Von Mensch zu Mensch, von Mensch zu Tier, von Tier zu Mensch – die Geschichte der Seuchen, ihrer Verbreitung und Bekämpfung war und ist ein Spiegel der Mobilität und der Begegnung. Mit dieser Kernaussage nimmt Dirk Bockmühl seine Leser mit auf einen historischen Streifzug durch die Welt der Mikroben. Der Kontakt ist unvermeidlich, sagt der Professor für Hygiene, denn alles, was lebt, trägt sie mit sich: Pilze und Parasiten, Bakterien und Viren.

Deshalb werden Menschen, die in neue Lebensräume vordringen, unweigerlich auf Keime treffen, auf die ihre körpereigene Abwehr nicht vorbereitet ist. Das Ebola- und das Corona-Virus sind dafür zwei aktuelle Beispiele. 

Umgekehrt hat auch der Mensch immer wieder tödliche Erreger in neue Regionen gebracht: So gelangte einst die Pest mit wandernden Völkern von Asien nach Europa, brachte Kolumbus die Pocken nach Amerika, verbreiteten die marodierenden Soldaten Karls VIII. im 16. Jahrhundert die Syphilis in ganz Europa.

Bockmühl erzählt diese Geschichte mit spannenden Beispielen von der Steinzeit bis heute. Der Leser begegnet prominenten Opfern wie Tutenchamun ebenso wie Forscherlegenden von Louis Pasteur bis Robert Koch. Das Buch endet mit einer Warnung: Etliche Erreger sind auf dem Sprung. Mit der globalen Erwärmung werden neue Seuchen aus südlichen Regionen nordwärts wandern. Ebola und Corona sind nicht das Ende der Geschichte. Jürgen Nakott

Dirk Bockmühl
UNSICHTBARER TOD
dtv, 384 S., € 24,–
ISBN 978-3-423-28304-5

© wissenschaft.de – Jürgen Nakott