Nachrichten

#Mussolinis Schlacht um stabile Preise

Mussolinis Schlacht um stabile Preise

Nach der Liraschlacht, der Weizenschlacht und zahlreichen anderen solchen unblutigen „Schlachten“ ist nun auch die Preisschlacht vom fascistischen Regime verkündet worden. Die Herabsetzung der Beamtengehälter um 12 Prozent soll nur die Einleitung zu einer allgemeinen Preisherabsetzung sein. An und für sich ist die Konjunktur ohne Zweifel einer solchen Politik günstig. Der allgemeinen Entwertung des Geldes in den ersten Nachkriegsjahren ist nun schon seit einer Reihe von Jahren eine energische Gegenbewegung gefolgt, die sich überall in dem rapiden Fallen aller Rohstoffe äußert. 

In Italien sind, wie überall, die Kleinhandelspreise dem Fallen der Großhandelspreise nur zögernd und unvollkommen gefolgt. Die italienischen Indexzahlen gehen vom Juni 1927 aus, wo bereits die Großhandelspreise gegenüber dem Maximum, das 1926 verzeichnet worden war, um 26,8 Prozent gefallen waren. Aber auch dann noch bleibt der Preisfall im Kleinhandel hinter dem im Großhandel entschieden zurück. 

Die Quote 4: Nachdem für die Lira-Stabilisierung f. Zt. die „Quote 90“ von Mussolini als Parole ausgegeben worden war, hat er jetzt in seiner drastischen Weise für die „Preisschlacht“ die „Quote 4“ als Schlachtruf ausgegeben, d.h. Gehälter, Löhne und Preise sollen auf dem vierfachen Stand von 1914 stabilisiert werden, was übrigens eine leichte Verteuerung bedeutete, da die Goldlira gleich 3,66 Papierlire ist.  

Preisentwicklung in Italien


Preisentwicklung in Italien
:


Bild: Frankfurter Zeitung

Nun bewegen sich die neuen Gehaltstabellen allerdings um das Vierfache von 1914, indem der Multiplikationsfaktor zwischen 3,64 in der zweithöchsten und 5,28 in der niedrigsten Gehaltsklasse schwankt, aber an Steuerlasten legt der Staat heute den Bürgern etwa das Achtfache auf, indem er seine Einnahmen von 2.500 auf rund 20.000 Millionen Lire gesteigert hat. Auf die Höhe der Mieten, der Löhne und der Steuern verweist auch immer der Kleinhandel, wenn ihm das Zurückblieben hinter der Preissenkung des Großhandels vorgeworfen wird.  

Fleisch und Eier acht Mal so teuer 

Grundsätzlich sei für die nachstehenden Berechnungen bemerkt, daß sie die Veränderungen von der Vorkriegszeit an bis zum Beginne des jetzigen Ermäßigungs-Feldzuges zeigen, da sich weder dessen Tragweite noch dessen Dauer überstehen läßt. Pflanzliche Nahrungsmittel, insbesondere Brot und Makkaroni, sind seit der Vorkriegszeit im Großhandel auf 280 bis 380 Prozent, im Kleinhandel aber auf 470 bis 500 Prozent gestiegen, dagegen Reis im Großhandel auf 300, im Kleinhandel auf 400 Prozent, stärker Kartoffeln, nämlich auf 420 bzw. 500 bis 600 Prozent, Kalbfleisch und Eier stehen etwa achtmal höher als vor dem Kriege. Auf Zucker hat der Staat sowohl die Fabrikationssteuer wie den Einfuhrzoll verfünffacht, ebenso die Tarife für Personen und Güter auf der Staatsbahn.  

Historisches E-Paper

Erst in der Sitzung des Ministerrates vom 25. November sind die Gütertarife wieder auf das Vierfache von 1914 gesenkt worden. Besonders schwer ist aber die Verteuerung der Produktion und des Konsums durch eine erst jüngst vorgenommene starke Steuererhöhung auf Gas und Elektrizität, die heute durchschnittlich fünfmal soviel kosten als 1914, und durch den Hochschutzzoll.  

Während die Nettopreise für den elektrischen Strom seit Vorkriegszeit nur verdreifacht sind, ist die Steuer darauf von 11 auf 75 Centimes per kW-Stunde oder fast auf das Siebenfache gestiegen. Der erst im Jahre 1925 wiedereingeführte Weizenzoll ist im vorigen Jahre auf 51,20 Lire per Doppelzentner erhöht worden. Die Verbilligungskampagne der Regierung müßte eigentlich mit einem gründlichen Abbau der Verbrauchssteuern und der Zölle eingeleitet werden.  

Die Eingriffe der Behörden 

Statt dessen sucht sich zunächst durch eine mit allen Mitteln betriebene Propaganda und durch Festsetzung von Preisen durch die korporativen Organisationen ihr Ziel zu erreichen. Die italienische Presse ist voll von Meldungen aus dem ganzen Lande, daß hier die Bäcker, dort die Fleischer die Preise eine Kleinigkeit herabgesetzt und gar hie und da ein Hausherr seien Mieter mit der Mitteilung, daß die Miete um 10 Prozent ermäßigt werde, überrascht habe.  

„In keinem demiliberalen, individualistischen und atomistischen Staat,“ so verkündet der frühere Finanzminister De Stafani triumphierend, „hätte sich eine solche rapide Preisanpassung vollziehen können“. Gemach, gemach! Dieses Lied von der allgemeinen Verbilligung klingt nicht neu in unseren Ohren, wir haben es um 1927 während der Lira-Aufwertung und Stabilisierung immer wieder gehört und müssen nun erfahren, daß es zu früh gesunden worden ist. Die große Frage bleibt, wie lange die billigen Preise, die jetzt verfügt werden, vorhalten.  

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!