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#Für die Banken bleibt der Brexit hart

Für die Banken bleibt der Brexit hart

Das an Heiligabend beschlossene Brexit-Abkommen zwischen Großbritannien und der Europäischen Union lässt ausgerechnet für die in London so wichtige Finanzindustrie viele Fragen offen. Die bis zuletzt schwelende Hoffnung mancher britischer Bank, dass sie auch weiter über einen sogenannten „Passport“ von London aus Kunden in der EU bedienen könne, ist zerstoben. Stattdessen will die EU über sogenannte Äquivalenzentscheidungen zu gut 40 Bereichen der Finanzwelt regeln, ob ihnen die britische Regulierung für einen Vertrieb in der EU ausreicht. Bislang ist nicht einmal zu einer Handvoll dieser Bereiche eine Entscheidung gefallen, immerhin aber eine der wichtigsten: Auf Euro laufende Zinsabsicherungsgeschäfte dürfen zunächst für weitere 18 Monate in England abgewickelt werden.

Tim  Kanning

In den Banken zeigte man sich am Montag zwar erfreut, dass ein Handelsabkommen gefunden und somit ein chaotischer Brexit verhindert wurde. Für das eigene Geschäft hätten sich aber viele mehr Planungssicherheit gewünscht. „Viele für die Finanzindustrie zentrale Themen werden in dem Abkommen leider nicht aufgegriffen“, sagte Hans-Walter Peters, Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken, in dem neben der Deutschen Bank auch viele Tochtergesellschaften ausländischer Institute versammelt sind. „Wie der gegenseitige Marktzugang bei Finanzdienstleistungen aussehen soll, bleibt in den meisten Fällen weiterhin unklar. Hier brauchen wir schnellstmöglich Klarheit.“

Weiter warten auf den Deal

Aus Sicht von Hubertus Väth von der Standortinitiative Frankfurt Main Finance ist nun besiegelt, dass 40 Prozent des Geschäfts, das Banken aus Großbritannien heraus mit der EU gemacht haben, verlagert werden müssten. Weitere rund 20 Prozent seien Gegenstand der Äquivalenzregelungen. „Ich rechne hier mit einer großzügigen, aber auch einer klar befristeten Regelung. Schließlich ist klar, dass sich das Vereinigte Königreich regulatorische Vorteile durch seine neuen Freiheiten verschaffen will“, sagte Väth der F.A.Z. „Damit muss die Äquivalenz natürlich an diesen Stellen enden.“

Auch ein Sprecher der Deutschen Bank, die als einer der größten Arbeitgeber in der Londoner City einen Großteil ihres europäischen Investmentbankings von dort aus steuert, bemängelte gegenüber der F.A.Z., dass das Abkommen für Finanzinstitute nicht mehr den gleichen Marktzugang wie zuvor ermögliche. Es komme nun darauf an, welchen Deal die EU und das Vereinigte Königreich zu den Finanzdienstleistungen erzielten.

Banken haben sich vorbereitet 

Die Hoffnungen der Banken liegen auf dem politischen Begleitbrief, in dem die EU und Großbritannien erklären, dass sie bis März zumindest eine Absichtserklärung zur weiteren Zusammenarbeit in Fragen rund um die Finanzindustrie vereinbaren werden. „Wichtig ist für uns, dass wir klare verlässliche Regeln bekommen, auch dazu, wie in Zukunft Äquivalenzentscheidungen gefällt werden und wie zum Beispiel mit technologischen Neuerungen umgegangen wird“, sagte Andreas Krautscheid, Hauptgeschäftsführer des Bankenverbands, der F.A.Z.

Trotz der weiterhin hohen Unsicherheit für die Finanzindustrie, zeigen sich die Banken und auch die Aufseher der EZB überzeugt davon, dass alle Institute auch nach dem Brexit zum Jahreswechsel ihre Kunden ganz normal weiter bedienen können. Sowohl Krautscheid vom Bankenverband als auch Silvia Schmitten-Walgenbach, die Präsidentin der Auslandsbanken in Deutschland, sagen, dass ihre Mitgliedsbanken sich schon länger auf den Verlust der „Passport“-Rechte eingestellt und entsprechende Lizenzen besorgt und Einheiten in der EU aufgebaut hätten. So hatten zuletzt etwa die amerikanischen Großbanken JP Morgan, Morgan Stanley und Goldman Sachs Vermögenswerte von zusammen einigen hundert Milliarden Euro von der Themse an den Main verlagert. Gemessen an der Bilanzsumme, zählt die deutsche JP Morgan Bank AG damit nun zu den zehn größten Banken hierzulande. Laut Finanzplatz-Werber Väth hatten die Brexit-Banken schon bis Mitte des Jahres 3000 Stellen in Frankfurt aufgebaut; 1000 weitere seien bei der EZB angemeldet worden.

Belegschaft mehr als verdoppelt

Die britische Großbank Standard Chartered zum Beispiel hat ihre einstige Zweigstelle in Frankfurt mit 80 Mitarbeitern in eine Niederlassung mit Vollbanklizenz und 215 Mitarbeitern umgewandelt. „Viele Kunden, die wir früher aus London betreut haben, wollten nicht auf den Brexit warten, sondern haben bereits rechtzeitig ihr Geschäft mit uns nach Frankfurt verlagert“, sagte Risikovorstand Michael Hellbeck gegenüber der F.A.Z. Die Bank ist stark in den Schwellenländern vertreten. Wenn Kunden nun Schwellenländerwährungen in Euro wechseln wollen, läuft das schon jetzt über Frankfurt.

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