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#Mit einem Mal wirkt alles leer

Mit einem Mal wirkt alles leer

Die Menschenmenge johlt und klatscht, singt, ruft und macht jede Menge Bilder mit dem Smartphone. Manche halten einander an den Händen, viele haben sich für den Anlass besonders zurechtgemacht. Die vielen jungen Menschen haben sich an diesem Donnerstag in Mailand nicht versammelt, um gegen den Krieg zu demon­strieren, den der russische Präsident um halb fünf Uhr morgens der Ukraine erklärt hat. Sie sind hier, um einen Blick auf prominente Gäste der Gucci-Modenschau zu er­haschen. Die Invasion Russlands in die Ukraine – sie spielt auf der Mailänder Fashion Week zunächst keine Rolle.

Die Designer zeigen ihre Schauen, als wäre nichts gewesen. Und in der Tat ist es nicht leicht, eine Veranstaltung, auf die man viele Monate hingearbeitet hat, einfach umzu­gestalten. Eine Veranstaltung, die mutmaßlich unpolitisch war, politisch zu machen, sowieso nicht. Und eine Veranstaltung, an der ökonomisch so viel hängt, die teuer ist, die der Stadt und den Modemarken viel Geld einbringen soll, abzusagen, steht gar nicht erst zur Debatte. Am Donnerstag präsentiert Max Mara eine klassische Kollektion, mit angenehmen farblichen Ausreißern. Emporio Armani zeigt leichte, fröhliche, farbenfrohe Ausgehkleidung. Und Prada schickt seine Models in Röcken aller Art – Falten­röcken, durchsichtigen Röcken, Bleistift­röcken – durch die riesige dunkle Prada-Halle. Kim Kardashian und Anna Wintour schauen zu, als wäre nichts gewesen.





Bilderstrecke



Mailänder Modewoche
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Die wichtigsten Schauen im Überblick

Dabei stimmt das nicht. Schon bald wird die Modewelt den Einfluss des Krieges spüren: Der Ausschluss großer russischer Banken vom Swift-Finanztransaktionssystem könnte den Verlust wohlhabender russischer Kundschaft bedeuten. Viele Reiche und Superreiche aus Russland investieren ihr Geld gerne in Luxusgüter und Status­symbole. Selbst wenn Privatkunden noch auf Capri urlauben und in Paris einkaufen gehen, die Einkäufer aus Russland können bald vielleicht nicht mehr zuschlagen. Die Modewelt kann nur dann glänzen, wenn sie lukrativ ist. Es geht nie allein um künstlerischen Ausdruck durch Kleidung. Es geht um Konsum, und der ist wahrlich nicht besonders oft kreativ oder schön, sondern kann gedankenlos sein, überbordend, menschenverachtend. Und doch schlägt er alle Menschen ab und an in seinen Bann, weil er rauschhaft und leicht ist und man dabei nicht nachdenken muss.

Dabei sollte diese Woche mit der Mode für Herbst und Winter ein Befreiungsschlag sein, die große Party nach der Corona-Pandemie. Viele Designer haben den Wunsch nach Unbeschwertheit, nach Feiern, Spaß und Rausch, in ihre Kleidung implementiert. Da gab es jede Menge kurze Kleider, viel Glitzer und Schwung, da gab es einen Hauch von durchsichtigem schwarzen Partyspaß bei Dolce & Gabbana, Latexleggins bei Versace und Metallic-Glanz bei Etro. Kleider, die Spaß ver­heißen bei Missoni und lässige Röcke bei Prada, kombiniert mit Tank Tops. Selbst Marni, dessen avantgardistische Schau im Dunkeln begann und die Models, die traumwandlerisch mitten durch die herum­stehenden Zuschauer schritten, zunächst nur im Taschenlampenlicht zeigte, öffnete am Ende die Türen des Showrooms und lud alle ein ins Freie, wo die Models Champagner unter freiem Himmel tranken und sich gegenseitig mit Trauben fütterten.

Viele Designer berichteten, wie sie in der Pandemie kreativ wurden und sich zugleich nach dem normalen Leben zurücksehnten. Veronica Etro sagte nach der Schau, sie habe eine positive Stimmung verbreiten wollen, eine Kollektion machen wollen, „die Spaß macht und unbeschwert ist“ – was ihr ohne Frage gelungen ist. Alessandro Michele, der für Gucci eine Herrenkollektion anfertigte, die aber auch Frauen trugen, war inspiriert von einem alten Bild Madonnas, das den Popstar in einem Sportkleid von Adidas zeigte. Gucci und Adidas kooperieren nun miteinander, herausgekommen ist eine lässige Retro-Kollektion, die zu lautem Achtziger-Pop und reflektierenden Diskolichtern in einer über und über verspiegelten Halle über die Bühne gingen. Man hätte aufspringen und mittanzen wollen, so viel Spaß machte das.

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