#Olympier unter sich
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„Olympier unter sich“
Vor der Kunst erst ein paar Fakten. Das Grand Palais Ephémère ist ein Übergangsbau für die Zeit der Renovierung des eigentlichen Grand Palais in Paris. Im Jahr 2024 wird die gewaltige provisorische Holzkonstruktion dann unter dem Namen Arena de Champ-de-Mars als Austragungsstätte für die Judo- und Ringwettkämpfe der Olympischen Spiele dienen – die direkte Nachbarschaft zur École Militaire verpflichtet. Danach soll das Gebäude abgetragen und verkauft werden. Seit dieser Woche ist es nun zugänglich auf seinem prominenten Platz auf dem Marsfeld, gegenüber vom Eiffelturm. Ins Foyer ist die Reiterstatue des französischen Erster-Weltkrieg-Helden Joseph Joffre integriert, die man für den Interimsbau nicht eigens versetzen wollte. Alles wirkt überwältigend: die Grundfläche von 10 000 Quadratmetern unter den bis zu zwanzig Meter hohen gewölbten Dächern über kreuzbasilikaartigem Grundriss, die zwei gewaltigen Glasflächen an den Stirnseiten mit Ausblicken auf Eiffelturm und Militärschule, das diffuse Zwielicht. Und überwältigend auch die insgesamt mehr als 860 Quadratmeter Leinwandfläche, die in der ersten Ausstellung gezeigt werden: neunzehn neue Gemälde von Anselm Kiefer, versammelt unter dem Titel „Pour Paul Celan“.
Das größte davon, „Als Arche verließ es die Straße“, auf dem obigen Bild hinten rechts zu sehen, ist allein 128 Quadratmeter groß. Selbst für Kiefer sind solche Ausmaße von Gemälden ungewöhnlich; man kennt sie indes von seinen Bühnenbildern. Und in der Tat ist das Ensemble dieser Bilder für Paul Celan im Pariser Riesenraum arrangiert wie auf einer Bühne: mit scheinbar beweglichen Akteuren, denn alle Leinwände sind auf Rollwagen befestigt. Das sei die Idee von Chris Dercon gewesen, sagt Kiefer im Gespräch mit dieser Zeitung – der Chef des Grand Palais ist ein Mann, der vom Theater kommt. Kiefer selbst pflegt seine Bilder im Atelier aber auch auf Rollen aufzustellen, um die teilweise jahrelange Arbeit daran zu erleichtern. Überhaupt, dieses Atelier, draußen vor der Stadt in Croissy. Es ist als ehemaliges Warenlager eines Pariser Großkaufhauses noch viel größer als das Grand Palais Ephémère: 60 000 Quadratmeter Fläche. Als Dercon Anfang des Jahres Kiefer erstmals dort besuchte, muss ihm aufgegangen sein, dass er dem Künstler im Vergleich nur ein Kämmerchen zu bieten hatte. Und doch mehr Fläche, als der jemals für eine reguläre Ausstellung gehabt hatte. So entstand der Plan, nicht nur Paul Celan zum Thema zu machen, sondern auch das Atelier selbst.
Der Bunker aus der deutschen Grenzbefestigung des zweiten Weltkriegs am Rhein, heute Teil von Kiefers „Für Paul Celan – Mohn und Gedächtnis“ (2019)
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Bild: dpa
Das Atelier zieht in die Ausstellung ein
Zwischen und hinter den neunzehn Bildern stehen deshalb noch weitere Kiefer-Werke: eines der berühmten Bleiflugzeuge und ein Betonbunker aus den früheren deutschen Befestigungslinien am Rhein, den Kiefer aus seiner Kindheit kannte, später gekauft und nun mit daraus sprießenden Mohnblüten versehen hat. In einem Container sind auf riesigen Bleiplatten abgezogene Fotos von 1969 zu sehen, die für die Gemälde der „Besetzungen“-Serie als Vorbilder dienten. Und ganz hinten, verdeckt vom „Arche“-Überformat, stehen drei haushohe Regale mit Arbeitsmaterialien aus Croissy, nunmehr veredelt zum autonomen Kunstwerk „Arsenal“ – sprich: die Munition für die Arbeit des Künstlers.
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