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#Respektloses Verhalten von Fans immer schlimmer

Wimbledon ist etwas Besonderes, heißt es stets: der grüne Rasen, die weiße Kleidung, die Tradition und das ganze Pipapo. Was das bekannteste der vier Grand-Slam-Turniere aber besonders auszeichnet: Es geht an der Church Road gesittet zu.

Das englische Publikum hat zwar ebenso eine starke Neigung zu den eigenen Landsleuten wie die Australier in Melbourne, die Franzosen in Paris und die Amerikaner bei den US Open. Doch folgt der Engländer dem Geschehen weitgehend mit Fairness und Nüchternheit.

Jedes der drei anderen Großturniere ist dagegen auf seine Weise laut, rüde, schrill. In diesem Jahr, so wirkt es, ist alles sogar noch schlimmer. So ging das Publikum bei den French Open im Frühjahr mit ausländischen Tennisprofis noch erbarmungsloser um als zuvor.

Angewidert und entsetzt

Die Ungnade gipfelte im Verhalten gegenüber dem Amerikaner Taylor Fritz, dessen Siegerinterview auf dem Platz nicht zustande kam, weil Hunderte Franzosen minutenlang auf ihn pfiffen. Bei den laufenden US Open ist ungebührliches Verhalten gar an der Tagesordnung: Rufe in den Konzentrationsphasen der Spieler zwischen dem ersten und zweiten Aufschlag, Beleidigungen, zu denen sich Zuschauer auf den teuren Plätzen hinreißen lassen, Pöbeleien und Pfiffe, wenn ein Spieler sich auch nur anschickt, beim Schiedsrichter etwas nachzufragen. New Yorker Tennisfans, die seit Jahren die US Open besuchen, sind angewidert und entsetzt.

Dass viele Zuschauer ins Extreme verfallen und ihre Missbilligung bar jeder Selbstkontrolle äußern, haben Sozialwissenschaftler mit „gekränkter Freiheit“ und „Massenradikalisierung“ erklärt. Vor allem die Einschränkungen während der Covid-Pandemie und die Eskalation in den sozialen Medien hätten die Leute dünnhäutiger gemacht.

Bei den US Open in New York kommt eine kapitalistische Grundhaltung hinzu: Habe man ein Produkt oder eine Dienstleistung gekauft, beispielsweise die Teilhabe an einem Tennismatch, dann habe man damit auch das Recht erworben, damit umzugehen, wie man will. Die Leidtragenden sind im Zweifel die Produzenten, also die Profis, die eine sportliche Show zeigen wollen, aber vergeblich auf Respekt zählen.

In diesem Zivilisationskampf werden die Spieler alleingelassen. So haben Profis wie Zverev, Djokovic und Medwedew New Yorker Störenfriede nicht nur mitten im Match identifiziert, sondern auch dafür gesorgt, dass sie zum Schweigen gebracht oder gar des Stadions verwiesen werden. In den meisten Fällen versuche er zwar die Pöbeleien zu ignorieren, sagte Djokovic, aber in heiklen Momenten platze ihm auch der Kragen.

Wer pöbelt, hat meist getrunken

Bedenklich ist, dass die Spieler selbst zu Ordnungshütern werden (müssen). Die Schiedsrichter greifen selten durch, haben womöglich schon kapituliert. Nach Einführung der elektronischen Zeit-, Netz- und Linienüberwachung sowie des Videobeweises haben die Referees nicht viel mehr über die Angabe des Spielstandes hinaus zu sagen. Diese Degradierung schadet ihrer Autorität.

Zudem sind die Veranstalter der Grand-Slam-Turniere schneller dabei, einen Spieler wegen eines Fluchs zu bestrafen als sich Zuschauer wegen ständiger Beleidigungen vorzuknöpfen. Auch das folgt der kapitalistischen Logik. Wer pöbelt, hat vorher meist Alkohol getrunken. Wer reichlich wodkahaltige „US Open Signa­ture Cocktails“ konsumiert hat, hat dafür viel Geld bezahlt. Und zwar Geld, das dem amerikanischen Tennisverband, der die US Open veranstaltet, zugutekommt – und das auch in die Nachwuchsförderung gesteckt wird.

Vermutlich muss man die ganze Sache nüchtern sehen. Die jeweils drei Millionen Dollar, die die Gewinner der Einzelkonkurrenzen erhalten, sind nicht nur Siegprämie, sondern auch Schmerzensgeld.

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