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#Kommentar: Selenskyj sucht den Kompromiss, aber Putin nicht

„Kommentar: Selenskyj sucht den Kompromiss, aber Putin nicht“



Selenskyj will verhandeln. Auch wenn er schmerzhafte Kompromisse eingehen würde, könnte er sein Volk hinter sich vereinen. Fraglich ist aber, ob Putin sich darauf einlässt.

Wolodymyr Selenskyj liefert fast täglich ein neues Meisterstück ab. Mal redet der ukrainische Präsident per Videoschalte den Völkern der Welt ins Gewissen. Dann wieder vermittelt er seinen Landsleuten über das Smartphone Mut und Zuversicht. Obwohl er selbst ständig in Lebensgefahr schwebt. Erneut soll ein Anschlag auf ihn verhindert worden sein. Wie nebenbei führt er als Oberbefehlshaber eine Armee, die sich entschlossen der russischen Übermacht entgegenstemmt. Und nun hat Selenskyj auch noch einen möglichen Weg zum Frieden skizziert. Es gibt nur einen Haken: Man kommt nicht ohne den russischen Präsidenten Wladimir Putin ans Ziel.

Selenskyjs Ideen sind bestechend, bei aller Bitterkeit für die unschuldig mit Krieg überzogene Ukraine. Er möchte direkt mit Putin ein Abkommen aushandeln und diesen dadurch in die Pflicht nehmen. Der Vertrag soll die Neutralität der Ukraine festschreiben und folglich den dauerhaften Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft. Im Gegenzug sollen einige starke Staaten – allen voran die USA – die territoriale Unversehrtheit der Nachkriegsukraine garantieren. Damit Putin in ein paar Jahren nicht wieder auf die Idee kommt, seine Armee loszuschicken.

Putin könnte sein erträumtes „Neurussland“ erschaffen

Wesentlich schwieriger sind für Selenskyj die territorialen Fragen. Wer das Interview in voller Länge liest, in dem der ukrainische Präsident seine Ideen ausgeführt hat, kann spüren, wie sehr sich Selenskyj damit quält. Es sei „extrem schwierig für uns alle“, sagt er und deutet doch die Bereitschaft an, über den künftigen Status der von Russland annektierten Krim und der Donbass-Region zu verhandeln. Man kann das durchaus als verklausuliertes Angebot verstehen, die Gebiete im Zweifel sogar aufzugeben. Natürlich weiß Selenskyj, was er seinem leidgeprüften Volk damit zumuten würde. Deshalb verspricht er seinen Landsleuten, dass sie über jeden denkbaren Vertrag am Ende selbst entscheiden sollen. Per Referendum. Und das wäre keineswegs zwingend zum Scheitern verurteilt.

Das russische Militär kennzeichnet seine Fahrzeuge mit einem «Z» – das Symbol für die Operation in der Ukraine, wie der Kreml die Invasion in das Nachbarland bezeichnet.

Foto: Evgeniy Maloletka, AP,dpa

Selenskyj hat in der Ukraine inzwischen eine solche Autorität gewonnen, dass ihm seine Landsleute womöglich folgen würden, wenn er sie um ein Ja bitten würde. Zumal die Perspektive eines Neuanfangs als EU-Beitrittskandidat eine gewisse Strahlkraft entfalten könnte. Hätte, wäre, könnte: In westlichen Ohren klingt all das zwar nach einem echten Angebot für Putin. Er könnte zwischen Donbass und Krim sein erträumtes „Neurussland“ schaffen wie einst Katharina die Große, und Russland bekäme womöglich sogar einen Landkorridor zu der Schwarzmeer-Halbinsel.

Ist ein Friedensabkommen zwischen Selenskyj und Putin realistisch?

Dennoch: Es ist derzeit schlicht nicht vorstellbar, dass sich Putin, den die halbe Welt als Kriegsverbrecher ächtet, gemeinsam mit Selenskyj auf den Weg zum Frieden macht. Schließlich hat er den jüdischen Präsidenten immer wieder als Nazi bezeichnet, dem er den Garaus machen will. Hinzu kommt, dass sich Putin auch mit der Übergabe der Krim und der Abspaltung des Donbass kaum zufriedengeben würde. Beides hatte er ja de facto vor dem Krieg schon erreicht. Und erst recht nicht würde er sich dem demokratischen Schicksal eines Referendums ausliefern.

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Nein, leider deutet alles darauf hin, dass Putin sein mörderisches Treiben fortsetzen wird. Selenskyjs Friedensideen, die jedem rational denkenden Menschen schnell eingängig sein sollten, sind viel zu vernünftig, um den Kremlherrscher in seinem Gewaltrausch erreichen zu können.

Zumindest gilt das bis auf Weiteres. Denn selbstverständlich hätte Putin jederzeit die Möglichkeit, seinem Volk eine 180-Grad-Wende zu „erklären“. Seine Propagandamaschine hätte keine Schwierigkeiten, morgen als weiß zu verkaufen, was heute noch schwarz ist. Die Frage ist, ob Putin jemals den Willen dazu aufbringen wird. Fast alles spricht in diesen Tagen dagegen.

Alle Informationen zum Konflikt erfahren Sie jederzeit in unserem Live-Blog zum Krieg in der Ukraine.

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