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#Nach der Sintflut kommen Hunger und Krankheiten

„Nach der Sintflut kommen Hunger und Krankheiten“

Dieser Monsun war anders. Der Regen nahm einfach kein Ende. Über Tage und Wochen ging er auf das Dorf nieder, die Nässe machte die Wände und das Dach der Lehmhütte mürbe, in der die Bäuerin Nihalan mit ihrem Ehemann den Großteil ihres Lebens verbracht hat. Zur gleichen Zeit kam immer mehr Wasser den Berg hinabgerauscht. Der Pegel im Tal stieg bedrohlich an. Die Wände sackten ein wie eine Matschburg auf dem Waldspielplatz. Nichts im Dorf war mehr zu retten.

Der Fluchtreflex setzte ein: bloß weg von hier, mit den Kindern und den Verwandten aus den zerstörten Nachbarhäusern. Schafe und Ziegen zurück­lassen. Den weiten Weg in die Ebene wagen, wo auch noch Familie lebt.

Doch nach einer langen Reise folgte das böse Erwachen: Auch hier hat die Sintflut Pakistan in eine Seenlandschaft verwandelt. Wo einst Felder lagen, ragen jetzt nur die Reste der Baumwoll- und Zuckerrohrpflanzen und Häuser aus dem Wasser. Die Menschen sind entwurzelt. Das Vieh stirbt, weil es keine Nahrung bekommt. Hier findet sich kaum jemand, der Nihalan und ihren sieben Kindern die Hilfe geben kann, auf die sie so dringend angewiesen sind. Unter ei­ner Plane leben sie in einem von Tausenden Lagern, in denen die Flutopfer notdürftig untergekommen sind. Die meisten davon liegen hier in der Provinz Sindh im Süden des Landes.

Doch die kleine Zeltsiedlung am Rand der Stadt Nawabshah bietet keinerlei Schutz. Nihalan und ihr Ehemann sitzen unter einem selbst gebauten Dach aus Strohmatten auf einem Charpai. So nennen sie hier die traditionellen Holzbetten, auf denen die Menschen in Südasien viele Nacht- und Tagstunden verbringen. Nihalans Dorf Jhal Magsi liegt im Kirthar-Gebirge in der Nachbarprovinz Belutschistan. Die Falten in Nihalans Ge­sicht zeugen von Tagen voller Sonne, Wind und Regen, ihre dunklen Augen vom harten Leben in Pakistans Bergdörfern. „Dies sind die schwersten Tage in meinem Leben“, sagt sie. Dabei scheint Nihalan sich sonst nicht leicht verängs­tigen zu lassen. Viele andere ­in Pakistan würden bei einem Gespräch mit einem Fremden das Kopftuch ins Gesicht ziehen. Sie nicht.

So schlimm wie diesmal war es noch nie

Nihalan sagt, sie sei um die fünfzig Jahre alt, genauer weiß sie es nicht. In ih­rem Leben hat sie schon einige Hochwasser erlebt. Die letzten sind fünfzehn, zwölf und elf Jahre her. So schlimm wie diesmal war es aber noch nie. Das be­stätigen die Statistiken der Katastro­phen­behörde, die mit Zahlen aufwarten, de­ren Dimensionen das Vorstellungs­vermögen strapazieren. Vier- bis fünfmal mehr Regen als sonst haben die Wetterämter in einigen Landesteilen gemessen. Bislang gehen die Behörden von 1500 To­ten aus, unter ihnen mehr als 500  Kinder. 1,7 Millionen beschädigte Häuser wurden bislang gefunden und fast 400 zerstörte Brücken. Von den 220 Millionen Einwohnern Pakistans sind 33 Millionen von der Katastrophe betroffen.

Provisorische Unterkünfte für Flutopfer in der Provinz Sindh


Provisorische Unterkünfte für Flutopfer in der Provinz Sindh
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Bild: dpa

Wie Hilfsorganisationen warnen, sind Frauen und Kinder infolge der Flut besonders gefährdet. Die pakistanischen Behörden sprechen von 550.000 Menschen, die in Lagern leben sollen. In Wahrheit verbringen die meisten ihre Tage und Nächte in improvisierten Verschlägen. Nur sehr wenige haben eines der Zelte von den Hilfsorganisationen bekommen. Wer Glück hatte, konnte ei­ne Plastikplane ergattern, um sie über sein Nachtlager zu spannen. Viele haben sich ihren Unterschlupf aus einem oder mehreren Holzbetten, ein paar Stöcken und Tüchern zusammengebaut. Hunderte teilen sich eine der Latrinen, die von den Menschen selbst am Rand der Wasserlachen aus Stöcken, Tüchern und Plastikplanen errichtet wurden.

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