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#Endlich nicht mehr rosa

Endlich nicht mehr rosa

Der berichtenswerteste Umstand der 63. Grammy Awards wurde schon weithin aufgegriffen, nämlich die absolute Rekordanzahl an Trophäen, die Beyoncé Knowles nun ihr Eigen nennen darf. Der mindestens zweitberichtenswerteste Umstand sollte allerdings auch nicht untergehen. Es handelt sich um eine Nominierung für die „Beste Metal-Darbietung“, und auf dieser Liste steht neben diversen düsteren Typen auch eine einzelne Künstlerin, die erste, die es ohne Herrenbegleitung in diese Kategorie geschafft hat. Sie heißt Poppy.

Andrea Diener

Ja, „That Poppy“, wie sie sich vor einigen Jahren noch nannte, ein geheimnisvolles Wesen aus den Untiefen der digitalen Welt, das sich von rosa Zuckerwatte ernährte, mit Pflanzen redete und verstörend seltsame Videos drehte, in denen sie uns aus einer rosa Zwischenhölle heraus mit abgründigen Fragen traktierte. Aus dieser rosa Zwischenwelt, so ließ sie ab und zu durchblicken, gab es für sie kein Entrinnen, ab und zu allerdings erreichte uns ein veritabler Popsong, der normal genug war, um auch im Radio gespielt zu werden.

Poppy, so viel ist bekannt, heißt mit bürgerlichem Namen Moriah Rose Pereira und wuchs einigermaßen einsam in Nashville, Tennessee, auf, weil ihre Mitschüler sie derart drangsalierten, dass man sie aus der Schule nahm. Das Internet wurde ihr bester Freund und ist es bis heute, allerdings werden im Poppy-Universum durchaus auch dessen weniger schöne Seiten thematisiert. Lange arbeitete sie mit einem gewissen Titanic Sinclair zusammen, der mit ihr zusammen Songs schrieb und produzierte. Im Jahr 2019 trennten sich ihre Wege, weil Poppy sich von ihm manipuliert und erpresst fühlte, er „verherrlicht Suizid“, sagte sie.

Futuristischer Racheengel mit Baseballschläger

Sie tat daraufhin das, was man bei Künstlern als „erfindet sich neu“ bezeichnet. Aus dem nahezu farblosen Barbie-Avatar mit der zuckrigen Stimme und den gezielt gesetzten Abgründigkeiten wurde ein insgesamt deutlich düstereres Wesen mit mittlerweile brünetten Haaren, das noch immer seltsame Videos dreht, die zwischen Barbies Traumhaus und Kettensägenmassaker changieren. Daneben aber ist aus That Poppy irgendwann eine ernstzunehmende Musikerin geworden. Sie mischt auf dem jüngsten Album „I Disagree“, das 2020 erschien, fröhlich alles, was laut und schräg ist, bekommt schwere Stromgitarren, Schlagzeuggedresche und niedlichsten Harmoniegesang locker in einem Song unter und erzählt dabei immer weiter die Geschichte des Wesens Poppy, das es irgendwie in unsere Welt verschlagen hat oder auch nur ins Internet, so genau weiß man das nicht.

In „Bloodmoney“ ist Poppy ein futuristischer Racheengel mit Baseballschläger, ein wenig an Uma Thurman aus „Kill Bill“ gemahnend. „What do you believe when everyone is watching?“, singt sie und schwebt auf ein glühendes Neonkreuz zu. Bei den Grammys durfte sie nun, auch wenn sie schlussendlich nicht gewann, ihr neuestes Werk vorstellen, die Single „Eat“. Sagen wir es so: Dass es nun eine feministische Version von Marilyn Manson gibt, ist nicht die allerschlechteste Volte der jüngeren Musikgeschichte.

Daneben arbeitet sie weiter an der crossmedialen Verbreitung der Figur Poppy. Ein Comic, ein Film, ein virtuelles 3D-Erlebnis, ein Weihnachtsalbum, halbironische Schminkvideos. Es scheint, als sei sie seit der Trennung von Titanic Sinclair auf einer auch für das Publikum recht unterhaltsamen Selbstsuche. Und das ist gut. Denn seit wir Grimes an Elon Musk verloren haben, ist sie unsere letzte Hoffnung, dass sich einer mit den Aliens verständigen kann, wenn die irgendwann bei uns auf der Erde landen.

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