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#Nagelsmann-Experiment: „Kai hat das sensationell gut gemacht“

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Der Bundestrainer verblüfft mit seiner Aufstellung. Offensivspieler Kai Havertz taucht beim 2:3 gegen die Türkei plötzlich als Linksverteidiger auf. Noch erstaunlicher ist Julian Nagelsmanns Fazit.

Genau eine Stunde vor Spielbeginn verschickte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Samstagabend die Aufstellungen für das Spiel zwischen Deutschland und der Türkei im Olympiastadion in Berlin. Die elf Namen, die Julian Nagelsmann nominierte, machten den Beobachter allerdings stutzig. Denn wer die Spieler, die untereinander gelistet waren, imaginär auf einem Spielfeld auf ihren gewohnten Positionen verteilte, bekam eine Leerstelle zu sehen – ein Linksverteidiger für die Viererabwehrkette fehlte.

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Tobias Rabe

Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

Zumindest auf den ersten Blick. Tatsächlich hatte sich der Bundestrainer keinen Irrtum geleistet bei der Besetzung seiner Startelf. Als Nagelsmann vor dem Spiel beim Fernsehsender RTL sprach, hatte sich das erstaunliche Experiment, das er wagen wollte, aber schon herumgesprochen: Kai Havertz sollte die für ihn völlig neue Position einnehmen. Der Havertz, der in Leverkusen sowie bei Chelsea und Arsenal in England offensiv schon fast alles spielte, aber eben noch nie einen linken Verteidiger.

Also gab es Erklärungsbedarf. Havertz sei dort „eine sehr gute Option“, sagte Nagelsmann überzeugt bei RTL, „aber er wird nicht immer der klassische Linksverteidiger sein, wie man das kennt. Er ist ein überragender Spieler, hat aber nicht immer das Standing und die Spielzeit, die er verdient. Die kriegt er heute“. Grundsätzlich habe er bei Havertz „viel Fantasie“, was dessen Verwendbarkeit angehe. Genauso viel Fantasie brauchte aber wohl auch so mancher Fan, um zu glauben, dass das gut geht.

„Das ist kein Elfmeter“

Auch in England dürften sie große Augen machen, wenn sie sehen, was Nagelsmann da gewagt hatte mit einem Spieler, der vor dieser Saison im Sommer in London die Farben wechselte. Für etwa 75 Millionen Euro Ablösesumme hatte sich Arsenal den 24 Jahre alten gebürtigen Aachener gekauft. Das Preisschild weckte Erwartungen bei den Fans der „Gunners“. Doch die wurden bisher kaum erfüllt. Trainer Mikel Arteta schwärmte zwar wiederholt von Havertz, die Bilanz aber fiel bisher arg mau aus.

Ein Tor – noch dazu durch einen Elfmeter – schoss der Deutsche für seinen neuen Verein bis heute. Noch schlimmer als der Mangel an Zählbarem aber war die Ziellosigkeit, mit der auch Arteta immer wieder nach der passenden Position für Havertz suchte, aber sie bis jetzt nicht gefunden hat. Dieses Problem ist bekannt aus der Nationalmannschaft. Auch nach nun 40 Länderspielen weiß man nicht so recht: Wo gehört dieser Hochtalentierte denn eigentlich hin? Die jüngste Antwort von Nagelsmann verblüffte aber doch nochmal.

Der Bundestrainer hatte, nach siebzehn Gegentoren in neun Spielen in diesem Jahr nach der WM in Qatar, in dieser Trainingswoche die defensive Stabilität als oberstes Lernziel ausgegeben. Daran war schon Vorgänger Hansi Flick gescheitert, nun sollte es in den nur fünf Einheiten auf dem DFB-Campus etwas werden. Die Spannung auf das Endergebnis war groß. Dass das vorläufige Wahlergebnis für die Position des Linksverteidigers Havertz heißen würde, darauf musste man aber erstmal kommen.

Die Pointe der Geschichte, die am Samstagabend bei der deutschen 2:3-Niederlage gegen die Türkei über Havertz erzählt wurde, war, dass der neue Verteidiger das machte, was der alte Angreifer länger nicht gemacht hatte: Er schoss ein Tor. Nach Querpass von Leroy Sané stand Havertz gänzlich frei und traf in der fünften Minute zur Führung. Musste er wirklich erst aus den ganz tiefen Tiefe des Raumes kommen, um vorne erfolgreich zu sein? Ein Happy End hat die Geschichte aber nicht, bisher zumindest.

Nach Treffern von Ferdi Kadioglu (38.) und Kenan Yildiz (45.+2) für die Türkei sowie dem Ausgleich durch Niclas Füllkrug (49.) war es Havertz, der den entscheidenden Treffer des Spiels unfreiwillig einleitete. In seinem neuen Kerngebiet, dem eigenen Strafraum, bekam er den Ball hinter seinem Rücken an den linken Ellbogen. Absicht war das sicher nicht, der Schiedsrichter entschied nach Ansicht der Videobilder dennoch auf Handelfmeter. Yusuf Sari verwandelte zum Endstand (71.). „Das ist kein Elfmeter“, sagte Nagelsmann nur.

Gesprächiger war er bei der Bewertung der Leistung von Havertz – und wie! „Er hat das weltklasse gemacht“, sagte Nagelsmann in der Presskonferenz zu später Stunde. „In der ersten Halbzeit gab es vier Aktionen, die schwer zu verteidigen waren, die hat er gut gelöst. Er hat ein Tor gemacht, hat offensiv viel bewegt.“ Das Fazit des Bundestrainers: „Kai hat das sensationell gemacht.“ Das Urteil von Nagelsmann über sein überraschendes Experiment erstaunte dann doch, zumindest in dieser Deutlichkeit.

Da er mit Jamal Musiala, der diesmal verletzt fehlte und von Julian Brandt ersetzt wurde, und Leroy Sané zwei Topspieler auf der offensiven Position im rechten Mittelfeld habe, wie er sagte, wollte Nagelsmann auch den dritten Topspieler in der Startelf haben. So entstand der Versuch mit Havertz auf der linken Seite. Und wer dem Bundestrainer ein wenig zuhörte bei seinen Ausführungen wird ziemlich schnell auch erkannt haben, dass er das Experiment nicht als gescheitert ansieht. Die Geschichte ist noch nicht vorbei.

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