Gesichtspunkt fraglich. Einige argumentieren, dass so lokale Schwankungen abgemildert werden können, weil alle Länder einen besseren Zugang zu zusätzlichen Lieferungen aus anderen Ländern hätten. Importierende Länder würden allerdings noch abhängiger werden und ihr Einkommen würde weiter sinken. Die Studienautoren schlagen stattdessen vor, lokale Strukturen zu fördern. Denn die Studie untersucht nicht, inwiefern veränderte Anbaumethoden, die sich an den Klimawandel anpassen, diesem Trend entgegensteuern könnten.
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Gefährden Windräder Vögel, Fledermäuse und Insekten?
Lilly Bittner
Gefährden Windräder Vögel, Fledermäuse und Insekten? Immer wieder flammt die Debatte auf, ob Windräder eine Gefahr für fliegende Tiere darstellen. Man hört von Mäusebussarden und Fledermäusen, die vor die Rotorblätter fliegen und sterben, selten jedoch von der Studienlage, die solche Fälle einordnet. Gefährden Windräder also tatsächlich Vögelpopulationen und weitere?
- Das Brandenburger Landesamt für Umwelt (LfU) sammelt verfügbare Daten über Kollisionen zwischen Tieren und Windkraftanlagen in Deutschland. Seit 2002 dokumentierten sie fast 4800 tote Vögel und 3970 Fledermäuse (Stand: 17. Juni 2022). Besonders betroffen sind Greifvögel. Es starben 743 Mäusebussarde und 995 Rotmilane. Der Datensatz bietet allerdings nur einen Überblick, welche Arten betroffen sind, nicht jedoch, wie viele Tiere insgesamt umkamen. Das LfU dokumentiert nur gefundene Kadaver, die jedoch oftmals von anderen Tieren weggetragen werden, sodass sie nicht mehr an den Windrädern aufzufinden sind. Zudem werden viele Windkraftanlagen noch nicht untersucht. Die Dunkelziffer dürfte also höher sein.
- Um diese Lücke zu schließen, gab das LfU 2013 eine Studie in Auftrag, die im Fachmagazin „Journal for Nature Conservation“ erschienen ist. Die Forscher erstellten mithilfe des Datensatzes ein Modell, um die Dunkelziffer für Milane einzuberechnen. Demnach starben im Jahr 2012 308 Milane an über dreitausend Turbinen. Die Forscher schätzen, dass so rund vier Prozent der wandernden Milane umkommen könnten, wenn die Anzahl der Windkraftanlagen weiter zunimmt.
- Eine Analyse von Forschern des Berliner Leibnitz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung stellte 2015 ein ähnliches Modell für Fledermäuse auf. Sie schätzen, dass jährlich zehn bis zwölf Fledermäuse an jedem Windrad sterben, bei dessen Betrieb keine Rücksicht auf Naturschutz genommen wird. 70 Prozent der getöteten Fledermäuse sind Zugvögel aus dem Ausland, die Deutschland lediglich durchqueren. Daher ist es schwierig, Rückschlüsse auf die Populationen zuzulassen.
- Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt berechnete, wie viele Insekten durch Windkraftanlagen sterben. Hierzu schauten sie, wie viele Insekten sich durchschnittlich in der Luft befinden und wie viel Luft in Kontakt mit Rotorblättern kommt. So modellieren sie, wie viele Insekten vor die Blätter fliegen und gehen davon aus, dass fünf Prozent durch den Aufprall sterben. Demnach würden jedes Jahr zwischen April und Oktober 1200 Tonnen Insekten sterben. Das wären fünf bis sechs Milliarden Tiere täglich. Was viel klingen mag, gefährdet die meisten Insektenpopulationen aber nicht.
Allerdings sind die Studien mit Vorsicht zu genießen. Sie berechnen lediglich, wie viele Flugtiere sterben könnten. Empirische Daten existieren nicht, da es kaum möglich ist, alle getöteten Tiere zu erfassen. Zudem sind die Modellierungen teilweise einige Jahre alt, seitdem viele Windräder hinzugekommen sind und sich weiterentwickelt haben.
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Wie messen wir Treibhausgas-Emissionen?
Lilly Bittner
Kurz erklärt – Wie messen wir Treibhausgas-Emissionen? Die Treibhausgas-Emissionen steigen seit Beginn des industriellen Zeitalters stetig. Man kann sogar nachweisen, dass die Emissionen von Menschen und nicht etwa aus natürlichen Quellen stammen. Wie ist das möglich?
Mittlerweile gibt es 325 solcher Stationen in 65 Ländern. In Deutschland stehen vier, auf der Zugspitze, im Harz, in der Eifel und südlich von Greifswald. Zudem kommen immer wieder Flugzeuge zum Einsatz, um Luftproben aus verschiedenen Höhen zu nehmen. Die modernen Stationen messen auch weitere Treibhausgase und zeigen, wie die Stoffe aufgebaut sind. So können Forscher erkennen, ob das CO₂ aus natürlichen Quellen oder der Verbrennung fossiler Brennstoffe stammt. Denn das Isotop 14C zerfällt nach einiger Zeit und ist in fossilen Energieträgern nicht mehr auffindbar. Mittlerweile ist 14C kaum noch in dem CO₂ nachzuweisen, das sich in der Atmosphäre befindet. All diese Daten erhält Global Atmosphere Watch, ein Programm der Weltorganisation für Meteorologie, die sie bündelt und auswertet. Zudem können Forscher herausfinden, wie viel CO₂ sich in der Atmosphäre befand, noch bevor Menschen anfingen, dies direkt zu messen. Dafür bohren sie tief in Eisschichten hinein und entnehmen Proben. Denn in dem Eis sind kleine Luftbläschen eingeschlossen, die die Atmosphäre vergangener Jahrtausende konservieren. Die Forscher können so belegen, dass in den vergangenen 600.000 Jahren noch nie so viel CO₂ in der Atmosphäre war wie jetzt.
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Lilly Bittner
Hierfür wertete ein internationales Forscherteam die Klimapläne aus, die die Staaten bei der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) einreichten. Diese liegen allerdings nur für 51 Länder vor, die gemeinsam für ein Fünftel der weltweiten Emissionen verantwortlich sind. Davon quantifizieren wiederum lediglich 18 Nationen, wie hoch ihre Restemissionen sein sollen. Demnach wollen die Länder 2050 durchschnittlich 18 Prozent ihrer derzeitigen Emissionen ausstoßen. Würden alle der 50 untersuchten Länder so viel emittieren, würden somit auch nach 2050 noch 12 Millarden Tonnen CO₂ pro Jahr ausgestoßen werden. Das entspricht mehr als dem, was China im Jahr 2021 emittierte.
Der sechste IPCC-Bericht berechnet, dass der 1,5 Grad-Pfad sechs bis zwölf Milliarden Tonnen Restemissionen erlaubt, die anderweitig absorbiert werden können. Die neue Studie zeigt allerdings, dass bereits die 50 untersuchten Länder voraussichtlich zwölf Milliarden Tonnen freisetzen werden. Allerdings dürfte selbst diese Zahl weitaus höher sein. Das liegt daran, dass die Forscher die Restemissionen des optimistischsten Szenarios einbezogen. Hinzu kommt, dass die meisten Länder die Luft- und den Seeverkehr nicht einrechneten. Diese Sektoren sind allerdings schwieriger zu dekarbonisieren und könnten somit weitere Restemissionen erzeugen.
Zu viele Restemissionen ließen sich laut des Forschungsteams allerdings kaum ausgleichen. Aufforstungsprojekte bräuchten zu viel Platz, der etwa mit der Landwirtschaft konkurriert. Und die derzeitigen Kapazitäten der Technologien müsste man vertausendfachen. Das bräuchte sehr viel Energie. „Wir empfehlen nachdrücklich, die Anstrengungen zur Reduzierung der Emissionen zu beschleunigen. Schnellere Reduzierungen hier und jetzt sind weitaus besser als Investitionen in eine ungewisse technologische Lösung in einer Zukunft, in der sich die Klimakrise verschärft hat, mit noch schwerwiegenderen Wetterphänomenen und nachfolgenden Klimaschäden“, sagt Studienautor Jens Friis Lund.
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Lilly Bittner
Dürren werden immer unvorhersehbarer: Bislang hatte man Zeit, sich auf Dürren vorzubereiten. Denn im Vergleich zu Stürmen und Überschwemmungen entwickelten sie sich langsamer. Das könnte allerdings vorbei sein, weil sich sogenannte Blitzdürren durchsetzen. Diese treten meist unvorhersehbar ein, verschwinden jedoch nicht so schnell, wie sie kommen. Das macht sie besonders gefährlich, denn Landwirte können sich nicht auf sie vorbereiten und Ökosysteme haben keine Zeit, sich an die Dürre anzupassen. Zudem können die Blitzdürren Hitzewellen und Waldbrände auslösen.
Das könnte sich jedoch bald ändern. Denn selbst wenn sich die Erde nur moderat erwärmt, werden Blitzdürren bis zum Ende des Jahrhunderts überall auf der Welt vorherrschen. Das liegt daran, dass wärmere Luft dem Boden mehr Wasser entzieht. Zudem wird es weniger regnen. Grund hierfür sind menschengemachte Emissionen. Die Forscher konnten diesen Trend nicht erkennen, wenn sie lediglich natürliche Emissionen, etwa durch Vulkanausbrüche, einberechneten. Das erschwert es nicht nur, sich auf Dürren vorzubereiten, sondern auch sie vorherzusagen. Denn die meisten Vorhersagen rechnen mit Langzeittrends.
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So funktioniert klimaneutrales und abbaubares Plastik
Lilly Bittner
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Lilly Bittner
Kurz erklärt – Wie gelingt die Energiewende? Wie wir heizen, unser Auto antreiben und das Smartphone aufladen, unterliegt einem komplexen Energiesystem. Dieses klimaneutral umzustellen, erfordert viel Aufwand. Aus technischer Sicht ist die Energiewende aber machbar. Mit diesen Schritten kann sie gelingen:
- Energiebedarf senken: Unseren jetzigen Energiebedarf mit erneuerbaren Quellen zu decken, wird kaum möglich sein. Um diesen zu senken, müssen wir die Energienutzung effizienter gestalten. Das ist möglich, indem wir verbrennungsbasierte Techniken, wie den Heizkessel und Verbrennungsmotoren, durch strombasierte Lösungen ersetzen. Denn diese sind naturgemäß effizienter. Zudem setzt die Fachwelt auf das Prinzip der Sektorenkopplung, sodass die Bereiche Industrie, Verkehr und Gebäude miteinander vernetzt werden. Zudem kann gerade in den Sektoren Gebäude und Verkehr viel Energie eingespart werden. So kann der Energiebedarf in etwa halbiert werden. Das berechnete das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme im Jahr 2020.
- Gebäudesektor: Indem man Gebäude flächendeckend dämmt, kann man etwa die Hälfte der Wärmeenergie einsparen. Um Häuser zu heizen, empfehlen Experten die Wärmepumpe. Diese benötigt weniger Energie, um einen Raum aufzuheizen als andere Heizungen. Denn sie nutzt zu etwa einem Teil Strom und zu zwei Teilen die Umgebungswärme. Selbst wenn pro Jahr nur 1,5 Prozent der Gebäude saniert und bis 2035 etwa acht Millionen Wärmepumpen eingebaut werden, verringert das den Energiebedarf im Gebäudesektor bereits um 36 Prozent. Das berechnet die Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin (HTW) in einem Bericht aus dem Jahr 2021.
- Verkehrssektor: Auch im Verkehrssektor lässt sich der Energiebedarf grob halbieren. Denn Verbrennermotoren können laut dem Energieexperten Volker Quaschning nur etwa ein Viertel der Energie für den Antrieb nutzen. Der Rest verpufft als Abwärme. Elektromotoren schaffen es indes, mehr als 90 Prozent der Energie zu nutzen. So ist es sinnvoll, Verbrenner-Pkw durch E-Autos zu ersetzen. Fahrzeuge mit schwerer Last können mit Wasserstoff oder Biodiesel angetrieben werden. Der HTW-Bericht berechnet hier, dass man so 40 Prozent des Energiebedarfs des Sektors einsparen kann.
- Erneuerbare ausbauen: Die Energie soll primär aus Sonnen- und Windkraft stammen, aber auch aus Biomasse, Solar- und tiefer Geothermie. Windkraft und Photovoltaik sollen bis 2050 60 Prozent des Energiebedarfs decken. Das Fraunhofer-Institut berechnet, dass dafür das Fünf- bis Siebenfache der heutigen Leistung nötig wäre. Wo immer möglich, soll diese Energie direkt verstromt werden. Denn so nutzt man diese am effizientesten.
- Flexible Leitungsnetze und Speichertechnologien: Weil Sonnen- und Windenergie nicht nach Belieben verfügbar ist, wird es notwendig sein, die Leitungsnetze entsprechend anzupassen. So kann das Elektroauto beispielsweise dann geladen werden, wenn gerade viel Strom verfügbar ist. Dieses agiert zugleich auch als Stromspeicher. Hinzu kommen stationäre Batteriespeicher sowie Wasserstoff als Speichertechnologien.
- Wasserstoff: Dieser wird zudem notwendig sein, weil sich einige Bereiche nicht elektrifizieren lassen. Hierzu zählen etwa der See-, Flug-, und Schwerlastverkehr sowie Teile der Industrie. In diesen Fällen setzen Experten auf grünen Wasserstoff, aus dem zum Teil wiederum flüssige Kraftstoffe hergestellt werden können. Dieser wird allerdings nicht gänzlich in Deutschland hergestellt werden können. Wie viel importiert werden muss, wird abhängig davon sein, wie die Bürger technische Neuerungen annehmen. Es muss beispielsweise umso mehr Wasserstoff importiert werden, je mehr Menschen auf E-Fuels setzen oder den Windausbau blockieren. In diesen Fällen steigt der Energiebedarf wiederum, weil viel Energie aufgewandt werden muss, um Wasserstoff herzustellen.
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Grönlands Eisschild könnte schneller schmelzen als angenommen
Lilly Bittner
Das liegt vor allem am Nordostgrönländischen Eisstrom, einer der größten Eisströme Grönlands. Dieser mündet in einem Eisvorsprung, der weit aus dem Eisschild hinaus in den Ozean ragt. Von solchen Vorsprüngen fließt das meiste Gletschereis ab, vom nordostgrönländischen Eisstrom zwölf Prozent des Eises. Der Eisstrom ragt zudem weit bis in das Herzen des Gletschers hinein. Bisher wurde allerdings lediglich der Vorsprung des Eisstromes untersucht. Nun fanden Forscher heraus, dass das Eis nicht nur an der Küste immer schneller abfließt. Das Eis schmilzt auch bis zu 200 Kilometer landeinwärts immer schneller. „Das, was an der Gletscherfront passiert, reicht weit bis in das Herz des Eisschilds hinein“, sagt der Erstautor Shfaqat Abbas Khan.
So fließt der Eisstrom bereits seit 2012 um ein Vielfaches schneller, wodurch immer mehr Eis schmilzt. Das könnte den Meeresspiegelanstieg bis 2100 um weitere 13,5 bis 15,5 Millimeter erhöhen. Der Weltklimarat prognostizierte, es seien rund sechsmal weniger. Das fanden die Forscher heraus, indem sie GPS- sowie Satellitendaten auswerteten und Modelle errechneten. Ähnliches könnte auch für weitere Gletscher gelten, wie in der Antarktis. „Unter den gegenwärtigen klimatischen Bedingungen ist es schwer vorstellbar, wie dieser Rückzug gestoppt werden könnte“, prognostiziert Khan. Seine Ergebnisse können aber dazu beitragen, die Vorhersagekraft künftiger Modelle zu verbessern.
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