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#ARD sieht Ex-Intendanten und Programmchef Hans Abich als NS-belastet an

Hans Abich war eine prägende Figur des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in der jungen Bundesrepublik. Seine Verdienste um den Aufbau eines demokratisch verankerten Rundfunkwesens sind unbestritten. Der im Jahr 2003 verstorbene Abich war Intendant von Radio Bremen und Programmdirektor der ARD. Doch jetzt verdunkelt der Sendeverbund das Andenken an den Gründervater.

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

Er sei „Teil einer Säule des NS-Regimes“ gewesen, befindet ein Gutachten, das die Intendanten und die Historische Kommission der ARD bei dem Historiker Thomas Birkner von der Paris Lodron Universität Salzburg in Auftrag gegeben haben. Abich habe falsche Angaben zu seiner Biographie während der Zeit des Nationalsozialismus gemacht.

„Hans Abich arbeitete entgegen seiner eigenen Erzählung für das Propagandaministerium und für Zeitschriften der Studentenschaft, die die damalige Ideologie transportierten“, teilt der Gutachter Birkner mit. Der spätere ARD-Programmdirektor sei „als Mittzwanziger in den Funktionsketten des Regimes noch nicht weit aufgerückt, aber dennoch Teil einer Säule des NS-Regimes, die die faschistische Ideologie förderte. Damit habe er zur Verbreitung und Legitimation von Rassismus und Antisemitismus, von Führerkult und Kriegsbegeisterung beigetragen.“

Zu Lebzeiten kaum darüber gesprochen

Über sein Wirken während der NS-Zeit, stellt die ARD fest, habe Abich zu Lebzeiten wenig gesprochen. In Interviews habe er angegeben, er sei nie Mitglied der NSDAP gewesen und habe sich nach den Pogromen 1938 innerlich vom Regime abgewandt. Daran hatte ein Artikel in „Die Zeit“ Ende 2021 Zweifel angemeldet. Die ARD-Programmdirektion und Radio Bremen traten daraufhin an die Intendanten der ARD heran, um die Sache von der Historischen Kommission überprüfen zu lassen.

„Besonders problematisch“ sei, meint der Gutachter Birkner, wie Hans Abich mit seiner Vergangenheit umgegangen sei: „Er verschwieg seine Rolle als NS-Publizist größtenteils, teilweise log er im Hinblick auf seine NSDAP-Mitgliedschaft. Eine selbstkritische Reflexion fand nicht statt.“ Nach 1945 hatte sich Abich freilich vom NS-Regime distanziert. Das Gutachten der ARD stellt auch fest, dass er auch nicht in „rechte Netzwerke der jungen Bundesrepublik“ verstrickt gewesen sei. Er habe sich in seinen späteren Funktionen in der ARD um die Demokratie und um den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verdient gemacht, stellt die Historische Kommission der ARD fest.

Hans Abich arbeitete nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst als Filmproduzent. Bei Radio Bremen war er Programmdirektor und dann von 1968 bis 1973 Intendant. Von 1973 bis 1978 war er als Programmdirektor der ARD für das erste Programm des Senderverbunds verantwortlich. Unter seiner Ägide entstanden unter anderem die „Tagesthemen“.

„Als Vorbild taugt Hans Abich nicht mehr“

„Die Verstrickung Hans Abichs in das NS-Propagandasystem und seine spätere Verdrängung werfen jedoch Schatten auf seine Verdienste um das demokratische Mediensystem nach 1945. Als Galionsfigur oder Vorbild taugt Hans Abich nicht mehr“, meint der Vorsitzende der Historischen Kommission der ARD, Christoph Singelnstein.

„Die Schrecken der NS-Vergangenheit nicht zu vergessen und sie konsequent aufzuarbeiten“, sei „eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“. Ihr stelle „sich auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk“, sagt die Intendantin von Radio Bremen, Yvette Gerner. Für ihren Sender bedeute dies, „klar zu sagen: Unser ehemaliger Intendant Hans Abich ist als Teil der Propagandamaschine des NS-Regimes belastet.“

Die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste wird sich nun wohl auch Gedanken machen. Sie vergab bis 2021 den renommierten Hans-Abich-Preis. Den Preis gibt es noch, er wird auf dem von Abich einst mitgegründeten Fernsehfilmfestival in Baden-Baden vergeben weiterhin vergeben, allerdings nicht mehr unter seinem Namen, sondern als „Ehrenpreis für herausragende Leistungen“. Die Akademie hatte angekündigt, man werde die neuen Erkenntnisse zu Abich „prüfen und aufarbeiten“.

Die Darstellung der ARD zu Hans Abich findet sich unter radiobremen.de

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