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#Mit Witz und Mut gegen Putin

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Mit Witz und Mut gegen Putin

In seinem vorerst letzten Fall verhindert Vitalij Naliwkin einen Terroranschlag. An einer Bushaltestelle am Rande von Ussurijsk, einer Stadt in Russlands Fernem Osten, steht eine verdächtige schwarze Tasche. Die Bevölkerung ist verängstigt, Polizisten wissen keinen Rat, warten auf das Entschärfungskommando. Stattdessen kommt Naliwkin, der Vorsitzende des Exekutivkomitees von Ussurijsk, wie stets im Anzug, dynamisch und begleitet von zwei maskierten und bewaffneten Sicherheitsmännern. Er nimmt die Sache selbst in die Hand und schießt aus einer Panzerfaust, die er auf die Schulter gewuchtet hat, auf die Tasche. Daneben.

Der Schuss zerstört ein Schild mit einer Werbung der Machtpartei Einiges Russland für die Duma-Wahl im vergangenen September. Der zweite beschädigt die Bushaltestelle, die Tasche aber bleibt intakt. Naliwkin will die Bombe nun „händisch“ entschärfen und öffnet die Tasche: Mohrrüben fallen heraus, „25 Kilogramm chinesischer Produktion“, berichtet die Sprecherin. „Ich verstehe das nicht. Davor habt ihr Angst gehabt?!“, fährt Naliwkin seine Sicherheitsleute an.

Bilder einer Überwachungskamera offenbaren, dass es der Ortspolizist war, der die Tasche stehen ließ. Er gesteht im Verhör, dass er die Mohrrüben außerhalb von Ussurijsk habe verkaufen wollen, und wird abgeführt. Naliwkin beruhigt die Anwohner, belehrt sie über eine Onlineplattform für Busreisen (so viel Werbung muss sein), lässt den umgeschossenen Werbemast wieder aufrichten, nun mit einem Plakat von ihm selbst: Man sieht den Vorsitzenden des Exekutivkomitees mit der Aufschrift „Ich bin hier die Macht!“ und der Aufforderung, bei der Wahl für ihn zu stimmen.

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Naliwkin gibt es natürlich ebenso wenig wie sein angebliches Amt mit Allzuständigkeit. In den Youtube-Clips der Humoristengruppe „BARAKuda“ wird er seit 2019 von einem Laiendarsteller verkörpert, der, wie er Journalisten erzählte, in einem Kinderheim aufwuchs, eine Zeitlang im Gefängnis saß und später mit Umzügen sein Geld verdiente. Er, und damit auch der fiktive Naliwkin, hat ein vom Alkohol gezeichnetes Gesicht und eine krumme Nase von einem schlecht verheilten Bruch. Um die Zähne des Exekutivvorsitzenden ist es ebenso schlecht bestellt wie um die der Darstellerin von „Marina Wulf“: In den Clips karikiert sie die Sprecherin des realen Moskauer Innenministeriums, Irina Wolk (zu Deutsch: Wolf), die den Russen regelmäßig über Ermittlungsaktivitäten berichtet. Wulfs Darstellerin hat eine ähnliche Vita wie ihr Kollege und ein nicht minder vom Alkohol geprägtes Gesicht.

Lachen über Absurditäten

„BARAKuda“ persifliert den Stil lokaler Staatsfernsehstationen. In deren Programm sind Bürgermeister und Polizisten stets die Helden. In einer sperrigen Behördensprache versprechen ihre Beiträge Fortschritt, wo in Wirklichkeit Misere vorherrscht. Naliwkin löst Alltagsprobleme, wie sie viele Russen kennen, im Alleingang, und das immer auf absurde Weise: Wenn sich die Ussurijsker über volle Müllcontainer beschweren, entfernt er die Container und bestraft die „Organisatoren der spontanen Halden“ – die Bürger selbst also, die aber, während der Müll nun ohne Container herumliegt, ihrem vermeintlichen Erlöser danken.

Wenn eine klägliche Ruine, die tatsächlich seit Jahrzehnten in Ussurijsk steht, abgerissen werden soll und Anwohner gegen den „Verlust des soziokulturellen Erbes“ protestieren, zerstört Naliwkin das Auto der Bauarbeiter mit einem Schaufellader. In einem Rohbau richtet er eine Schule ein, ohne Außenwand und indem er über den nackten Beton Bilder von Büchern und einer Tür hängen lässt. Als der Ortspolizist sich über ein Loch im Boden des neuen Klassenzimmers und ein offenes Feuer als Heizung beschwert, lässt ihn Naliwkin durch seine Männer abführen. Die Kinder klatschen, die Sprecherin resümiert: „Die Sorge um die heranwachsende Generation ist die unbedingte Priorität eines jeden Staates.“

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