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#Mit der Askese hatten es die Herren eher nicht so

Mit der Askese hatten es die Herren eher nicht so

Am 30. März 1121 unterzeichnet Papst Calixtus II. die Stiftungsurkunde für das Sühnekloster St. Peter und Paul im oberbayerischen Beuerberg. Neunhundert Jahre später fällt der Festakt einer Pandemie namens Corona zum Opfer. Er soll nächstes Jahr nachgeholt werden. So lang muss man aber nicht warten, denn seit Pfingstsamstag ist im ehemaligen Kloster die Ausstellung „Kommune 1121“ geöffnet, die sich mit den Augustiner Chorherren und ihrer gemeinschaftlichen Lebensweise beschäftigt. Ein Thema, heute so aktuell wie damals, verhandelt es doch die Frage: Wie wollen wir zusammen leben?

Vor sieben Jahren verließen die letzten Salesianerinnen, die zuletzt 168 Jahre das Kloster betrieben hatten, den kleinen Ort südlich von Wolfratshausen, unweit der Südspitze des Starnberger Sees gelegen. Die Erzdiözese München und Freising tat das Richtige, indem sie der üblichen Abwicklungsmethode entsagte und eben kein Seminarhotel, keine Seniorenresidenz und keinen Wellnesstempel daraus „entwickeln“ ließ. Stattdessen übergab sie die Anlage mitsamt seinem über Jahrhunderte angehäuften Inventar, liturgischem Gerät, Bettwäsche, Kruzifixen, Geschirr, Bibliothek, Garten und Schneiderei, dem hauseigenen Diözesanmuseum. Dessen Leiter Christoph Kürzeder war von 2013 an ein König ohne Land, weil das Museum auf dem Freisinger Domberg in jenem Jahr geschlossen wurde. Nach einer dann neun Jahre währenden Generalsanierung wird es zu Pfingsten 2022 wieder öffnen. Aber Kürzeder nutzte seine Chance klug: In einer ersten Ausstellung, die vom Leben im Kloster handelte, machte er Kloster Beuerberg zugänglich.

Sie arbeiten für das Reich Gottes auf Erden

Und da sich die Ausstellung „Klausur“ zu einem Publikumsmagneten entwickelte, folgte fortan jedes Jahr eine Schau, die Aspekte des klösterlichen Lebens mit Gegenwartsfragen konfrontierte. Parallel wurden Teile des Klosters denkmalpflegerisch ertüchtigt. Ein Museum im strengen Sinn kann und will Beuerberg nicht sein, dazu fehlt es an Sicherheitstechnik und an Klimatisierung. Gerade der authentische Charme ist es aber, der dem Haus Stammkundschaft beschert hat, darunter auch Menschen, die mit der Kirche hadern, hier aber unverkrampft die Aura eines spirituellen Orts erleben. Insofern wurde Beuerberg wie durch ein kleines Wunder wieder zu einem fruchtbaren Boden für eine an sich selbst zweifelnde Kirche.

Graue Wolken, bunte Beete: die Gemeinschaft bei der Gartenarbeit


Graue Wolken, bunte Beete: die Gemeinschaft bei der Gartenarbeit
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Bild: Sophie Däuber / Museum

Sie arbeiten für das Reich Gottes auf Erden: Die Augustiner Chorherren sind ein seelsorgerisch ausgerichteter Orden, dessen Mitglieder als Gemeindepfarrer wirken, um abends wieder ins Kloster zurückzukehren. Die Herren legten Wert auf Durchlässigkeit zur Welt, und das kam in den beinahe siebenhundert Jahren seines ersten Lebens auch dem Dorf Beuerberg zugute. Bis zur Säkularisation 1803 arbeiteten viele Familien für die rund ein Dutzend Mönche, mehr als zwanzig lebten dort nie.

 „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist“

Wie diese Gemeinschaft funktioniert, zeigt ein Film in der Ausstellung, der, wie weitere Interviews, auch auf dem Youtube-Kanal des Diözesanmuseums zu sehen ist. Darin erläutert der Propst des heute noch aktiven österreichischen Stifts Reichersberg, Markus Stefan Grasl, die Denk- und Arbeitsweise dieser Männergemeinschaft, die nach den Regeln des Kirchenvaters Augustinus lebt. Und diese sind weniger streng als die Regula Bendicti. Sie fordern Enthaltsamkeit, aber keine Askese. In Klosterneuburg vor den Toren Wiens sollen bis vor hundert Jahren noch Butler die Chorherren versorgt haben. Und schon im zwölften Jahrhundert versuchten die Beuerberger Herren, mit allen Mitteln Weinberge in Südtirol zu kaufen – vergeblich. Bis heute spielt das gemeinsame Mahl eine wichtige Rolle; die Klosterküche, die den Klostergarten als Nutzgarten pflegt, bewährt sich als wunderbares weltliches Echo auf diese Tradition.

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