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#Mont Ventoux, du armer Kerl!

Im Frühjahr, da ist es Zeit, nach Frankreich zu fahren, denn es gibt Orte, um die man nicht umhin kommt, die einen anziehen, und wenn man ein Jahr nicht dort war, dann war es ein verlorenes Jahr. Bei uns heißt das, den Haushalt in Koffern verstauen (wir sind nicht gut im Effizienz-Packen), den Radträger auf die Anhängerkupplung montieren, die Rennräder drauf zurren, und dann ab in die Provence, Richtung Mont Ventoux.

Der Berg, entweder 1910 oder 1912 Meter hoch, da sind sich die T-Shirt-Drucker nicht einig, ist ein alter Bekannter, er war sogar mal ein guter Freund, doch von Jahr zu Jahr ist er ein wenig abweisender, schroffer geworden. Die Auffahrten, drei an der Zahl, sind auf unerklärliche Weise steiler geworden, auch länger und höher, als ob der Berg noch wachsen würde und deshalb Schuld habe an der gleichfalls wachsenden Mühe, die wir mit ihm haben.

Aber wir wollen hier nichts Schlechtes über unseren alten Freund erzählen. Er hat es auch nicht leicht. Die keuchenden Rennradler, die sich an seinen Hängen empor quälen, hat er im Lauf der Jahrzehnte ins Herz geschlossen. Auf die ungebremste Zahl der E-Biker, die ihn, den gefürchteten Riesen der Provence, im Sausetritt erobern, blickt er mit angemessener Verachtung herab. Aber wenn man sieht, wer sich sonst noch an einem beliebigen Sonntag im Juni auf ihm herumtreibt, muss man sagen: Armer Kerl, dir bleibt auch nichts erspart!

Fahrbare Wochenendhäuser winden sich hinauf, Motorradkarawanen, frisierte Halbstarkenmobile, motorisierte Gipfelknipser, Krachmacher aller Art. An diesem Sonntag sogar eine Parade von fünfzig historischen Schiffsdieseltraktoren. Das ist alles ziemlich übel, aber natürlich hat der Berg der Berge auch noch wahre Freunde, die ihm ein Vergnügen sind. Richtige Rennradfahrer.

Gestern, zum Beispiel, als wir in unserem Hotel mit Blick auf den Ventoux recht spät zum Frühstück kamen, kurz nach zehn, waren wir froh, nicht die allerletzten zu sein. Eine bewundernswert durchtrainierte Frau saß noch an einem Tisch auf der Terrasse, ohne ihren Mann, aber vielleicht schlief er ja noch, dachten wir.

Als wir am Kaffeeautomaten mit der Frau kurz ins Gespräch kamen, stellte sich heraus, dass sie an diesem Morgen schon auf den Ventoux geradelt und ihr Mann noch immer unterwegs war, weil er sich für diesen Tag alle drei Auffahrten vorgenommen hatte. 140 Kilometer, 4400 Höhenmeter, da stand er morgens um zehn natürlich noch nicht mit am Kaffeeautomaten. Da war er wieder auf dem Weg zum Gipfel des Ventoux. Und wie es sich gehört, auf einem schönen, leise und zufrieden dahin surrenden Rennrad.

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