#Ohne Stress keine Evolution

Wenn die Biologin Madlen Ziege von einer „unglaublichen Kraft der Natur“ schreibt, meint sie keinesfalls die Energie, die wir in der Natur spüren können; sie meint den Stress. Er fordert die Natur heraus und versetzt sie in Aktion. Stress führt zu Stressreaktionen, und die sorgen dafür, dass sich Lebewesen ihrer Umwelt anpassen. Das gilt sowohl für den Stress, den wir im Job, im Alltag oder in einer Beziehung empfinden, als auch für den Stress in der Natur, der immer dann auftritt, wenn sich Lebensräume oder Lebensbedingungen verändern.

Pflanzen reagieren auf Schädlinge, indem sie Giftstoffe produzieren. Gestresste Kaninchen verlassen monotone Agrarsteppen und suchen im Stadtpark eine neue Heimat. Meeresschnecken werfen bei Gefahr ihren Kopf ab und können sich später wieder vollständig regenerieren.  Stress trainiert Pflanzen, Tiere und Menschen und ist deshalb für sie überlebenswichtig. Das gilt auch für die Natur als Ganzes. Ohne Stress keine Evolution.

Aus Beobachtungen der Natur zieht Madlen Ziege Rückschlüsse für ihr eigenes Leben. Jetzt weiß sie, warum sie sich in Berlin wohler fühlt als zuvor in Frankfurt. Immer wieder wechselt das Buch zwischen Informationen über die positive Wirkung von Stress in der Natur und persönlichen Erfahrungen der Autorin. Ihre wichtigsten Ratschläge: „Vertraue deinen Gefühlen“ und „Keine Angst vor dem Stress. Er gehört zur Natur.“ Michael Lange

Madlen Ziege
DIE UNGLAUBLICHE KRAFT DER NATUR
Piper, 240 S., € 22,–
ISBN 978-3492-07136-9

© wissenschaft.de – Michael Lange