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#Nordkoreas Spionagesatellit fällt ins Wasser

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Nordkoreas breit angekündigter Start seines ersten Spionagesatelliten endete am frühen Mittwochmorgen im Gelben Meer. Um 6 Uhr 27 Ortszeit war die Rakete von der Satellitenstartanlage in Sohae an der nordkoreanischen Westküste abgeflogen. Doch die zweite Trägerstufe zündete fehl, was zum Absturz des Geschosses samt Satelliten führte, wie die staatliche Nachrichtenagentur KCNA bekanntmachte. Das Regime hatte dem Satelliten den Namen „Malligyong-1“ gegeben, Große Mauer. Ein zweiter Startversuch werde „so bald wie möglich“ unternommen.

Jochen Stahnke

Politischer Korrespondent für China, Taiwan und Nordkorea mit Sitz in Peking.

Ein Sprecher der nordkoreanischen Weltraumbehörde Nada führte das Versagen auf die geringe Zuverlässigkeit des „neuartigen“ Triebwerkssystems der Trägerrakete „Chollima-1“ und auf den instabilen Charakter des verwendeten Treibstoffs zurück. Nach Angaben des südkoreanischen Militärs habe die Rakete einen „abnormalen Flug“ gehabt, bevor sie ins Wasser fiel. Südkorea veröffentlichte am Mittwoch Bilder von Trümmerteilen der Rakete, die das Militär im Meer bergen konnte. Kurzzeitig war in Teilen Südkoreas sowie im japanischen Okinawa Raketenalarm ausgelöst worden.

Für den nordkoreanischen Diktator Kim Jong-un und sein Regime ist der Fehlschlag eine neuerliche Blamage. Schon 1998, 2009, 2012 war Nordkorea mit den Starts eigener Satelliten gescheitert. Ende 2012 und 2016 war es dem Regime dann zwar gelungen, Erdsatelliten ins All zu befördern. Nach amerikanischen Erkenntnissen haben diese aber nie Signale gesendet und treiben bis heute als Weltraumschrott durch die Umlaufbahn.  

Dringlicher ist die Lage für Pjöngjang jetzt durch die zunehmende militärische Kooperation zwischen Südkoreas und den USA geworden. Washington fährt Südkorea neuerdings wieder mit Flugzeugträgern und Atom-Unterseebooten an. Vor wenigen Tagen feuerten die beiden Verbündeten zudem im Rahmen ihres jüngsten Manövers nördlich von Seoul massiv Artillerie ab und simulierten Angriffe mit Kampfflugzeugen. Das Regime in Nordkorea bezeichnete die Manöver als Invasionsübungen.

Datengewinnung für Atomtests

Nordkoreas stellvertretender Vorsitzender der Militärkommission, der Kim-Vertraute Ri Pyong-chol, sagte kurz vor dem gescheiterten Satellitenstart, ein eigener Aufklärungssatellit sei „unverzichtbar, um die gefährlichen militärischen Handlungen der USA und ihrer Vasallenmächte zu verfolgen, zu überwachen, zu unterscheiden, zu kontrollieren und ihnen im Voraus in Echtzeit zu begegnen“. Gleichzeitig allerdings könnte ein eigener Satellit dem Regime eine bessere Datengewinnung für die eigenen Atomtests verschaffen und auch Gebiete über den Vereinigten Staaten observieren.

Das Weiße Hauses verurteilte den Start am Mittwoch „auf das Schärfste“. Dieser „betraf Technologien, die in direktem Zusammenhang mit dem nordkoreanischen Raketenprogramm stehen“, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates Adam Hodge, und fügte hinzu: „Die Tür zur Diplomatie ist noch nicht geschlossen, aber Pjöngjang muss seine provokativen Aktionen sofort einstellen und sich stattdessen für Dialog entscheiden.“ Resolutionen des UN-Sicherheitsrats verbieten Nordkorea Satellitenstarts, nicht zuletzt weil die dafür notwendige Raketentechnologie in weiten Teilen der von Interkontinentalraketen entspricht, die Pjöngjang seit 2017 regelmäßig testet.

Doch will das isolierte und verunsicherte Kim-Regime nicht ins strategische Hintertreffen geraten. Vergangene Woche erst hatte Südkorea erfolgreich acht eigene Satelliten ins All gebracht und angekündigt, bis 2025 auch einen ersten eigenen Aufklärungssatelliten in die Umlaufbahn zu befördern. So hatte Kim Jong-un bei einem Besuch in der Raumfahrtbehörde Anfang des Monats die strategische Bedeutung hervorgehoben, die ein nordkoreanischer Spionagesatellit im Konflikt mit den USA und Südkorea haben könnte. Im Fünfjahresplan für das Militär hat der Diktator 2021 die Entwicklung solch eines Satelliten zu einem zentralen Ziel erklärt.

Die internationale Gemeinschaft dagegen hat seit dem letzten gescheiterten Verhandlungsversuch, als der damalige Präsident Donald Trump 2019 Kim Jong-un in Hanoi traf, keine Muße mehr gezeigt, auf das Regime einzugehen, das über die Jahrzehnte noch jede Verhandlungsphase mit militärischen Tests zum Scheitern gebracht hat. Zudem hat der Ukraine-Krieg die westliche Aufmerksamkeit auf andere Felder gelenkt. Präsident Joe Biden jedenfalls hatte im Mai vergangenen Jahres auf eine Frage, ob er Nordkorea etwas zu sagen hätte, nurmehr mit den Worten geantwortet: „Hallo. Punkt.“

Doch erkennen Beobachter auch, dass Nordkorea immer in jenen Phasen seine Waffen- und Raketentests hochfährt, wenn ihm vermeintlich Desinteresse entgegengebracht wird. Seit Bidens „Hallo“, zumindest seit 2022, hat Pjöngjang mehr als hundert Raketen gestartet, von denen manche möglicherweise Atomsprengköpfe tragen können. Dazu gehörte zuletzt im April der Test einer feststoffgetriebenen Interkontinentalrakete. Seit 2022 droht Nordkorea außerdem mit einem siebten Nukleartest, der bislang nicht erfolgt ist. Wie groß die Angst des Regimes vor der eigenen Vernichtung ist, zeigte sich letzten September, als Pjöngjang nukleare Präventivschläge auch für den Fall festlegte, wenn es glaubt, dass ein konventioneller Präventivschlag gegen das eigene Regime bevorsteht. Für derartige Erkenntnisse wiederum wäre ein eigener Aufklärungssatellit hilfreich.

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