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#Bunt sind hier die Felder

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Bunt sind hier die Felder

Hier ist Leben“, sagt Benedikt Bösel und fasst in das feuchten Erdreich. Dabei wirkt der Acker an diesem trüben Morgen un­wirtlich. Die Sonne schafft es kaum durch die Wolken, und ein kalter Wind fegt über die Anhöhe irgendwo zwischen Berlin und Frankfurt an der Oder. Der Landwirt hockt vor einer Reihe schmaler Bäumchen, die das Feld der Länge nach teilen. Mit den Händen in der Erde hält er plötzlich inne und zieht etwas aus dem Boden: einen sich windenden Regenwurm.

Die unscheinbaren Kreaturen sind wichtig für Bösels Vorhaben hier. Um die sandigen Ackerböden auf seinem Schlossgut in Alt Madlitz zu erhalten, experimentiert der 36-Jährige mit Formen der Landwirtschaft, die synthetische Düngemittel und Pestizide durch unterschiedliche Ackerkulturen, Kühe und Bäume ersetzen. Es ist aber keine Liebhaberei, sondern soll sich dereinst rechnen. Die 1100 Hektar Ackerland des früher als Investmentbanker tätigen Landwirts sollen auf diese Weise fruchtbarer, ja ertragreicher werden und gleichzeitig Wetterextremen trotzen. Aufbauende oder regenerative Landwirtschaft werden solche Anbaumethoden genannt.

Es begann in einem Hitzesommer

Neu ist die Idee nicht. Der Landwirt und Publizist Robert Rodale propagierte die Idee schon in den 1970er Jahren in Nordamerika. Heute investiert der weltgrößte Lebensmittelkonzern Nestlé Milliardensummen in regenerative Projekte. Auch Danone, Kellogg’s oder Unilever sind in dem Bereich aktiv. In Europa dagegen stehen regenerative Anbaumethoden erst am Anfang. Benedikt Bösel betätigt sich als Pionier.

Für ihn begann alles im Sommer vor drei Jahren. Damals stand Bösel an gleicher Stelle wie jetzt. Von der Anhöhe, auf der damals noch keine Bäumchen wuchsen, blickte er auf mickrige Ähren an ausgedörrten Halmen und eine von der Trockenheit aufgerissene Erde. Nun waren die Sandböden und die vergleichsweise geringen Niederschläge in Alt Madlitz hier schon immer ein Problem für die herkömmliche Landwirtschaft gewesen. Doch mit dem Hitzesommer 2018 kam sie gar nicht mehr zurecht. „Da wurde mir klar, dass ich etwas ändern musste“, sagt Bösel. Kurze Zeit später startete er die ersten Experimente – unter wissenschaftlicher Begleitung.

Dauerhaft grün: Statt einer Brache folgt Kleegras auf die Ackerkultur.


Dauerhaft grün: Statt einer Brache folgt Kleegras auf die Ackerkultur.
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Bild: Illustration Anton Hallmann

Katharina Helming etwa beschäftigt sich am Leibniz-Zentrum für Agrarlandforschung in Müncheberg mit der Nachhaltigkeitsbewertung von Landnutzungsänderungen. Für die Professorin sind viele der regenerativen Methoden nicht eigentlich neu, sie sind aber in Vergessenheit geraten. Schon Bösels Vater ging keine völlig neuen Wege, als er den Betrieb 2004 auf Ökolandbau umstellte. Seither gedeihen hier statt Monokulturen alte Getreidesorten wie Emmer und Dinkel. Nun aber blühen gegenüber auch Erbsen in strahlendem Weiß.

Ihre Wurzeln lockern den Boden in der Tiefe auf und regen das Bodenleben an. „Auf einem Teelöffel Boden existieren mehr Organismen als Menschen auf der Erde“, erklärt Bösel. Die Regenwürmer sind hier nur ihre sichtbarsten Vertreter. Hinzu kommen allerlei Gliederfüßer, Bakterien, Pilze und Myriaden von Einzellern. „Alle Organismen des Bodens sind noch gar nicht erforscht“, sagt Helming. Dabei fällt ihnen die überaus wichtige Aufgabe zu, den Humus zu bilden, jene größtenteils organische Substanz der obersten Bodenschicht, die Pflanzen mit Nährstoffen versorgt, Wasser speichert und infolge ihres hohen Gehaltes an Kohlenstoff – der ohne sie als CO2 in der Atmosphäre enden würde – auch klimawirksam ist. „Humus ist der Motor des gesamten Systems“, sagt Katharina Helming. Auf leichten Böden, wie denen der Mark Brandenburg, ist jedoch besonders wenig davon vorhanden.

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