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#Ohne russisches Gas wird die Versorgung im Sommer eng

„Ohne russisches Gas wird die Versorgung im Sommer eng“

Noch kommt russisches Erdgas in Deutschland an. Doch die Sorgen vor Lieferausfällen wachsen – nicht erst seitdem Russland gerade Polen und Bulgarien den Gashahn zugedreht hat. Was wäre, wenn Russland seine Gaslieferungen nach Europa an diesem Sonntag einstellt? Dieses Szenario hat das Kölner Energiewirtschaftliche Institut (EWI) untersucht und sieht dann eine wesentliche Lücke auf die hiesige Energieversorgung zukommen. Nach der Analyse, die der F.A.Z. vorab vorliegt, bleibt den europäischen Ländern mit einem Lieferstopp wenig Zeit. „Schon im Sommer muss die Nachfrage reduziert werden“, sagt Eren Çam, Leiter für Energierohstoffe am EWI. Er hat dies zusammen mit seinen Kollegen Hendrik Diers und David Schlund berechnet.

Fehlt russisches Erdgas vom 1. Mai an, müsste laut der Kölner Prognose der Verbrauch innerhalb eines Jahres in der Europäischen Union plus Großbritannien, aber ohne Spanien, Portugal, Malta und Zypern um 459 Terawattstunden sinken, wobei dann in einem Jahr die Gasspeicher leer sind. Die iberische Halbinsel ist nur geringfügig ans europäische Gasnetz angeschlossen und bleibt unberücksichtigt. Sollten die Gasreserven in einem Jahr auf dem Niveau wie jetzt liegen, müsste der Verbrauch sogar um 790 Terawattstunden sinken. Das wären rund 18 Prozent der prognostizierten Gesamtnachfrage und etwas mehr als die Industrie, der Hauptabnehmer von Gas, in einem halben Jahr benötigt.

Damit nehmen die Autoren an, dass weit weniger Gas aus Russland benötigt wird als dies im vergangenen Jahr mit einem russischen Anteil an den EU-Gasimporten von 38 Prozent der Fall war. So erwarten sie, dass Norwegen seine leicht erhöhte Förderankündigung umsetzt und die Lieferung von Flüssiggas (LNG) steigt – mit einem neuen schwimmenden Terminal im niederländischen Eemshaven von Oktober an sowie auch im niedersächsischen Wilhelmshaven zum Jahreswechsel.

Wer muss im Ernstfall verzichten?

Eine Unsicherheit hängt an den Außentemperaturen: Je kühler es wird, desto höher ist der Heizbedarf. Die Kölner Autoren geben an, dass mit einem kalten Winter die Nachfrage um bis zu 28 Prozent im Vergleich zu ihrem Szenario steigen kann. Die Prognose rechnet mit einer Gasnachfrage von 1601 Terawattstunden von Mai bis Oktober und mit 4446 Terawattstunden von November bis April, wenn die Haushalte mehr heizen als im Sommer. Von Mai bis Oktober liegt die Industrie mit 762 Terawattstunden vor den Haushalten mit 343 Terawattstunden und der Stromerzeugung mit 171 Terawattstunden. Von November bis April sind die Haushalt mit 895 Terawattstunden vorn vor der Industrie mit 786 Terawattstunden und der Stromerzeugung mit 447 Terawattstunden. Wenn es tatsächlich zu Gasengpässen kommt, ist die Frage, wer verzichten muss. Nach dem bisherigen Notfallplan gelten Privathaushalte und Krankenhäuser als geschützt. Zu hören sind schon Rufe aus der Industrie, bei einem Engpass doch erst Private abzuschalten.

Bedeutend für die Folgen eines Stopps russischer Lieferungen sind neben dem Zeitpunkt auch die hiesigen Gasreserven. Wenn vom 1. Mai kein russisches Gas mehr nach Europa kommt, muss schon im Sommer die Nachfrage sinken, um geplante Mindestfüllstände für die Speicher im November zu erreichen. In Deutschland sieht das neue Gasspeichergesetz einen Füllstand von 80 Prozent am 1. Oktober und 90 Prozent am 1. November vor. In der EU ist die Rede von einem Füllstand von 80 Prozent am 1. November, was aber noch nicht feststeht. Um das zu erreichen, muss die gelagerte Menge in sechs Monaten deutlich steigen. In Deutschland liegt der Füllstand bei 34 Prozent und in der EU bei 32 Prozent. Füllen sich die Gasreserven im Sommerhalbjahr, bildet das eine Reserve für den Winter.

Soll ein Füllstand von 80 Prozent am 1. November erreicht werden, muss im Kölner Szenario schon bis dahin die Gas-Nachfrage um 302 Terawattstunden sinken (18 Prozent der Sommernachfrage) und von November bis April um weitere 488 Terawattstunden (17 Prozent der Winternachfrage). Ohne die Mindestfüllmenge im November kann die Nachfrage erst von November bis April sinken – dann allerdings um 790 Terawattstunden. Damit wären die Gasspeicher in einem Jahr ähnlich gefüllt wie derzeit.

„Die Füllstandsvorgaben sollten flexibel gestaltet und immer wieder überprüft werden“, sagt Çam. Er sieht die Politik in einem Dilemma zwischen der Bedienung der Sommer-Nachfrage mit vor allem Industrie, Energiewirtschaft und Warmwasser und einer Absicherung der Winter-Nachfrage mit zusätzlicher Nachfrage vor allem für Raumwärme. Daher sollte die Reduktion der Gas-Nachfrage über den Sommer umgehend eingeleitet und die Winter-Nachfrage vorausschauend reduziert werden.

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