#Niederursel: Explosive Attacke auf Geldautomaten und Kita
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In Frankfurt-Niederursel haben Unbekannte versucht, einen Geldautomaten zu sprengen, ohne Erfolg. Auch am Tag danach herrscht Chaos, die Kita nebenan ist verwüstet. Von den Tätern fehlt jede Spur.
Die Decke ist rausgebrochen, die Wand zur Kita vollständig zerstört. Es ist ein Bild der Verwüstung, das sich im Ortskern von dem Frankfurter Stadtteil Niederursel auch am Morgen danach noch bietet.
Am Mittwochabend gegen 22.20 Uhr haben Unbekannte die SB-Geschäftsstelle der Sparkasse in Alt-Niederursel gesprengt. Abgesehen hatten sie es wohl auf den Automaten, beschädigt und zerstört haben sie vieles mehr. Bekommen haben sie nichts. „Die Ausbeute der Täter ist gleich null“, bestätigt ein Sprecher der Sparkasse, „der Sachschaden allerdings ist erheblich.“
Direkt neben dem Geldautomaten im Erdgeschoss befindet sich eine Kita, in den drei Etagen darüber sind Wohnungen und eine Arztpraxis. Die Verursacher der Explosion werden noch gesucht. „Wir ermitteln auf Hochtouren“, sagen sowohl die Polizei als auch die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt.
Schadensanalyse ist angesagt
Am härtesten getroffen hat es außer der Sparkasse die unmittelbar daneben liegende Kita „Kunstpiraten“. Nur eine Wand trennte das Foyer der Kindertagesstätte vom Automaten der Sparkasse. Trennte, denn an diesem Donnerstag ist der Durchgang frei. Die Wand liegt nun in vielen Einzelteilen gestapelt auf dem Boden. Als seien Sparkasse und Kita immer ein Raum gewesen. Kabel ragen aus der Decke. Darunter stehen die Leiterin der Kita und ein Versicherungsvertreter. Schadensanalyse ist angesagt.
Um die beiden herum liegen Stifte, allerlei Spielzeug und Schutt. „Wir müssen erst mal schauen, was jetzt passiert. Der Schutt muss raus. Hoffentlich können wir hier bald wieder aufmachen“, sagt die Kita-Leiterin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Bereits am Mittwochabend sei sie angerufen und über die Automatensprengung informiert worden. „Seitdem denken wir nach. Wir sind erschöpft und müssen das jetzt auch erst mal verdauen.“
„Also ein einfacher Silvesterböller war das nicht.“
Die Täter sind augenscheinlich nicht besonders professionell vorgegangen. Von einem „pyrotechnischen Gegenstand“, der in die Geschäftsstelle geworfen worden sei, schreibt die Polizei in ihrer Meldung vom Donnerstag. Gerald G. der im Stockwerk direkt über der Filiale wohnt und lieber nicht mit vollem Namen in der Zeitung stehen möchte, beschreibt es als einen „ordentlichen Schlag“. Er ist sich sicher: „Also, ein einfacher Silvesterböller war das nicht.“
Er habe am Mittwochabend entspannt auf seinem Sofa gelegen und Darts-WM geschaut, als es plötzlich geknallt habe. „Das war jetzt nicht so wie in Filmen, wo die Scheiben zerspringen, aber vibriert haben die schon ordentlich“, sagt Gerald G.. Nach dem ersten Schock sei er direkt aufgesprungen und auf den Balkon gegangen: nachsehen, was los ist.
Die Anwohner mussten das Haus zwischenzeitlich verlassen
„Da habe ich einen Jugendlichen gesehen. Der ist dann um die Ecke in Richtung Alt-Niederursel abgehauen.“ Die Polizei hat den oder die Geflüchteten später auch mit einem Helikopter gesucht, wie sie am Donnerstag mitteilte. Der oder die Täter seien jedoch noch nicht gefasst worden.
Gerald G. und die anderen Bewohner mussten das Haus zwischenzeitlich verlassen, weil man vermutete, das Gebäude könne einstürzen. Nach kurzer Zeit konnten aber alle zurück in ihre Wohnungen.
Sein unmittelbarer Nachbar sah die Folgen der Detonation erst am Donnerstagmorgen. Zahnarzt Jean Wyrobnik, der seit mehr als 30 Jahren seine Praxis über der Sparkasse hat, ist froh, dass niemand verletzt wurde und seine Praxis keinen Schaden genommen hat. „Ich habe es heute früh um halb sechs vom Nachbarn erfahren. Der hat mich angerufen.“
Für die Generalstaatsanwaltschaft ist das ein atypischer Fall
Er habe ein ordentliches Chaos vorgefunden, sagt er. Schockiert sei er dennoch nicht. „Es ist ja nichts Neues, dass Geldautomaten gesprengt werden, und ich wusste ja, dass unter meiner Praxis einer ist“, sagt Wyrobnik und zuckt mit den Schultern. Die Sparkassenfiliale sei schon vor langer Zeit geschlossen worden, erinnert er sich. „Seit 15 Jahren steht hier nur noch der Automat.“ Der Vorfall reiht sich tatsächlich ein in eine Zeit zunehmender Sprengversuche. Allein im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Sprengungen von Geldautomaten in Hessen von 41 in 2022 auf 60 im vergangenen Jahr zu.
Für die Generalstaatsanwaltschaft ist Alt-Niederursel ein „atypischer Fall“, wie Oberstaatsanwalt Georg Ungefuk sagt. Eigentlich fänden Automatensprengungen fast ausschließlich hochprofessionell bei organisierter Kriminalität statt. „Wir reden dann über Festsprengstoffe industrieller Art oder Gasgemische, kurze Zeitfenster, mit geplanter Ankunft und geplanter Flucht.“
Dieser Fall sei anders gelagert. „Es ist ein außergewöhnliches Tatbild. Die Detonation hatte eine enorme Sprengkraft. Wir prüfen, ob der Anfangsverdacht eines versuchten Tötungsdelikts besteht, weil der Täter die Sprengwirkung überhaupt nicht kontrollieren konnte“, sagt Ungefuk.
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