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#Mit Empathie gegen Hassrede

Mit Empathie gegen Hassrede

Wie reagiert man am besten auf hasserfüllte Kommentare im Internet? Eine Studie hat nun auf Twitter drei mögliche Konterstrategien getestet: Eine humorvolle Reaktion, ein Hinweis auf mögliche Konsequenzen sowie ein Kommentar, der Empathie für die Betroffenen weckt. Das Ergebnis: Während Humor und Warnung vor Konsequenzen überwiegend wirkungslos sind, kann die Förderung von Empathie tatsächlich dazu führen, dass der Verfasser des Hasskommentars diesen löscht und in den folgenden Wochen weniger Hate Speech postet. Die Erkenntnisse können dazu beitragen, Hate-Speech im Internet zukünftig wirksamer entgegenzutreten.

Hasserfüllte Kommentare, sogenannter Hate Speech, sind durch soziale Medien zu einem weltweiten Problem geworden. Opfer sind oft sexuelle, ethische oder religiöse Minderheiten. Studien haben gezeigt, dass Hassrede der psychischen und physischen Gesundheit der Betroffenen schadet, Gewalt fördert und die öffentliche Meinung polarisiert, was dem demokratischen Diskurs schadet. Plattformen wie Facebook und Twitter versuchen, Hasskommentare zu löschen, erkennen und entfernen allerdings nur einen kleinen Teil. Menschen und Organisationen, die sich gegen Hate Speech im Internet einsetzen, versuchen es stattdessen mit gezielter Gegenrede, dem sogenannten Counterspeech.

Algorithmus erkennt Hasskommentare

„Aber obwohl Counterspeech zunehmend eingesetzt wird, gab es bislang keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur Wirksamkeit verschiedener Strategien“, schreibt ein Team um Dominik Hangartner von der ETH Zürich. Sein Forschungsteam hat daher in einem Feldexperiment untersucht, welche Botschaften dazu geeignet sind, die Verfasser von Hate Speech dazu zu bringen, in Zukunft weniger Hasskommentare zu posten. Dazu entwickelten die Forscher zunächst einen Algorithmus, der durch maschinelles Lernen in der Lage war, Hasskommentare zu finden. Mit Hilfe dieses Algorithmus identifizierten sie 1350 englischsprachige Twitter-Nutzer, die sich regelmäßig rassistisch oder fremdenfeindlich äußerten.

Einen Teil dieser Personen teilten die Forscher einer Kontrollgruppe zu, die keine Intervention erhielt. Bei den anderen antworteten sie auf einen Hass-Tweet mit einer von drei häufig verwendeten Counterspeech-Strategien: Humor, auch in Form von Memes, Warnung vor möglichen Konsequenzen oder Botschaften, die Empathie für die Betroffenen wecken sollen. „Humor und Memes sollen die Dynamik der Kommunikation verändern und deeskalieren“, erklären die Autoren. „Die Warnung vor Konsequenzen erinnert den Absender der Hassrede daran, dass auch Familie und Bekannte seine öffentlichen Botschaften sehen können. Empathie zielt darauf ab, das Opfer als Mensch zu sehen und den Absender daran zu erinnern, dass Menschen durch sein Verhalten verletzt werden können.“

Empathie wirkt am besten

Die zufällig zugeteilten Konter-Tweets posteten die Forscher mit Hilfe eines Bots jeweils innerhalb von 24 Stunden nach dem ursprünglichen Hasskommentar. In den folgenden vier Wochen beobachteten sie, wie viele weitere Hasskommentare der Verfasser postete, wie der grundsätzliche Ton seiner Äußerungen war und ob er den ursprünglichen Hass-Tweet löschte.

Das Ergebnis: Nur Antworten, die Empathie mit den von der Hassrede betroffenen Personen erwirken, sind geeignet, die Hass-Schreiber zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Ein solcher Kommentar könnte zum Beispiel lauten: „Eine solche Sprache zu verwenden, ist einfach unnötig verletzend gegenüber Immigranten.“ Nach einer solchen Botschaft erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit, dass der Kommentator seinen Hass-Tweet löschte, im Vergleich zur Kontrollgruppe um 8,4 Prozentpunkte und in den folgenden vier Wochen posteten die „Empathie-behandelten“ Verfasser durchschnittlich 1,3 fremdenfeindliche Tweets weniger. Humorvolle Konter oder Hinweise wie der, dass Familie und Freunde des Absenders sehen können, was er postet, hatten dagegen keinen eindeutigen Effekt.

Projekt gegen Hate Speech

„Wir haben sicher kein Allzweckmittel gegen Hate Speech im Internet gefunden, dafür aber wichtige Hinweise, welche Strategien funktionieren könnten und welche nicht“, sagt Hangartner. „Während ein Fokus auf Empathie eine vielversprechende Richtung für die Gestaltung zukünftiger Counterspeech-Strategien zu sein scheint, dämpfen unsere Ergebnisse auch die Erwartungen an die Wirksamkeit einiger der gängigsten Counterspeech-Interventionen.“ Zukünftige Studien könnten klären, ob bestimmte Empathie-basierte Formulierungen wirksamer sind als andere und welchen Effekt wiederholte Interventionen haben.

Die Forscher arbeiten mit dem Schweizer Frauenverband alliance F zusammen, der ein Projekt gegen Hate Speech initiiert hat. Diese Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis soll dabei helfen, dass die Forschungsergebnisse realitätsnah entstehen und schnell eine praktische Anwendung finden. „Die Forschungsergebnisse stimmen mich sehr optimistisch“, sagt Sophie Achermann, Geschäftsführerin von alliance F und Co-Initiantin des Projekts Stop Hate Speech. „Das erste Mal liegen uns Ergebnisse vor, welche mittels eines unter realen Bedingungen durchgeführten Experimentes die Wirksamkeit von Counterspeech empirisch belegen können.“

Quelle: Dominik Hangartner (ETH Zürich) et al., Proceedings of the National Academy of Sciences, doi: 10.1073/pnas.2116310118

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