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#Augsburg: Raphaela Gromes spielt Dvoraks Cello-Konzert mit Augsburgs Philharmonikern

„Augsburg: Raphaela Gromes spielt Dvoraks Cello-Konzert mit Augsburgs Philharmonikern“




„Slawische Stimmungen“ mit Dvorak und Smetana: Beim Konzert der Augsburger Philharmoniker spielt die Cellistin Raphaela Gromes ein traumschönes Solo.

Wenn einer nicht versteht, was er da hört und sieht, also wenn ihm etwas so völlig fremd erscheint, dann wähnt er sich vielleicht schon in Ostmitteleuropa. „Das sind böhmische Dörfer für mich“, uralte Redewendung. Aber warum denn ausgerechnet Böhmen? Zumindest in der Musikgeschichte hat dieser Fleck auf der Landkarte mit seiner farbenreichen Klangkultur die Welt bewegt. Böhmen, das klingt doch nach Dvorák und Smetana, Sinfonik ebenso wie Marschkapelle, Tschingderassabum und Herz, Schmelz, Tanz und Hochromantik. So weit das grobe Klischee. Aber wie viel Feinheit und Doppelsinn in dieser Musiktradition geborgen liegt – nicht nur in der böhmischen, sondern der osteuropäischen – wollen die Augsburger Philharmoniker beweisen. „Slawische Stimmungen“ heißt das Motto des zweiten Sinfoniekonzerts der Saison 2022/23. Eine Reise mit klug gewählten Stationen.

Smetanas Ouvertüre zur Oper „Die verkaufte Braut“ macht den Auftakt

Am Anfang war nicht das Wort, am Anfang stand da nur die Ouvertüre: 1863 schrieb Bedrich Smetana schon das Vorspiel zur Oper „Die verkaufte Braut“, da war noch keine einzige Textzeile des Librettos geschrieben. Die Keimzelle an musikalischen Einfällen, lustigen Sprühfunken, die er zu einer Oper ausgestalten würde, legte der Tscheche schon in die Ouvertüre. Der Plot: Ein böhmisches Dorf feiert Kirchweih und Marie liebt den Knecht Hans, Hans liebt Marie. Marie soll aber gefälligst den reichen Wenzel heiraten. Dazu der Komponist, 1882: „Die verkaufte Braut ist, meine Herren, eigentlich nur eine Spielerei, die ich mir dereinst erlaubt habe.“ Und die Augsburger Philharmoniker? Die starten in diese Bluthochdruck-Tempo-Ouvertüre eher mit sinfonischem Ernst. Viel Wucht unter dem Dirigat von Generalmusikdirektor Domonkos Héja, gut sechs Minuten fließt da musikalischer Starkstrom aus der Steckdose. Im Gewusel, das in den zweiten Geigen beginnt, blitzt Jahrmarktgewimmel auf. Aber erst auf der Zielgeraden fühlt sich die Lust am Spiel so völlig frei, ungebremst an.

Das nächste Kapitel des slawischen Konzerts beginnt mit einer Abfuhr. Eigentlich hatte Antonín Dvorák, Sohn eines Metzgers, keine Liebe für das Violoncello übrig. Der Komponist aus Böhmen gab dem Instrument einen Korb: Jaja, wunderschön klinge das Cello, im Orchester. Aber taugt es als Solo-Instrument? Für ein Konzert? „In höherer Lage quietscht es und in tieferer brummt es.“ Nur gut, dass er es sich 1894 anders überlegte und eines der heiß geliebtesten Cello-Konzerte der Geschichte schrieb: op. 104, h-Moll.

Raphaela Gromes ist Artist in Residence am Staatstheater Augsburg

Die Bühne in Augsburg gehört dabei der Münchner Cellistin Raphaela Gromes. Sie ist in der Spielzeit 2022/23 Artist in Residence, also Stammgast als Künstlerin am Staatstheater Augsburg. Sie hält ihr neues Cello in Händen, ein kostbares Stück von Carlo Bergonzi aus dem Jahr 1740, von dem sie schon vorab schwärmte: „Dieses Instrument zu spielen, fühlt sich so an, wie nach Hause zu kommen.“ Und tatsächlich wird die 31-Jährige in Dvoráks Konzert die vollen Möglichkeiten dieses Edel-Cellos ausreizen: Ein Pianissimo mit zartem, aber nicht zerbrechlichem Ton, fast mit einem Zittern im Vibrato. Und wie schön das Cello dann andererseits auch brummen und strahlen wird in den Tiefen, auf warme Weise.

Dem Orchester gelingt ein dramatischer, sinfonischer Einstieg in das Dvorák-Konzert. Ein erstes ernstes Aufbrausen der Gefühle, dann dürfen Holzbläser in sentimentalen, mitfühlenden Soli-Passagen glänzen. Das Orchester gibt unter Héjas Wink aber vor allem Raphaela Gromes den Raum, große Sehnsuchtsmotive zu entfalten. Und bald in Solo-Passagen akrobatische Grifffolgen zu meistert.

Auf Dvoraks Cellokonzert folgt Humperdincks Abendsegen

Der erste Satz schnuppert noch von der Luft der „Neuen Welt“, die Dvorák damals in New York atmen durfte. Doch in den USA überkam den Komponisten die Erinnerung an seine böhmische Heimat. Und auch an seine Schwägerin Josefina, die er wohl insgeheim – musikhistorisches Gerücht – liebte. Ein romantisches Wechselspiel zwischen Solocello und Bläsern prägt das Adagio, in dem Dvorák auch die Melodie von „Lasst mich allein“ einbettet, Josefinas liebstes Lied. Gedanken und Themen wie Wolken, die verfliegen, sich auflösen ins silbrige Pianissimo der Flöte.

Im Finale aber: Hornsignale, Drama, und Gromes leistet noch einmal akrobatische Fingerspitzenarbeit. Am Ende erntet sie dafür einen kräftigen, ausdauernden Applaus – und als wäre die Messe damit gelesen, bedankt sich die Solistin mit Engelbert Humperdincks „Abendsegen“ als Zugabe, gemeinsam mit den Orchester-Cellisten. Gute Nacht also? Nein.

Augsburger Philharmoniker spielen Prokofjews 5. Sinfonie

Verblüffend zart und gesanglich starten die Philharmoniker mit der zweiten Konzerthälfte in Sergei Prokofjews 5. Sinfonie, op. 100. Bis aber Posaunenrufe dräuen und Unheil aufzieht, in dieser Sinfonie aus dem Weltkriegsjahr 1944. „Eine Sinfonie der Größe des menschlichen Geistes“ sei das Werk, schrieb der Komponist, der aus der Region Donezk stammte – wohl eine Floskel, um nicht unter die Räder der sowjetischen Zensur zu geraten, die zu jener Zeit nichts als Siegesgepolter von Künstlern wie Prokofjew oder Schostakowitsch forderte. Ihre Wucht werfen Kontrafagott und Tuba dafür in die Sinfonie, zum Donnerwetter von sechs Schlagwerkern, Gong, Pauke, Becken – ein unerbittlich starker Motor für diese Sinfonie.

Im Scherzo zeigt sich Prokofjew noch von einer anderen Seite: scherzhaft. Spitze Einwürfe purzeln über einem unermüdlichen Streicherpuls. Konzentriert läuft diese Maschine, bis zum Adagio-Satz. Das Herzrasen im Scherzo klingt dann ab, weicht einem Trauertrott über dem Taktschlag der Bässe und zweier Harfen. Daraus schöpft Héja dunkle Klangfarben.

Doch am Ende ist wieder Kirchweih in Böhmen, könnte einer meinen: ein lebenslauniges Finale, mit Witz, Biss, scharfen Trompetentönen. Doch wie doppelbödig: Im Zigfachforte der Bläser klingt der Triumph am Ende fatal nach Zerstörung. Sie haben es in sich, diese slawischen Stimmungsbilder.

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