#Pfingstbrauch: Englmari-Suchen im Bayerischen Wald
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„Pfingstbrauch: Englmari-Suchen im Bayerischen Wald“
Eine ganze Region sucht den Leichnam eines vor gut 900 Jahren erschlagenen Eremiten, um ihn feierlich zu bestatten. Ein Beispiel für Volksfrömmigkeit und zugleich ein weltlich-frohes Fest.
Fünf Monate später fand ein Priester die sterblichen Überreste, ließ sie bergen und herunter ins Tal bringen. So schrecklich die Bluttat war, sie hat viel Gutes bewirkt: Das Opfer, der fromme Einsiedler Engelmar, ist vom Volk hoch geehrt und von der Kirche seliggesprochen worden. Über seinem Grab wurde eine schmucke Kirche errichtet und drum herum ist ein beliebter Ferienort entstanden: Sankt Englmar, das dem toten Eremiten seinen Namen und eine schöne Tradition verdankt – das Englmari-Suchen.
Eine festliche Prozession am Pfingstmontag
Immer am Pfingstmontag lockt die Erinnerung an den Seligen tausende Besucher in die Bayerwaldgemeinde. In historische Gewänder gehüllte Bauern, Bürger und Ritter spüren eine im Wald versteckte Holzfigur des Ortspatrons auf. Sie laden sie auf einen Ochsenkarren und bringen sie nach einer Messe auf dem Kapellenberg, dem mutmaßlichen Tatort von einst, in einer festlichen Prozession zur Pfarrkirche.
Mag das Englmari-Suchen inzwischen ein weltlich-frohes Fest geworden sein – es ist noch immer ein Paradebeispiel lokaler Märtyrer-Verehrung und eindrucksvoller Volksfrömmigkeit.
Über die Jahrhunderte hinweg sind das Leben und Sterben Engelmars den Menschen des Bayerischen Waldes gegenwärtig geblieben. Kapellen, Marterln – das sind kleine Flurdenkmäler – und prächtige Tafelbilder erinnern an den Eremiten. Um ihn ranken sich Sagen und Legenden, die noch heute in den Stuben der Bayerwaldhöfe erzählt werden.
Das Wirken des Engelmar und die Seligsprechung
Weil Engelmar ein vorbildlich frommes Leben führte, etwas von Heilkunde verstand und wohl vielen kranken Menschen zur Genesung verhalf, soll der charismatische Eremit im ganzen Bayerwald größte Beliebtheit und hohes Ansehen genossen haben. Und genau das dürfte ihm zum Verhängnis geworden sein.
Ein Betbruder und Knecht, der mit ihm in der Klause lebte, war der Überlieferung nach „erfüllt von Hass und Neid“ und schmiedete prompt Mordpläne. Als der bald von meterhohem Schnee bedeckte Leichnam fünf Monate später bei Tauwetter freigegeben und entdeckt wurde, so heißt es in der Überlieferung, sei er „unverwest und von einem hellen Licht umgeben“ gewesen. Einen geheimnisvollen Schein wollen Gläubige später auch mehrfach um sein Grab herum gesehen haben.
Weil Betende dort zudem Heilung vor allerlei Gebrechen gefunden haben sollen, wurde Engelmar im Jahr 1188 seliggesprochen. Fromme Bayerwaldler beten noch heute zu ihrem heimlichen Heiligen, der allen helfen soll, die krank sind, unter dem Neid von Mitmenschen leiden oder schlichtweg „ihr Ruah“ vom Trubel dieser Welt haben möchten.
Ruhig geht es zu Pfingsten beim Englmari-Suchen freilich nicht zu. Insgesamt vier Tage lang, von 3. bis 6. Juni 2022, wird in Sankt Englmar gefeiert, sofern Corona die Planung nicht in letzter Minute durchkreuzt. Viel musiziert, gut gegessen und getrunken wird sowieso – ganz nach dem altbayerischen Brauch: „Nach der Mess‘ a Maß.“
(Von Joachim Hauck, dpa)
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