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#München schimpft auf UEFA-Entscheidung zu Regenbogen-Arena

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München schimpft auf UEFA-Entscheidung zu Regenbogen-Arena

Am Dienstagmittag, knapp vier Stunden nachdem die Europäische Fußball-Union (UEFA) den Regenbogen-Plan seiner Stadt mit einer Pressemitteilung abgelehnt hat, steht Dieter Reiter, der Oberbürgermeister Münchens, vor dem Rathaus und atmet durch. „Ich finde es beschämend, dass die UEFA uns hier in München verbietet, ein Zeichen für Weltoffenheit, für Toleranz, für Respekt und für Solidarität mit den vielen Menschen in der LGBTIQ-Community abzugeben“, sagt er dann mit ernster Stimme.

„Ich finde es auch sehr enttäuschend, dass der Deutsche Fußball-Bund trotz der überragenden politischen Zustimmung in München, in Bayern und in der gesamten Bundesrepublik sich nicht in der Lage sah oder sich nicht in der Lage sehen wollte, dieses Ergebnis zu beeinflussen. Im Gegenteil. Er hat einen aus meiner Sicht lächerlichen Gegenvorschlag gemacht, nämlich die Allianz Arena an einem anderen Tag zu illuminieren. Ich weiß nicht, was der Sinn dieses Vorschlags sein soll. Dass man am Christopher-Street-Day die Allianz Arena beleuchtet, darauf sind wir schon selber gekommen.“

Spätestens da steht fest: Der Oberbürgermeister sucht keinen Dialog, sondern Konfrontation. Es ist nicht nur der SPD-Politiker Reiter, der sich an diesem Tag über die Entscheidung empört, die die UEFA zuvor verkündet hat. Sie hat die Anfrage des Stadtrats aus München, die Fußballarena zum Vorrundenspiel der Europameisterschaft zwischen Deutschland und Ungarn an diesem Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM, im ZDF und bei MagentaTV) in Regenbogenfarben leuchten zu lassen, abgelehnt.

„UEFA muss diese Anfrage ablehnen“

Das hat vor allem mit dem Inhalt des Schreibens zu tun, das Reiter am Montag an sie verschickt hat. In diesem nennt er als Anlass für die Anfrage explizit ein neues Gesetz aus Ungarn, das die Aufklärung über Homo- und Transsexualität im Schulunterricht in Zukunft verbieten soll. Ein Detail, das die UEFA in den Mittelpunkt ihrer Entscheidung rückt. In der schon erwähnten Pressemitteilung verweist sie darauf, „eine politisch und religiös neutrale Organisation“ zu sein. „Angesichts des politischen Kontextes dieser speziellen Anfrage – eine Botschaft, die auf eine Entscheidung des ungarischen Parlaments abzielt – muss die UEFA diese Anfrage ablehnen.“

Oberbürgermeister Dieter Reiter ärgert sich über die UEFA und den DFB.


Oberbürgermeister Dieter Reiter ärgert sich über die UEFA und den DFB.
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Bild: dpa

Mit seiner Entscheidung stößt der Verband auf Unverständnis. Das fängt in Bayern mit dem Ministerpräsidenten Markus Söder und FC-Bayern-Präsidenten Herbert Hainer an und setzt sich im Rest der Republik fort. In den Fußballstädten ist die Solidarität besonders groß. In Augsburg, Berlin, Frankfurt, Köln und Wolfsburg wird entschieden, die Fußballarenen in Regenbogenfarben am Mittwochabend stellvertretend leuchten zu lassen. In Dortmund und Mönchengladbach werden ebenfalls Aktionen angekündigt.

Einer aber unterstützt das Vorgehen der UEFA. Auf seinem Facebook-Kanal schreibt Rainer Koch, der den DFB übergangsweise führt: „Da die Beleuchtung vom Münchner Stadtrat als eine gezielte Aktion gegen die Entscheidung des ungarischen Parlaments begründet worden ist, handelt es sich nicht mehr um ein bloßes Statement im gemeinsamen Kampf gegen jede Form von Diskriminierung, sondern um eine politische Aktion.“

Am Dienstagnachmittag kommt die Empörung dann auch im europäischen Ausland an. Der französische Nationalspieler Antoine Griezmann postet auf seinem Twitterkanal ein Bild der Münchner Arena, auf dem sie in Regenbogenfarben strahlt. Und der frühere englische Nationalspieler und Fußballinfluencer Gary Lineker schreibt zum Verbot der UEFA: „Ah, just do it anyway.“ Macht es trotzdem.

Auf diese Möglichkeit wird Dieter Reiter vor dem Rathaus in München angesprochen. Er als „alter Revoluzzer“, so nennt sich der Oberbürgermeister selbst, habe sich das auch überlegt, aber: „Ich kann’s nicht selber machen, weil die Arena nicht im Besitz der Stadt steht.“ Das war’s aber nicht.

Denn Reiter hat sich Alternativen ausgedacht. Er kündigt an, das Rathaus mit Regenbogenfahnen zu beflaggen (darüber stimmt der Stadtrat am Mittwochmorgen ab, die Zustimmung scheint sicher) sowie ein Windrad, das in unmittelbarer Nähe zur Arena steht, und den Olympiaturm in diesen Farben erstrahlen zu lassen. „Wir werden damit deutlich machen, dass wir uns von solchen Entscheidungen der UEFA nicht davon abhalten lassen, allen in der Welt zu sagen, dass wir für Gleichberechtigung, für Selbstbestimmung was sexuelle Identität betrifft, für Solidarität den Menschen gegenüber eintreten.“ Amnesty International möchte zudem vor dem Stadion Fähnchen in Regenbogenfarben verteilen.

In ihrer Pressemitteilung schreibt die UEFA übrigens, dass sie die Stadt München darauf hingewiesen habe, die Arena „entweder am 28. Juni – dem Christopher Street Liberation Day – oder zwischen dem 3. und 9. Juli, der Christopher Street Day Woche in München, mit den Regenfarben zu beleuchten“. Und was ist mit den Tagen dazwischen? Am 2. Juli wird in München noch ein Viertelfinalspiel der Europameisterschaft ausgetragen.

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