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#Moskauer Börse lockt chinesische Investoren

Moskauer Börse lockt chinesische Investoren

Seit Jahren bemüht sich Russland um die „Dedollarisierung“ seiner Wirtschaft, also die Verringerung der Abhängigkeit von der amerikanischen Währung. In den Handelsbeziehungen geht das nur schleppend voran, da ein Großteil der für Russland wichtigen Öl- und Gasgeschäfte traditionell in Dollar abgewickelt wird. So versuchen Finanzministerium und Zentralbank zumindest die Finanzreserven des Landes vermehrt in anderen Währungen anzulegen, etwa in Euro und dem chinesischen Renminbi (Yuan).

Katharina Wagner

Katharina Wagner

Wirtschaftskorrespondentin für Russland und die GUS mit Sitz in Moskau.

China, das keine Kritik an der aggressiven russischen Innen- und Außenpolitik übt, ist Russlands Wunschpartner. Dem will nun auch die Moskauer Börse Rechnung tragen, indem sie von diesem Monat an den Währungs- und Derivatehandel drei Stunden früher, nämlich schon um sieben Uhr früh beginnen lässt, um die gemeinsame Arbeitszeit mit den östlicher gelegenen Ländern zu verlängern und so Investoren aus Asien anzulocken.

Bisher spielt der Handel mit dem Renminbi im Vergleich zum Dollar an der Moskauer Börse nur eine untergeordnete Rolle. Auch andere Versuche, den chinesischen Markt anzuzapfen, sind bislang gescheitert – wie zum Beispiel die „Panda-Bonds“, Anleihen ausländischer Emittenten, die auf dem chinesischen Markt und in Renminbi aufgelegt werden. Aus Russland hat bisher nur ein großer Konzern, der Aluminiumhersteller Rusal, solche Titel begeben.

Amerikanische Wertpapiere an der Moskauer Börse

Auf dem russischen Aktienmarkt hingegen findet derzeit eine Entwicklung statt, die den „Dedollarisierungs“-Bemühungen der Regierung zuwiderläuft: Wegen des steigenden Interesses vieler Anleger an ausländischen, insbesondere amerikanischen Wertpapieren bietet seit August vergangenen Jahres nun auch die Moskauer Börse solche an – darunter die der großen amerikanischen Internetkonzerne, aber auch des Pharmakonzerns Pfizer oder der Fastfood-Kette McDonald’s. Zuvor waren ausländische Aktien nur an der Börse in Sankt Petersburg gehandelt worden.

Nach Angaben der russischen nationalen Aktionärsvereinigung wuchs der Anteil der in ausländischen Aktien investierten Summe von 3,5 Prozent im Jahr 2019 auf 13,3 Prozent im vergangenen Jahr. Analysten zufolge hat dies einerseits mit dem Erfolg des amerikanischen Aktienmarkts zu tun, andererseits mit der in Jahren der Währungsinstabilität gewachsenen Tradition, Ersparnisse in Dollar anzulegen. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen, da immer mehr Kleinanleger an die Börse strömen: Im vergangenen Jahr wurden fast fünf Millionen neue Anlegerkonten an der Moskauer Börse eröffnet und damit mehr als in allen vorangegangenen Jahren zusammengenommen.

Das liegt zum einen an der Zugänglichkeit von Broker-Apps, die in Russland sehr beliebt sind, zum anderen an dem historisch niedrigen Leitzins von 4,25 Prozent, der Bankkonten zunehmend unattraktiv macht. An der Börse lässt sich mehr verdienen: Der in Rubel denominierte Moex-Index legte im vergangenen Jahr um knapp 8 Prozent zu – trotz Pandemie und eines Rückgangs der russischen Wirtschaftsleistung um 3,1 Prozent. Wegen der starken Abwertung des Rubels verlor das in Dollar gerechnete Pendant, der RTS-Index, zwar 2020 um gut 10 Prozent; seit Anfang Dezember stieg er aber wieder um mehr als 6 Prozent. Der Moex-Index durchbrach im Januar sogar erstmals für kurze Zeit die Marke von 3500 Punkten.

Öl-Aktien könnten „superattraktiv“ werden

Analysten zufolge lässt der steigende Ölpreis und die Hoffnung auf ein erfolgreiches Impfprogramm die Anleger an die Märkte der Schwellenländer zurückkehren. Eduard Charin von der Vermögensverwaltung Alfa-Kapital geht davon aus, dass die positive Dynamik in der ersten Jahreshälfte anhält: Wenn zum Sommer hin die Länder ihre Grenzen wieder öffneten und sich die Wirtschaft weiter erhole, steige auch die Nachfrage nach Öl. Das führe dazu, dass die Aktien von Öl- und Gasunternehmen „superattraktiv“ für Investoren würden, so Charin.

Auch Anna Kuprijanowa von der Gasprombank sieht für den RTS-Index ein Wachstumspotential von 20 Prozent in diesem Jahr voraus; sie setzt dabei vor allem auf weniger konjunkturabhängige Unternehmen wie die Supermarktkette Magnit, den Wasserkraftkonzern Rushydro und das Bauunternehmen Etalon.

Indes bleibt abzuwarten, wie sich die Verschlechterung der Beziehungen zwischen Russland und der EU und den Vereinigten Staaten infolge des Giftanschlags auf den Oppositionellen Alexej Nawalnyj auf die russischen Aktienkurse auswirkt. Im Februar gab der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock bekannt, den Anteil russischer Aktien am Portfolio für europäische Schwellenländer, der bis dahin 57 Prozent ausmachte, reduziert zu haben. Blackrock erwartet, dass die politischen Spannungen das Wachstum russischer Aktien bremsen.

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