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#Millionen aus dem Wäschetrockner

Millionen aus dem Wäschetrockner

Simon Schimetschka öffnet die Tür des Wäschetrockners. 200-Euro-Scheine fallen auf den Boden. 1200 Scheine hat er in der Trommel für knapp zwei Stunden trocknen lassen. Es ist Flutgeld: Banknoten aus den Hochwassergebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen, verschlammt, durchfeuchtet, verschimmelt.

Geld stinkt nicht? Simon Schimetschka und seine Kollegen vom Analysezentrum der Bundesbank für Falschgeld und beschädigtes Bargeld in Mainz sehen das anders. In dem kleinen Raum, in dem die Mitarbeiter seit der Flut die beschädigten Banknoten bearbeiten, ist die Luft warm und feucht und stickig. Es riecht nach Erde, nach Gewölbekeller. Im Hintergrund brummt eine Abzugshaube mit chemischem Filter. Denn die Banknoten sind kontaminiert, mit Abwasser, Schimmel, Heizöl. Die 15 Mitarbeiter müssen deshalb Handschuhe und Maske tragen, auch ohne Pandemie.

Das Analysezentrum kümmert sich um beschädigtes Bargeld und ersetzt es kostenlos, wenn denn „50 Prozent und ein Fitzelchen“ eingereicht werden, wie Johannes Beermann sagt, Vorstand der Deutschen Bundesbank. Etwas mehr als die Hälfte des Scheins muss erhalten sein. Das ist jährlich bei Banknoten im Wert von 40 Millionen Euro der Fall. Doch in diesem Jahr sind allein im Juli und August 51 Millionen Euro Bargeld aus den Flutgebieten eingegangen. Normalerweise trocknen die Mitarbeiter die Geldscheine händisch, mit Küchenpapier. Doch bei diesen Massen war das nicht mehr möglich. Dafür fehlte Platz und Zeit. Die Alternative war simpel: ein handelsüblicher Wäschetrockner.

Mit vollen Händen: Simon Schimetschka kümmert sich um beschädigte Banknoten.


Mit vollen Händen: Simon Schimetschka kümmert sich um beschädigte Banknoten.
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Bild: Samira Schulz

Flutgeld muss ersetzt werden

„Das Wortspiel mit der legalen Geldwäsche muss ich Ihnen also leider vermiesen“, sagt Beermann. „Wir waschen das Geld nicht, wir trocknen es nur.“ Die Banknoten werden nicht mehr an die Besitzer zurückgegeben; sie werden vernichtet, der Wert wird erstattet. Kein Automat, keine Tankstelle würde das Geld mehr akzeptieren: „Automaten sind so sensibel“, sagt Beermann. „Bargeld muss in einem einwandfreien Zustand sein.“ Und das ist nach allem, was bei dem Hochwasser in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen passiert ist, oft nicht mehr der Fall. Das Flutgeld muss ersetzt werden, getrocknet und von Schlammresten und Schmutz befreit wird es nur, damit die Mitarbeiter der Bundesbank es zählen und auf Echtheit überprüfen können.

Die Scheine kommen in Safe-Bags aus den Filialen in Köln, Dortmund, Koblenz und Saarbrücken an. Die drei verschlossenen Beutel in der Tasche öffnet Schimetschka Schicht für Schicht. Auf der Safe-Bag vermerkt sind der Einreicher, die Bank und die Kontonummer. Es ist das Geld von Privatpersonen. Zu Beginn gingen vor allem beschädigte Noten von überfluteten Banken und Betrieben ein, große Geldmengen auf einen Schlag. Mittlerweile kommt mehr von Privatpersonen.

Schonprogramm zwischen 45 Minuten und zwei Stunden

2013, beim letzten großen Hochwasser in Ostdeutschland, wurden insgesamt 150.000 Banknoten eingereicht, sagt Beermann. Beim Hochwasser 2021 sind es schon jetzt 190.000. Dabei wurde erst ein Viertel der Anträge bearbeitet. Bis Ende des Jahres sollen die bisherigen Anträge geschafft sein. Die Arbeit geht aber auch danach nicht aus: Flutgeld wird man noch in Monaten und Jahren finden.

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