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#Der Urvater des Spielfilms

Der Urvater des Spielfilms

Martin Scorsese ist ein Cinephiler, wie er im Buche steht: ein passionierter Filmliebhaber und profunder Kenner der Kinogeschichte. „Hugo“, sein erstes und bis jetzt einziges Werk in der alle paar Jahrzehnte wieder als zukunftsweisend aufgewärmten 3-D-Technik, bildete 2011 eine Mischung aus Ehrerweisung und Liebesbezeigung ausgerechnet an den Urvater des Spielfilms, den Pariser Georges Méliès (1861 bis 1938).

Es zeugt von der illusionistischen Natur der siebten Kunst, dass Objekte, die aus Méliès’ Arbeitsalltag in Scorseses Märchenfiktion hineingesogen wurden, nun im neu eröffneten Pariser Musée Méliès im zweiten Stock der Cinéma­thèque française wieder als handfeste Realien vor den Besuchern auftauchen. Neben Kameras, Kostümen und Requisiten bestaunt man da auch das Original des humanoiden Automaten, den Scorsese in „Hugo“ dem Stummfilm-Cineasten an die Seite dichtete. Dichtung und Wahrheit verknoten sich bei diesem Schöpfer zu einem unentwirrbaren Knäuel – verdienstvoll, dass ein Museum da jetzt die Fäden zumindest zu sichten sucht.

Die Welt verzaubern statt ablichten

So stellt das erste der sieben Kapitel ohne viel frühbiographischen Federlesens sogleich klar, aus welcher Welt Méliès herstammt: jener der darstellenden Zauberkunst. Mithilfe eines Teils des väterlichen Vermögens erwarb er 1888 das Théâtre Robert-Houdin, die kleinste Bühne in ganz Paris. Méliès gab dem Häuschen den Glanz zurück, den es unter seinem 1871 verstorbenen Gründer und Namensgeber besessen hatte, dem Illusionisten Jean-Eugène Robert-Houdin. Der frisch gebackene Direktor, künstlerische Leiter und Mitwirkende in Personalunion bereicherte das Potpourri-Programm aus Zaubertrickdarbietungen und Automaten-Zurschaustellungen mit einem finalen Feuerwerk: einem „grand truc“ in Gestalt einer aufwendig szenarisierten, verschwenderisch szenografierten Magienummer. Méliès’ Zauberkünstler-Cape und Objekte aus der Trickkiste seines Magier-Mentors Robert-Houdin sind denn auch Teil der Ausstellung.

Die Geburt des Spielfilms aus dem Geist der Magie: Georges Méliès, Sonnenfinsternis bei Vollmond,  Eclipse de Soleil en pleine Lune, 1907.


Die Geburt des Spielfilms aus dem Geist der Magie: Georges Méliès, Sonnenfinsternis bei Vollmond, Eclipse de Soleil en pleine Lune, 1907.
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Bild: Musée Méliès

Geboren wurde der Spielfilm aus der Vermählung des „grand truc“ und der durch Marey, Edison, die Brüder Lumière und andere entwickelten Technik der lebensechten Fixierung von Alltagsszenen. Mithilfe der reichen Apparatesammlung der Cinémathèque beleuchtet eine Sektion des Parcours die Vorgeschichte der Zauberkunst und der kinematografischen Technik. Begnügen wir uns hier mit dem Diktum von Guillermo del Toro, wonach Edison und die Lumière-Brüder bewegte Bilder gemacht haben, Méliès jedoch Kino. Während die Konkurrenten die Welt ablichteten, verzauberte er sie.

Der Stopptrick

So taucht bereits der zweite der rund 520 Filme, die Méliès’ Filmproduktionsgesellschaft Star Film zwischen 1896 und 1912 einem staunenden Publikum vorführte, in eine ureigene Welt ein: „Une séance de prestidigitation“. Ein Gutteil des Katalogs der Star Film besteht aus derlei Variationen auf Taschenspielertricks. Er ist bevölkert von Magnetiseuren und Alchemisten, Karnevalsfiguren und Märchengestalten, Fakiren, Haremssklaven und drolligen Muselmännern, von den Versuchungen des heiligen Antonius und von Kautschukköpfen, die, vom Rumpf losgelöst, auf einem Tisch Grimassen schneiden. Daneben finden sich aber auch historische Figuren wie die Jungfrau von Orléans und, ebenfalls durch Schauspieler verkörpert, Zeitgenossen wie Eduard VII. oder Alfred Dreyfus.

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