#Den Haien droht das Aus
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„Den Haien droht das Aus“
Auge in Auge mit einem 2,50 Meter langen Hai, und das ganz ohne Gefahr? In Pfungstadt sollte das schon längst Realität sein. Doch das rund 20 Millionen Euro teure Projekt der Seven-Seas-Aquarium Betriebs GmbH aus Grünstadt in Rheinland-Pfalz namens Shark City scheint abermals auf der Kippe zu stehen.
Das nach Aussagen der Investoren geplante riesige Haifischbecken mit einem Fassungsvermögen von rund 14 Millionen Liter Wasser sollte im Pfungstädter Gewerbegebiet Nord zwischen den Autobahnen A 60 und A 67 bereits 2019 öffnen. Dann wurde das Jahr 2021 angepeilt, nun ist die Rede vom Sommer 2023, jenem Jahr, in dem Pfungstadt den Hessentag ausrichtet.
Doch auch dieser Termin könnte scheitern, denn die Stadt, die dem Betreiber über die Hessische Landgesellschaft (HLG) ein rund 21.000 Quadratmeter großes Gelände vor vier Jahren reserviert hat, verliert langsam die Geduld. Seit Monaten habe man keinen Kontakt mehr zu den Betreibern, moniert Bürgermeister Patrick Koch (SPD), einst trotz zahlreicher Proteste von Tierschützern ein vehementer Verfechter des Projektes. Deshalb wurde den Geschäftsführern von Shark City, Thomas Walter und Thiemo Walt, eine letzte Frist gesetzt, die laut Koch inzwischen abgelaufen ist.
Das Grundstück kann theoretisch ab sofort anderweitig vermarktet werden, allerdings nur, wenn ein solventer Investor Interesse bekunde, der auch ordentlich Gewerbesteuer in die Kasse bringe, so Koch. Selbst wenn heute ein solcher Investor vor dem Rathaus stehen und seine Pläne vorlegen würde, dauere die Prüfung bis mindestens nach den Sommerferien. Denn Koch nimmt nicht jeden. Speditionen, die nur Verkehr brächten und kaum Gewerbesteuer zahlten, wolle man auf dem Areal nicht haben.
Große Pläne: Thomas Walter (links) und Thiemo Walt wollen eine Shark City.
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Bild: Frank Röth
Das Tischtuch zu den beiden Shark-City-Geschäftsführern ist demnach noch nicht zerschnitten. In wenigen Tagen soll es eine Videokonferenz geben, um den Gesprächsfaden wieder aufzunehmen. Der momentane Zustand mit der Reservierung des Grundstücks habe für die Stadt den Vorteil, dass sie jederzeit anderweitig über das Areal verfügen könne. Wäre das Grundstück bereits im Besitz von Shark City, könnte es womöglich jahrelang unbebaut bleiben, und es gäbe keine Gewerbesteuern.
Die Idee ist schon einmal gescheitert
Die Idee mit dem Haifischbecken ist schon einmal gescheitert. Ursprünglich wollten die beiden Geschäftsführer nämlich in Sinsheim in Baden-Württemberg bauen, wo es bereits ein großes Verkehrsmuseum gibt. Dort gab es jedoch schließlich keine Genehmigung. Auch die danach geplanten Standorte in Haßloch in der Pfalz, nahe einem riesigen Vergnügungspark, und in Kaiserslautern wurden nicht genehmigt.
Deshalb kam man nach Pfungstadt. Mehr als eine halbe Million Besucher wollen die Betreiber jedes Jahr in ihr rund 5000 Quadratmeter umfassendes zweistöckiges Gebäude locken, sie wollen den Bau durch regionale Firmen abwickeln lassen und versprechen bei einem Eintrittspreis von bisher kalkulierten 19,50 Euro pro Person auch einen kräftigen Schub bei den Gewerbesteuern für die Stadtkasse, die sich nach ersten Berechnungen auf mehr als eine halbe Million Euro belaufen könnten. Der Grundstücksverkauf würde noch einmal mehr als 3,5 Millionen Euro bringen.
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Nicht verwunderlich, dass die Pfungstädter Parlamentarier trotz rund 20.000 Unterschriften von Tierschützern gegen Shark City das Projekt 2018 einstimmig befürworteten. Die Tierschutzorganisationen PETA und Sharkproject, eine der weltweit größten Hai-Schutzorganisationen, kritisieren die Haltung von Haien in der Gefangenschaft als „auf Kommerz ausgelegte Tierschauen“. PETA fordert, statt der Tierschau Filme in 3D oder 5D auf Großbildleinwänden zu zeigen und so auf den Tod von jährlich mehr als 100 Millionen Haien hinzuweisen, die vor allem wegen ihrer Flossen gejagt werden. Haie seien sensible, stressempfindliche Tiere, die in der Natur viele Hundert Kilometer zurücklegen würden und deshalb für eine Haltung in engen Becken nicht geeignet seien.
Doch warum zögern die Investoren, wo sie doch auf ihrer Internetseite schreiben, sie wollten das Image der Haie verbessern? Sicherheit und Wohlbefinden der Tiere seien durch modernste Technik sichergestellt, Shark City solle ein Aufklärungszentrum über das Leben der Haie sein. Rund 150 Tiere sollten deshalb den Besuchern gezeigt werden, bestehend aus 36 der rund 500 weltweit bekannten Haiarten. 85 Prozent der Tiere sollen aus Zuchtprogrammen stammen und nicht aus Meeren gefischt werden.
Ein ,Schalten auf Stand-by‘
Geschäftsführer Thomas Walter erklärte auf Anfrage schriftlich: „Es ist richtig, dass wir frühzeitig von der Hessischen Landgesellschaft in Kenntnis gesetzt wurden, dass im Mai diesen Jahres die Reservierung der Fläche in Pfungstadt zu unseren Gunsten beendet wird. Hierfür haben wir natürlich Verständnis. An unseren Plänen hinsichtlich der Umsetzung des Vorhabens Shark City ändert dies jedoch nichts.“ Und weiter: „Wie viele andere sind aber auch wir, ohne hier in Details gehen zu können, von der aktuellen Situation betroffen. Dies führte nach reiflichen internen Abwägungen zu einer gewissen Zurückhaltung für den Moment, quasi ein ,Schalten auf Stand-by‘, bis eben diverse unternehmensrelevante und erfolgsrelevante Fragen beantwortet werden können.“
Dem Vernehmen nach sucht das Unternehmen derzeit fieberhaft nach weiteren Investoren. Einer der Hauptinvestoren, der aus der Gastronomiebranche kommen soll, sei abgesprungen, weil er sein Geld wegen Corona derzeit anderweitig benötige, heißt es.
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