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#Alte Weisheit für eine neue Welt

Die Nester des yukatanischen Goldtrupials sind kleine architektonische Wunderwerke. Wie Basketballkörbe oder Häkelhängematten hängen die von den Weibchen dieser orangefarbenen Amseln kunstvoll geflochtenen Gebilde hoch oben in den Wipfeln der Bäume und sind, wenn man sie denn überhaupt entdeckt, nicht nur hübsch anzusehen.

Sie sagen die Zukunft voraus

Sie können auch die Zukunft vorhersagen: Sind die Nester grobmaschig, lang und aus grünen Halmen gewebt, deutet das auf eine Dürreperiode hin, denn die saftigen Gräser gewähren den Jungen im Nest Kühlung und frische Luft. Sind sie aber dicht, kurz und aus vertrocknetem Baumaterial, kann mit einer längeren Regenzeit gerechnet werden.

Auf der Halbinsel Yucatán richten sich Maya-Bauern seit Jahrhunderten danach, ob ein Vogel am Vormittag oder am Nachmittag singt, wo Ameisen ihre Eier ablegen oder ob der Mond einen Heiligenschein trägt. Xook K’iin – was so viel bedeutet wie „Lesen, Zählen der Tage“ – heißt diese erprobte Methode der Wettervorhersage auf Yukatekisch.

Sie beruht auf der aufmerksamen Beobachtung der Natur und des Himmels. Schon in den ersten zwölf Tagen im Januar werden Wetter- und Naturphänomene gedeutet und auf die restlichen Monate des Jahres projiziert. Diese Vorhersagen werden dann im Jahresverlauf anhand genauer Observationen bestimmter Pflanzen, Tiere, Wolken- und Windbewegungen abgeglichen, angepasst und mit Anbau- und Erntezeiten abgestimmt.

Das Gebäude ist ein imposanter, geradezu luxuriöser Neubau.


Das Gebäude ist ein imposanter, geradezu luxuriöser Neubau.
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Bild: Tjark Spille

Dieses Wissen zu speichern, bekannt zu machen und in einen fruchtbaren Austausch mit westlicher Forschung zu setzen ist das Ziel einer der bemerkenswertesten Initiativen, die seit Langem in Berlin umgesetzt werden. Im Stadtteil Neukölln, nicht weit entfernt vom ehemaligen Flughafen Tempelhof, eröffnete jetzt eine völlig neuartige Institution: In einem roten Beton- und Backsteinneubau findet sich eine Mischung aus Ausstellungshaus, Forschungsstätte, Lernlabor, Atelier, Gemeinschaftsgarten, Kultur- und Stadtteilzentrum, die sich mit indigenen Traditionen beschäftigt. Das sogenannte „Spore Haus“ bietet seit seiner Eröffnung ein komplexes Angebot an Ausstellungen, pädagogischen Workshops, Vorträgen, Diskussionen und Filmvorführungen zu den Lebensweisen, Erzählungen und ökologischen Praktiken der Maya Südmexikos.

Die Mission: biokulturelle Vielfalt

Die erklärte Mission der Spore-Initiative ist es, sich mithilfe von Kultur- und Lernprogrammen für biokulturelle Vielfalt einzusetzen. Das Herzstück dieser Arbeit liegt im Dialog und der engen Kollaboration mit indigenen Gemeinschaften; denn indigene Völker stellen zwar nur sechs Prozent der Weltbevölkerung, schützen aber rund 80 Prozent der weltweit verbleibenden Biodiversität. Zugleich sind sie überproportional stark von den Auswirkungen der Klimakrise und der Globalisierung, insbesondere der Agrar- und Rohstoffindustrie bedroht. Dass ihre grundlegenden Kenntnisse der Pflanzen- und Tierwelt ein unschätzbares Potential für Klima- und Naturschutz bergen, hat sich mittlerweile weltweit herumgesprochen. Spore versucht, mit ihnen gemeinsam ihr zumeist mündlich übermitteltes Wissen zu bewahren, zugänglich zu machen und mit der Welt zu teilen.

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