Nachrichten

#Mit der Angst vor einem russischen Angriff leben

Mit der Angst vor einem russischen Angriff leben

Schon vor der Grenze wird deutlich, dass nicht alles so ist wie sonst. Die Republik Moldau hat ihren Luftraum gesperrt, weshalb die Anreise in die Hauptstadt Chișinău nur über Umwege möglich ist. Aus Bukarest gibt es Flüge nach Iaşi, in die Hauptstadt des rumänischen Gebiets Moldau, das an den Staat gleichen Namens grenzt. Von Iaşi aus ist es nicht weit bis zur Grenze. Schon bevor die in Sicht kommt, fallen die vielen Fahrzeuge mit ukrainischen Nummernschildern auf, die in gegenläufiger Richtung unterwegs sind.

Michael Martens

Korrespondent für südosteuropäische Länder mit Sitz in Wien.

Im Hotel in Iaşi war zudem aufgefallen: Mütter, Kinder, ältere Menschen aus der Ukraine sind unterwegs. Die Männer sind in der Ukraine, um sie gegen Russland zu verteidigen. Ob freiwillig oder erzwungen, lässt sich nicht sagen. Ein Gerücht in Iaşi: Ukrainische Grenzbeamte verlangten 1500 Euro von jedem Wehrfähigen, der trotz Verbots das Land verlassen will. Korruption selbst angesichts des Überlebenskampfes des eigenen Volkes? Ob das stimmt oder eine böswillig gestreute Lüge ist?

Am Kontrollpunkt. An der Spur zur Einreise fast niemand, auf der Gegenseite eine Schlange. Die meisten Fahrzeuge haben ukrainische Registrierungen. Auch in der Hauptstadt Chișinău ein ähnliches Bild. Vor den Hotels, den teureren ebenso wie den bescheideneren Pensionen, ukrainische Fahrzeuge aller Preisklassen, vor allem offenbar aus dem Großraum Odessa. Manche sind hier nur auf Zwischenhalt, sie wollen nach Rumänien oder noch weiter gen Westen. Andere wollen abwarten, wie es in der Heimat weitergeht, ob eine baldige Rückkehr möglich wird. Einige hundert haben bisher nach Angaben der moldauischen Regierung einen Antrag auf Asyl im Lande gestellt.

Kriegsvertriebene aus der Ukraine sind willkommen

Die Ukraine ist seit 2014 partiell russisch besetzt. In Moldau kennt man das schon viel länger. Tatsächlich gab es keinen Moment in der Geschichte des moldauischen Staates, in dem nicht ein Teil seines Territoriums russisch respektive mit russischer Unterstützung besetzt gewesen wäre. Seit dem Zerfall der Sowjetunion hat die Regierung in Moldau keine Kontrolle über den Landesteil Transnistrien, der sich mit militärischer Unterstützung aus Russland abspaltete und seither von Moskau finanziert wird.

Ein ukrainischer Soldat läuft durch die Trümmer, die ein russischer Luftschlag in Kiew hinterlassen hat.





Bilderstrecke



Angriff auf die Ukraine
:


Zwischen Trümmern und Molotow-Cocktails

Äußerlich ist die Lage in der Hauptstadt ruhig. Staatspräsidentin Maia Sandu hat Moskaus Einmarsch in der Ukraine klar verurteilt. Zugleich versucht man aber, nicht aufzufallen. Fliehende aus der Ukraine sind willkommen, es gibt zwei Flüchtlingslager im Land. Doch was, wenn sich auch Moldau im Visier des großrussischen Imperialismus befindet? Bisher gibt es keine Anzeichen dafür, dass Russlands Präsident seine Panzer, die einstweilen ja nicht einmal in der Ukraine im von Moskau gewünschten Tempo vorankommen, bis an den Pruth vorrücken lassen will, den Grenzfluss zu Rumänien. Aber kann man bei Wladimir Putin noch irgendetwas ausschließen?

Käme es so, könnte Moldau mit seiner wenige tausend Mann kleinen Armee der russischen Übermacht keinerlei ernsthafte Gegenwehr entgegensetzen. „Dieses Land ist auf kriegerische Ereignisse in keiner Weise vorbereitet. Die Nachbarn sind Rumänien und die Ukraine. Es gab nie das militärische Szenario eines Überfalls durch einen dieser Staaten“, sagt ein Gesprächspartner mit bestem Informationszugang in Chișinău, der mit Rücksicht auf die Lage anonym bleiben will.

Gleich zu Beginn des russischen Überfalls richtete sich der moldauische Blick auf Tiraspol, den Hauptort Transnistriens. Dort gibt es einen stillgelegten Flugplatz, den Moskau zum Einfliegen von Truppen nutzen könnte. Dann hätte es einen Brückenkopf in der Region. Doch derzeit gebe es keine Anzeichen für solche Pläne, so der Gesprächspartner. Sorgen bereite vielmehr das Schicksal Odessas.

Wenn Odessa russisch würde

Für Moldau, ein Land ohne Meerzugang, ist die Hafenstadt eine Lebenslinie. Von dort kommen die wichtigsten Importe. Geriete Odessa unter Moskaus Kontrolle, würde das die moldauische Abhängigkeit von Moskau noch einmal vergrößern. Doch der kleine Staat von kaum mehr als zweieinhalb Millionen Einwohnern kann letztlich die Entwicklungen östlich seiner Grenze nur beobachten. Das Parlament hat den Notstand ausgerufen, mit parteiübergreifender Mehrheit. Ein Exportstopp für Weizen und Zucker wurde verfügt. Der Rest ist Hoffen darauf, dass die ukrainische Verteidigung hält.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!