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#Mit Parasiten durchseucht

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„Mit Parasiten durchseucht“

So putzig die Kerlchen auch sind – wer die ersten Ergebnisse des Forschungsprojekts ZOWIAC liest, möchte mit Waschbär und Marderhund am liebsten nichts mehr zu tun haben. Zumindest nicht außerhalb eines Tierparks. ZOWIAC steht für „Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren“; zu den Projektleitern gehört der Frankfurter Zoologe Sven Klimpel. Er und seine Kollegen wollen herausfinden, was Marderhunde, Waschbären und Amerikanische Nerze – auch Minke genannt – als gebietsfremde Arten in ihren neuen europäischen Siedlungsregionen anrichten. Dabei setzen die Wissenschaftler auf die Mithilfe von außeruniversitären Fachleuten, etwa Jägern, und weiteren interessierten Bürgern.

Auf der Website zowiac.eu gibt es ausführliche Informationen über das Projekt. Auch wurde eine App entwickelt, mit der Bürgerforscher Sichtungen der kleinen Raubtiere melden können. Die Biologen um Klimpel tragen die Verbreitungsdaten der Tiere zusammen, werten Kot- und Blutproben aus und dokumentieren, von welchen einheimischen Arten sich die importierten Pelzträger ernähren. Aufmerksamkeit erfordern sie nicht nur, weil sie möglicherweise Jagd auf gefährdete Arten machen und Schäden in Gebäuden und der Landwirtschaft anrichten. Als Überträger von Krankheiten könnten sie bisweilen sogar für den Menschen zu einer Gefahr werden, wie die Zwischenergebnisse von ZOWIAC annehmen lassen.

Wie Klimpel berichtet, wurden im Rahmen des Projekts bisher etwa 350 Waschbären aus verschiedenen Lebensräumen untersucht, außerdem 95 Marderhunde und 50 Minke aus mehreren Bundesländern, darunter Hessen. In rund 200 Blutproben von Waschbären und Marderhunden fahndeten die Forscher in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut nach Viren. Mehrfach wiesen sie dabei das West-Nil-Virus nach. Die von ihm verursachte Infektion kann beim Menschen in einem Prozent der Fälle das Nervensystem erfassen und dann auch tödlich verlaufen.

Der Marderhund


Der Marderhund
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Bild: action press

Genetische Analysen im ZOWIAC-Projekt haben laut Klimpel zudem gezeigt, dass Marderhunde dem Coronavirus SARS-CoV-2 als Reservoirwirte dienen können. Auch größere Parasiten fühlen sich in den Pelztieren wohl. In den untersuchten Waschbären wurden 22 verschiedene Arten von Schmarotzern nachgewiesen, von denen vier den Menschen befallen können. Zu diesen gehört der Waschbärspulwurm, der in 95 Prozent der Tiere gefunden wurde. Bei Marderhunden identifizierten die Wissenschaftler bisher 18 Parasitenspezies, darunter den Lungenhaarwurm und den Fuchsbandwurm. Letzterer kann beim Menschen in seltenen Fällen tödliche Erkrankungen hervorrufen. Vor allem in Städten – in die der Waschbär immer häufiger vordringt – ist nach Klimpels Meinung künftig öfter mit Übertragungen zu rechnen.

Die Beobachtungen der Biologen und ihrer Helfer bestätigen überdies den Verdacht, dass Waschbären und Marderhunde der heimischen Fauna schaden. Im Magen von Waschbären fanden sich Rote-Liste-Arten wie Gelbbauchunke und Erdkröte. Marderhunde hatten unter anderem Feldhasen und Grasfrösche verspeist. Klimpel folgert daraus, dass die invasiven Fleischfresser „enorme negative Auswirkungen auf heimische Ökosysteme und vor allem die Biodiversität haben können“. Diese Gefahr dürfte in den nächsten Jahren noch größer werden, denn beide Raubtierarten haben bisher nicht alle ökologischen Nischen besetzt, die sie in Europa erobern könnten, wie der Professor der Goethe-Uni schreibt.

Nach seiner Überzeugung muss gegen die weitere Ausbreitung der Invasoren vorgegangen werden. In Hessen etwa sei es nötig, Waschbären in bestimmten Gebieten unabhängig von Schonzeiten zu jagen. Da dies allein nicht genüge, um die Population ausreichend zu verkleinern, müssten noch andere Methoden zum Einsatz kommen, etwa die Kastration und anschließende Freilassung. Von einer weiteren Strategie, die Tierliebhaber bevorzugen dürften, hält der Zoologe hingegen wenig: „Eine Umsiedlung gefangener Waschbären ist rechtlich nicht möglich und würde das Problem nur verschieben.“

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