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#Steigende Lawinengefahr: Wie schütze ich mich gegen Lawinen?

„Steigende Lawinengefahr: Wie schütze ich mich gegen Lawinen?“

Obwohl wir zum Beginn der Skisaison überall Bilder und Videos von Skigebieten ohne Schnee gesehen und auch selbst über die Zukunft der Alpen ohne Schnee geschrieben haben, macht der viele Schnee die Pisten der Alpen nun doch wieder zu einer gefährlichen Falle. Immer wieder hört man von verschütteten Freizeitsportler*innen, die leider viel zu oft tot geborgen werden. Wann es besonders wahrscheinlich ist, in eine Lawine zu geraten und was du im Ernstfall tun kannst, hat uns Franz Güntner vom Deutschen Alpenverein erzählt.

Warum ist die Lawinensituation gerade jetzt so gefährlich? 

Franz Güntner: “Dieser Winter ist ein schwieriger Winter für Schneesportler. Wir haben sehr wenig Schnee und dass das wenig Lawinengefahr bedeutet, ist ein Mythos. Wenn es, so wie in diesem Winter, erst wenig schneit und dann auf einmal ganz viel Schnee liegt – dann schafft das sehr komplexe Verhältnisse, die schwer einzuschätzen sind. Besser ist es also, einen Winter mit viel Schnee zu haben, wo regelmäßig alle paar Tage die Schneedecke anwächst und sich kontinuierlich setzen kann. Zusätzlich waren in den letzten Wochen auch der Sturm und die Orkanböen besonders stark. Wind ist der Baumeister von Lawinen: Er treibt den Schnee vor sich her, bis er hängen bleibt und packt ihn an windabgeneigten Stellen dann zu kompakten Brettern zusammen. Im Moment ist die Situation schwierig, weil viel Schnee auf einer unregelmäßigen und schwachen Schneedecke gefallen ist und das in Kombination mit Wind auftritt.”

Wie schütze ich mich gegen Lawinen? 

Franz Güntner: “Der Lawinenlagebericht sagt uns, wie gefährlich es in einem bestimmten Gebiet ist. Dabei gibt es fünf Stufen, die jeweils eine Beschreibung haben. Dort steht dann, wie gefährlich es ist und vor allem wo. Es wird also die Höhenlage angegeben, zum Beispiel ‘oberhalb der Waldgrenze’, zusätzlich auch die Exposition, sprich: in welche Himmelsrichtung es besonders gefährlich ist. Es ist entscheidend, den Lagebericht zu lesen und mitzunehmen, wo es wie gefährlich ist.”

Auf der Piste ist man zu 100 Prozent sicher. Abseits der Piste befindet sich der freie Skiraum; der ist nicht gesichert, da kümmert sich niemand drum, und dort ist jeder selbst für sich eigenverantwortlich unterwegs.

Franz Güntner

Lawinengefahr Skifahren

Betrifft mich der Lagebericht auch dann, wenn ich vorhabe, auf den Pisten zu bleiben? 

Franz Güntner: “Nein, es geht immer nur ums Gelände. Die Pisten sind ein gesicherter Skiraum, wo der Betreiber dafür verantwortlich ist, dass keine Lawinen abgehen. Dafür gibt es eine örtliche Lawinenkommission, in der Experten von der Gemeinde gemeinsam besprechen, wie man das Skigebiet sichert. Auf der Piste ist man zu 100 Prozent sicher. Abseits der Piste befindet sich der freie Skiraum; der ist nicht gesichert, da kümmert sich niemand drum, und dort ist jeder selbst für sich eigenverantwortlich unterwegs.”

Wo ist die Lawinensituation in der Regel besonders gefährlich? 

Franz Güntner: “Die paar Meter rechts und links von der Piste sind eine Falle, in die man buchstäblich fallen kann. Man ist in der Nähe der Piste, sieht den Lift, die Leute auf der Piste und ein paar Spuren von ein paar weiteren Skifahrern, die auch schon rausgefahren sind, und denkt sich: Das probiere ich auch mal. Der Übergangsbereich ist für Unerfahrene eine süße Versuchung. Wichtig ist zu wissen: Auch dort, wo man von der Hütte noch die Musik hört, kann man durch eine Lawine tödlich verunglücken. Wenn man rausfährt, sollte man sich auskennen.”

Die paar Meter rechts und links von der Piste sind eine Falle, in die man buchstäblich fallen kann. Der Übergangsbereich ist für Unerfahrene eine süße Versuchung.

Franz Güntner

Lawinengefahr Skifahren

Wie mache ich das? Wie eigne ich mir Wissen zu Lawinen an? 

Franz Güntner: “Dafür gibt es Kurse und Literatur. Eine Ausbildung kann man zum Beispiel beim Alpenverein oder an Bergschulen im Urlaubsort machen. Die stellen die Ausrüstung für die Ausbildung zur Verfügung, danach kann man sie sich meist auch ausleihen. Das Grundwissen erlernt man in Kursen meist in nur drei Stunden, es gibt aber auch längere Kurse, die über das ganze Wochenende gehen und wo man das Verhalten für Fälle übt, in denen mehrere Menschen verschüttet sind.”

Wie sieht die Lawinenschutzausrüstung genau aus? 

Wenn man auf Skitour geht oder so richtig abseits fährt, dann muss man immer eine Lawinen-Notfallausrüstung dabei haben. Die besteht aus einem LVS-Gerät (Lawinen-Verschütteten-Suchgerät), einer Sonde und einer Schaufel. Wenn man ohne diese Ausrüstung im Lawinengebiet unterwegs ist, handelt man fahrlässig. Mit dem LVS-Gerät werden optische und akustische Signale gesendet, es kann aber durch Umschalten auch Signale empfangen. So kann man sich zu verschütteten Personen vorarbeiten. Mit der Sonde zeigt mir das Gerät an, wenn ich nahe am Verschütteten stehe. Dann sondiere ich den Nahbereich nochmal ganz genau und beginne, wenn ich einen Treffer lande, zu schaufeln. Das sollte aber geübt werden, damit es in der Notfallsituation schnell geht. Weil der Sauerstoff sehr schnell knapp wird, nimmt die Überlebenschance bei Verschüttung nach 15 Minuten schnell ab. Parallel dazu sollte man die 112 anrufen, dann kommt dazu noch die organisierte Bergrettung und bei Lawinen mit Personenverschüttung meist auch noch der Hubschrauber.

Wie viel kostet eine solche Lawinenschutzausrüstung?

Franz Güntner: “Für die Ausrüstung muss man schon ungefähr 400 Euro investieren, wenn man sie selbst kaufen will. Neben dem LVS-Gerät, der Sonde und der Schaufel gibt es optional auch noch Airbags. Das sind Ballons, die einem helfen, gar nicht erst verschüttet zu werden, sondern an der Oberfläche zu bleiben. Man hat den Ballon am Rücken, den man mit einer Reißleine zünden kann und wenn’s gut läuft, bleibt dieser dann über der Lawine.”

Weil der Sauerstoff sehr schnell knapp wird, nimmt die Überlebenschance bei Verschüttung nach 15 Minuten schnell ab.

Franz Güntner

Wenn ich keine Ausrüstung mitgenommen habe, habe ich trotzdem eine Chance, gefunden zu werden? 

Franz Güntner: “Dann ist man abhängig von Zufall und Glück. Dadurch, dass eine Lawine auch immer einen Auslaufbereich hat, ist das Feld, in dem gesucht werden muss, riesig. Dann gehen etwa 20 Leute das Feld von oben bis unten ab – immer einen Schritt vor – Sonde einstechen – einen Schritt weiter. Da kann man sich vorstellen, wie lange das in dem Tempo dauert.”

Was muss ich noch zu Lawinen wissen?

Franz Güntner: “Man muss sich klar sein: Wenn man abseits der Piste fährt und dabei gefährliche Hänge quert oder abfährt und eine Lawine auslöst, die dann andere Leute verschüttet, dann wird dafür auch Haftung ein Thema. Abseits der Piste ist kein rechtsfreier Raum.”

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