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#Niedere Instinkte

„Niedere Instinkte“

Es ist ein Spiel mit gezinkten Karten und einem Schiedsrichter, der die Regeln nicht nur überwacht, sondern auch festlegt: Xavier Niel, Mitbesitzer von „Le Monde“ (und der Magazine „Télérama“ und „L’Obs“), Eigentümer von Tageszeitungen und des Telekomanbieters „Free“, hat einen sehr unfreundlichen Antrag auf die Frequenz von M6 gestellt – im Wissen, dass er sie nicht bekommen wird.

M6 ist der rentabelste TV-Sender Europas, seine Gewinnmarge beträgt fast zwanzig Prozent. Kein Aktionär darf nach französischem Recht mehr als 49 Prozent der Anteile halten, die Bertelsmann-Tochter RTL verfügt über 48,26 Prozent. Durch die Fusion mit TF1, dem größten Privatsender Europas, sollte ein Medienunternehmen entstehen, das in der Lage wäre, gegenüber den Streaming-Plattformen zu bestehen. Das Projekt scheiterte an den Auflagen des Kartellamts, die den Verkauf des einen oder anderen Senders bedeutet hätten. Bei der TV-Werbung, so die Begründung, wären M6 und TF1 auf einen Marktanteil von 75 Prozent gekommen.

Nach dem Fiasko nahm Bertelsmann umgehend Verkaufsverhandlungen auf und bekam „sensationelle Angebote“. Eines der besten stammte von Xavier Niel, der seine Karriere als Pirat von Decodern und mit Sexgeschäften begonnen hatte und schon wegen Zuhälterei im Gefängnis war.

Ein eigenes Projekt mit Namen „Six“

Doch schnell dämmerte die Einsicht, dass ein Verkauf so langwierig und kompliziert wie eine Fusion ist. Und die Erneuerung der Sendebewilligungen steht bereits in diesem Frühjahr an. Bertelsmann brach die Verhandlungen wieder ab und kündigte an, gar nicht verkaufen zu wollen. Die Erneuerung der Lizenz ist an die Bedingung geknüpft, dass es fünf Jahre lang keinen Besitzerwechsel geben darf.

Xavier Niel Ende August 2022 in Algier


Xavier Niel Ende August 2022 in Algier
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Bild: AFP

TF1 und M6 mussten vor ein paar Tagen der staatlichen Medienaufsicht Arcom ihre Unterlagen vorlegen. Kaum war die Frist abgelaufen, bestätigte Xavier Niel, was zuvor als Gerücht zirkulierte: Er will die Lizenz von M6 für ein eigenes Projekt mit dem Namen „Six“. Mitte Februar werden die Bewerber angehört, im Mai fällt die Entscheidung. Ein Erfolg Niels käme praktisch einer Enteignung von M6 nach 36 Jahren gleich. Sie ist sehr unwahrscheinlich. „M6 hat gute Karten“, erklärte Xavier Niel vollmundig: „Wir aber treten an, um zu gewinnen.“

Nicht einmal französisch

Niel, der über exzellente Beziehungen zu Macron verfügt, bereitet bereits die nächsten Züge vor. 2025 wird die Erneuerung weiterer Frequenzen fällig. Dann wird seine Kandidatur – gegen schwächere Konkurrenten – sehr viel aussichtsreicher sein. Niel will mit seinem großen Rivalen Bouygues, der ebenfalls ein Telekomanbieter ist und dem TF1 gehört, gleichziehen. Aber auch M6 hat er mit seinem Angriff ganz schön unter Druck gesetzt. Der Sender hat versprochen, mehr Geld in französische Programme zu investieren. Davon wiederum profitiert Niels Produktionsfirma, in deren Namen er die Konzession beantragt hat.

„Xavier Niel gewinnt in jedem Fall“, kommentiert die Medienjournalistin Catherine Boullay. Noch immer setzt er skrupellos auf niedrigere Instinkte. Sein bestes Argument seien die Dividenden, die M6 den Aktionären beschert. „Eine Milliarde seit 2008“, rechnet Boullay vor. Sie gehen, soll Niel laut einem Insider argumentiert haben, „an einen Aktionär, der nicht einmal französisch ist: an eine deutsche Familie“.

Mit ihr als Partner wollte man in Frankreich gemäß der auch anderswo verfolgten Bertelsmann-Strategie einen „nationalen Champion“ gegen die außereuropäische Konkurrenz aufbauen. Bei Bertelsmann muss man nun einsehen, dass dieses Projekt nicht nur vorübergehend gescheitert ist. Vielleicht kam es zwei oder drei Jahre zu früh. Auch der Verkauf von M6 könnte vor Ablauf der Verbotsfrist über die Bühne gehen.

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