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#Wahrscheinlichkeit von mehr als 1,5 Grad Erderwärmung auf 50 Prozent gestiegen

„Wahrscheinlichkeit von mehr als 1,5 Grad Erderwärmung auf 50 Prozent gestiegen“

Die Erderwärmung wird der Weltwetterorganisation der UN zufolge in den kommenden fünf Jahren mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 Prozent die Schwelle von 1,5 Grad überschreiten – zumindest zeitweise. Laut eines am Dienstag veröffentlichten Klimaberichts der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) lag die Wahrscheinlichkeit für eine solche Entwicklung 2015 noch nahe Null.

Die Weltgemeinschaft hat sich im Pariser Klimaabkommen verpflichtet, die Erderwärmung gegenüber dem vorindustriellen Zeitalter auf unter zwei Grad, möglichst nur 1,5 Grad, zu begrenzen.

Für die Jahre zwischen 2017 und 2021 lag die Wahrscheinlichkeit einer temporären Überschreitung der Schwelle dem Bericht zufolge noch bei zehn Prozent. Für den Zeitraum 2022 bis 2026 sind es laut WMO bereits 50 Prozent – das heißt, das die Wahrscheinlichkeit einer kurzfristigen Überschreitung genauso groß ist wie die, dass es nicht dazu kommt.

Allerdings geht es beim Pariser Klimaabkommen darum, die Erderwärmung langfristig zu begrenzen. Dem WMO-Bericht zufolge gibt es derzeit nur eine Wahrscheinlichkeit von zehn Prozent, dass der Fünfjahresdurchschnitt der Erderwärmung die Schwelle von 1,5 Grad überschreitet.

WMO-Generalsekretär Petteri Taalas betonte, dass die Schätzungen sehr zuverlässig seien. Die Welt nähere sich immer mehr der in Paris vereinbarten Grenze. Ab 1,5 Grad würden die Auswirkungen des Klimas für die Menschen und den gesamten Planeten „zunehmend schädlich“. Solange die Menschen weiter Treibhausgase in die Atmosphäre blasen, werde „der Meeresspiegel weiter steigen und extreme Wetterbedingungen werden sich weiter verschärfen“.

Die Meteorologen gehen indessen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon aus, dass mindestens eines der Jahre zwischen 2022 und 2026 das wärmste Jahr aller Zeiten werden wird. Bislang hält das Jahr 2016 diesen Rekord. Es sei zudem nahezu sicher, dass sich der globale Temperaturanstieg fortsetzen wird. Im Jahr 2021 lag die globale Durchschnittstemperatur um 1,11 Grad über der vorindustriellen Referenztemperatur.




Wie sehr sich das Klima verändert hat, wird derzeit durch die beispiellose Hitzewelle in Indien und Pakistan deutlich. Seit zwei Monaten müssen die Menschen dort mit Temperaturen von über 40 Grad leben. Mehr als eine Milliarde Menschen sind betroffen. Abgesehen von gesundheitlichen Beschwerden sind auch schwerwiegende wirtschaftliche Folgen zu erwarten. Klimaforscher sind von den extremen Temperaturen allerdings nicht überrascht. Sie sehen darin nur einen Vorgeschmack auf eine nahe Zukunft mit häufiger unerträglicher Hitze in Südasien.

„Diese Hitzewelle könnte tausende Menschen töten“, warnt Robert Rohde vom US-Klimaanalyseinstitut Berkeley Earth mit Blick auf die hohen Temperaturen seit März. Es wird noch etwas Zeit vergehen, bis die genaue Zahl der Opfer, insbesondere unter alten sowie armen Menschen, feststeht.

Nach Angaben der indischen Regierung hat die Sterblichkeit durch Hitze in Indien seit 1980 um mehr als 60 Prozent zugenommen. Zuletzt gab es 2015 und 2019 Hitzewellen mit vielen Todesopfern.

WMO-Chef Taalas spricht von einer „Kaskade der Auswirkungen“ der Hitze auf die Landwirtschaft sowie die Wasser- und Energieversorgung. Überdies verschlechtert sich die Luftqualität durch die hohen Temperaturen, und das Brandrisiko steigt.

Aus Sicht von Klimaforschern sind die zunehmenden Hitzewellen in Südasien eine Katastrophe mit Ansage. „Mich überrascht, dass die meisten Leute schockiert sind, obwohl wir sie seit langem gewarnt haben, dass sich solche Katastrophen anbahnen“, sagt etwa der Biologe Camilo Mora von der University of Hawaii. „Diese Erdregion und die meisten tropischen Gebiete zählen zu den Gebieten, die am anfälligsten für Hitze sind.“

In einer viel beachteten Studie aus dem Jahr 2017 hatten Mora und sein Team prognostiziert, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts fast die Hälfte der Erdbevölkerung mindestens 20 Tage jährlich einer „tödlichen Hitze“ ausgesetzt sein wird.

Dies gilt demnach auch dann, wenn die Erderwärmung auf zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter begrenzt würde. Derzeit steuert die Welt laut Weltklimarat IPCC jedoch auf eine Erwärmung um 2,8 Grad zu.

Experten prüfen noch, inwieweit die aktuelle Hitzewelle in Indien und Pakistan auf den Klimawandel zurückzuführen ist. Die deutsche Klimaforscherin Ulrike Otto, eine Vorreiterin in diesem als Attributionsforschung bekannten, relativ neuen Zweig der Klimawissenschaft, sagt, es bestehe jedenfalls „kein Zweifel, dass der Klimawandel die Spielregeln in puncto extremer Hitze verändert“.

„Was wir jetzt erleben, wird in einer zwischen zwei und drei Grad wärmeren Welt normal beziehungsweise kühl sein“, fügt die Wissenschaftlerin des Londoner Imperial College hinzu. Auch der Weltklimarat sagt für Indien und Pakistan „intensivere, längere, häufiger Hitzewellen“ vorher.

Bevor die Menschheit mit ihren Aktivitäten das Klima massiv verändert habe, seien Hitzewelle wie die jetzige in Indien alle 50 Jahre vorgekommen, sagt Marian Zachariah vom Imperial College. Heute sei damit alle vier Jahre zu rechnen.

Für eine Verschlimmerung der Lage in Südasien spricht auch eine vergangene Woche im Fachblatt „Science“ veröffentlichte Studie, für die Vikki Thompson von der Universität Bristol die weltweit schlimmsten Hitzewellen seit 1960 verglich. „Statistisch gesehen ist es wahrscheinlich, dass eine Rekordhitzewelle Indien früher oder später trifft“, warnt Thompson auf dieser Grundlage. Dann seien Temperaturen von mehr als 50 Grad zu erwarten.

Der Klimawissenschaftler Roxy Mathew Koll vom Indischen Institut für tropische Meteorologie ist in Sorge. Schon bei der bisherigen Erderwärmung um 1,1 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter gebe es in Indien eine Zunahme an Hitzewellen, Überflutungen, Stürmen und Dürren. „Es ist schwer für mich, mir die Auswirkungen vorzustellen, wenn sich der Anstieg der globalen Temperaturen verdoppelt.“

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