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#Mit diesem Tipp kommt man Lügnern auf die Spur



Lügen zu entlarven ist oft schwer. Forschern zufolge hilft es, nur auf eine Sache zu achten. Sie verraten auch, welche Rolle Körpersprache dabei spielt.

Der Datingpartner sagt ein Abendessen ab, weil es ihm plötzlich schlecht geht. Ist die Geschichte wahr – oder nur erfunden, weil er möglicherweise keine Lust auf das Treffen hatte? Zwischen Lüge und Wahrheit zu unterscheiden, ist oft schwer bis unmöglich. Dabei könnte eine simple Faustregel das Aufdecken von Lügen einfacher machen, wie eine kürzlich erschienene Studie aus den Niederlanden zeigt. Sie lautet: Achtet man bloß auf die Detailtiefe einer Geschichte, sind Lügner leichter zu entlarven. Das schreiben Wissenschaftler aus Amsterdam, Maastricht und Tilburg im Fachjournal Nature Human Behaviour. „Menschen, die die Wahrheit sagen, können eine fundiertere Beschreibung geben, weil sie das Ereignis tatsächlich erlebt haben“, erklärt Bruno Verschuere, Professor für Forensische Psychologie an der Universität Amsterdam.

Es gibt sogenannte weiße und schwarze Lügen

Doch einmal ganz von vorn: Lügen ist menschlich. Das Thema in der Forschung umzusetzen sei nicht immer einfach, sagt Matthias Gamer. Der Professor für Experimentelle Klinische Psychologie an der Universität Würzburg beschäftigt sich seit rund 20 Jahren mit dem Thema Lügen. „Schon allein bei der Frage, wie oft man lügt, ist das Problem: Wie findet man so etwas heraus?“, sagt er. Man müsse sich schließlich darauf verlassen, dass Menschen diese Frage aufrichtig beantworten – und nicht flunkern.

Recht einig sei man sich in der Frage, was eine Lüge generell ausmacht, sagt Philipp Gerlach, Professor für Allgemeine und Sozialpsychologie an der Hochschule Fresenius in Hamburg. Es gebe eine Art Minimalkonsens: „Das intentionale Sagen der Unwahrheit mit dem Ziel, jemanden zu täuschen.“ Das bedeutet: Eine Lüge ist immer absichtlich und der Lügner möchte etwas damit bezwecken.

Lügen könnte man zudem in zwei grundsätzliche Kategorien einteilen, etwa in „egoistische“ und „prosoziale“ Lügen, sagt Gamer. Im Englischen werden sie auch „black“ und „white lies“ genannt – also schwarze und weiße Lügen. Wenn jemand nach einer Kneipentour im Auto von der Polizei angehalten wird und entgegen der Wahrheit sagt, er habe nur ein Bier getrunken, sei das eine egoistische (schwarze) Lüge. „Diese sollen einen selbst weiterbringen oder einen eigenen Vorteil verschaffen“, sagt Gamer. Prosoziale – oder weiße – Lügen sollen hingegen andere Menschen beschützen oder ihnen einen Gefallen tun. Zum Beispiel: „Meinem Freund oder meiner Freundin geht es sehr schlecht, und ich sage ihm oder ihr, dass die Situation ja gar nicht so schlimm ist – obwohl ich genau weiß, dass das nicht der Fall ist“, erklärt Gamer. Viele Lügen lägen aber zwischen diesen beiden Kategorien.

Wenn das Lügen einfach ist, fällt es auch leichter

Warum wir unserem Gegenüber manchmal nicht die Wahrheit sagen wollen, kann unterschiedliche Gründe haben. Es hänge von der Situation ab, sagt Sozialpsychologe Gerlach. Manche lügen aus uneigennützigen Gründen, um jemanden nicht zu verletzen. Zum Beispiel, wenn die Freundin einen schlechten Tag hatte und mit einer Frisur ankommt, die ihr nicht so gut steht. „Das sind dann moralisch durchaus akzeptierte Gründe.“ Auch wenn es sehr einfach ist und keine großen negativen Konsequenzen für andere Menschen hat, falle das Lügen tendenziell leichter, erläutert Gamer. Darauf ließen zumindest einige Studien schließen, in denen Versuchspersonen mehrmals hintereinander würfeln sollten. Vorher wurde ihnen gesagt, sie bekämen für jede gewürfelte Sechs einen Euro und ihre Würfe beobachte keiner. Am Ende durfte jeder Teilnehmer selbst sagen, welche Zahlen auf seinem Würfel standen. „In solchen Situationen findet man schon einen substanziellen Anteil von Lügen, weil es ja einfach ist zu sagen: Ich habe vier Sechser gewürfelt, obwohl es nur zwei waren“, erläutert Gamer. 

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Wir lügen zwar, aber erkennen Lügen schwer

Klar ist laut dem Experten: „Auf der einen Seite lügen wir, und auf der anderen Seite sind wir schlecht darin, Lügen zu erkennen.“ Das habe mit der Evolution zu tun. Lügen helfe als Fähigkeit, zum Beispiel sich selbst Vorteile zu verschaffen. Doch damit sie sich durchsetze, müsse sie natürlich funktionieren. „Das heißt, wenn wir alle gut darin wären, Lügen zu erkennen, dann gäbe es auf der Welt keine Lügen.“

Eine Frau überkreuzt die Finger hinter ihrem Rücken. Ob jemand lügt oder nicht, erkennt man nicht an der Körpersprache.

Foto: Jens Kalaene, dpa

Doch wie erkennen wir eine Lüge im Alltag, wenn es so schwierig ist? Laut der Studie aus den Niederlanden hilft zumindest die Detailtiefe um einiges weiter. Das Forschungsteam hatte dafür eine Reihe von Laborexperimenten gemacht. Dort sollten sich die 1445 Teilnehmer unter anderem handschriftliche Aussagen, Live-Interviews oder Videointerviews anschauen und bewerten: Sind sie wahr oder gelogen? In der Studie wurden die Probanden in verschiedene Gruppen geteilt. Eine Gruppe konnte auf alle möglichen Signale achten – zum Beispiel nervöses Verhalten, wieviel Augenkontakt die Befragten halten, oder wie überzeugend jemand seine Geschichte rüberbringt. Eine andere Gruppe sollte ausschließlich auf die Menge an Details achten. Dabei schnitten die Teilnehmer, die sich nur auf Details konzentrierten, besser ab, eine Lüge zu entlarven.

„Was besonders ist an dieser Studie, ist zu sagen: Wenn man keine Ahnung hat und wenn man schlecht darin ist, Lügen zu erkennen, dann stützt man sich am besten auf ein Merkmal, das zumindest eine gewisse Genauigkeit hat“, findet Gamer, der nicht an der Arbeit beteiligt war. Das könne auch im Alltag helfen. Zum Beispiel, indem wir dem Partner oder dem Kind gezielte Fragen stellen, wenn wir eine Lüge vermuten. Erzählt er oder sie die gleiche Geschichte immer wieder mit den ähnlichen Details, ist sie logisch? Das könnten schon Hinweise sein, die auf die Wahrheit hindeuten. Details seien aber kein Garant dafür, Lügner regelmäßig auffliegen zu lassen. Und: Menschen könnten sich auch das Wissen zunutze machen und ihre Geschichte beim nächsten Mal extra ausschmücken, um nicht aufzufliegen, gibt Gamer zu bedenken. 

Bill Clinton fasst sich mehrfach an die Nase – was sagt das aus?

Wenig Erfolg dürften aus Expertensicht hingegen Tipps bringen, die man immer wieder im Internet findet: etwa „Lügner blicken nach rechts oben“ oder „Lügner fassen sich an die Nase“. Das seien schlicht Mythen – sie hätten keinerlei Aussagekraft, sagt Gamer. Denn: Wissenschaftlich gebe es keine Belege dafür, dass Menschen bei wahren oder falschen Aussagen tatsächlich verschiedene Verhaltensweisen an den Tag legen. Ein prominentes Beispiel dafür sei die Lewinsky-Affäre des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton. Eine außereheliche Beziehung mit der damaligen Praktikantin Monica Lewinsky, die der Präsident zu verheimlichen versuchte, hatte 1998 zu einem Amtsenthebungsverfahren wegen Verdachts des Meineids und der Behinderung der Justiz geführt.

Eine verbreitete Annahme lautet: Weil sich Clinton bei einer Befragung zu Lewinksy mehrfach an die Nase fasste, habe er sich verraten. „Es gibt tatsächlich Leute, die sagen: Es erweitern sich die Blutgefäße in der Nase. Die Nase wird größer in dem Moment der Lüge und deswegen fängt sie an zu jucken. Das passt natürlich auch super zur Pinocchio-Geschichte“, sagt Gamer. In dem Kontext berücksichtige man aber nicht die ganzen anderen Interviews zu Lewinksy, in denen sich Clinton kein einziges Mal an die Nase gefasst habe. Oder Menschen, die die Wahrheit erzählen, sich aber einfach an die Nase fassten.

Wer die Wahrheit sagt, kann sich auf persönliche Erinnerungen berufen

Der Wahrheit auf die Spur zu kommen ist also oft schwer. Auch Jonas Schemmel kennt das. Er ist Aussagepsychologe. Das heißt, er bewertet die Glaubhaftigkeit von Zeugenaussagen während eines Strafprozesses. Meistens kommen Aussagepsychologen in besonders schwierigen Verfahren zum Einsatz. Zum Beispiel bei Sexualstraftaten, wenn es keine anderen Aussagen außer die des Opfers und keine anderen Beweise gibt. Dann stünde bloß eine Aussage einer anderen gegenüber. 

„Gerade bei erwachsenen Personen ist das eine hochkomplexe Aufgabe“, sagt Schemmel über die Herausforderungen seines Jobs. Auch dabei spielten Details eine wichtige Rolle. Oft dauern seine Begutachtungen mehrere Stunden, manchmal finden sie mehrmals statt. „Wir berufen uns auf die Annahme, dass es sehr kompliziert ist, sich in so einer Situation eine Geschichte auszudenken, spontan auf Fragen zu reagieren und dabei überprüfbare Informationen zu vermeiden“, erklärt Schemmel, der die Forschungseinheit Viktimologie am kriminologischen Forschungsinstitut in Niedersachsen leitet. 

Menschen, die die Wahrheit erzählten, könnten sich auf persönliche Erinnerungen berufen, viele unterschiedliche und auch ungewöhnliche Details nennen. Dies spreche dann wahrscheinlich für eine wahre Aussage, so Schemmel. Aber: Andersherum funktioniere diese Methode nicht: Es spreche nicht automatisch für eine Lüge, wenn jemand wenige Details nennt. Teils könnte das Ereignis schon länger in der Vergangenheit liegen oder es handelte sich um eine kurze Begegnung, sagt der Aussagepsychologe: „Da lässt sich dann möglicherweise nicht viel zu sagen.“ (Sabrina Szameitat, dpa)

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