Nachrichten

#Kafka-Film „Die Herrlichkeit des Lebens“ im Kino

Dem Biopic entkommt keine Literatur: Im Film „Die Herrlichkeit des Lebens“ blicken Georg Maas und Judith Kaufmann auf Franz Kafkas letztes Jahr und das finden seiner großen, tragischen Liebe.

Von Jesus gibt es ein berühmtes Wort, in dem er eine ungewöhnliche Zielgruppe für seine Verkündigung benannte: „Lasset die Kinder zu mir kommen.“ Wer von den letzten und entscheidenden Dingen spricht, wendet sich üblicherweise an Entscheidungsträger, Autoritäten und Wohlhabende. Nicht so der Prophet aus Galiläa. Sein Satz von den Kindern ist auch vielen Menschen geläufig, die das Neue Testament nicht vollständig im Kopf haben. Es wäre also nicht verwunderlich, wenn er jemand bei dem Film „Die Herrlichkeit des Lebens“ über die letzte Liebe von Franz Kafka einfiele. Denn der weltberühmte Autor aus Prag wird bei Georg Maas zuerst einmal als Erzähler für Kinder gezeigt.

Ein natürlicher Erzähler, der sich an einem Strand in Norddeutschland von einer Schar umringen lässt, und ihr einfach etwas vorträgt, aus dem Stand, ein Spiel mit spontaner Fantasie. Eine Begebenheit von einer Maus, die den Eindruck hat, ihre Welt würde jeden Tag enger. Am Ende der Zimmerfluchten wartet schon eine Falle.

Einen solchen Text gibt es tatsächlich von Kafka, er heißt „Kleine Fabel“, der Titel stammt von Max Brod, dem besten Freund und Nachlassverwalter. Georg Maas und sein Drehbuchpartner Michael Gutmann haben — auf Grundlage des Romans „Die Herrlichkeit des Lebens“ von Michael Kumpfmüller – das kurze Stück von der Maus, der die Perspektiven ausgehen, mit Bedacht an den Anfang gestellt. Denn Kafka war 1923, als er in Graal-Müritz einen Urlaub oder eine Kur machte, schon schwer krank. Und der Roman wie der Film erzählen davon, wie er in den absehbarer Weise letzten Monaten seines Lebens noch einmal eine Freiheit gewann, die mit einer großen Liebe zu tun hatte: am Meer, bei den Kindern, traf er auf Dora Diamant.

Die junge Frau aus Polen war damals mit einer Gruppe aus dem Jüdischen Volksheim Berlin an der Ostsee. Kafka sieht sie im Licht der untergehenden Sonne einen Tanz probieren – sie möchte Schauspielerin werden. Vorerst aber kümmert sie sich mit anderen Engagierten um eine Kinderschar, das bedeutet auch viel Kartoffelschälen und Gemüseschneiden. Bei einem Schabbat-Fest nimmt der Herr Doktor oder Onkel Franz, wie Kafka wahlweise genannt wird, teil, und es kommt zu einem ersten näheren Gespräch. Es folgt ein Strandspaziergang, bei dem das große Wort Ehe fällt, für die Kafka „nicht geschaffen“ war. „Die Herrlichkeit des Lebens“ spielt mit dem Gedanken, dass Dora Diamant vielleicht die Frau war, mit der der notorisch sich entziehende Dichter glücklich werden hätte können. Sein Lebensmensch, wenngleich nur für die paar Monate, die ihnen blieben.

Georg Maas und Michael Gutmann sowie die Kamerafrau Judith Kaufmann, die auch als Ko-Regisseurin geführt wird, wollen aber mehr, als sich auf diese Episode im Leben Kafkas zu beschränken. Sie wollen dem Geheimnis seiner Literatur nahekommen, indem sie ihr einen Sitz im Leben geben. Der Roman von Kumpfmüller verzichtete weitgehend auf eine solche Verschränkung, es wäre wohl auch allzu kühn gewesen, sich mit der Literatur von Kafka auf eine Ebene zu begeben. Und so tauchen dort zwar auch beiläufig die Maus aus der „Kleinen Parabel“ wie auch die singende Maus Josefine aus einem der letzten Texte Kafkas auf, sie werden aber nicht so in die Erzählung integriert, dass sie aus ihr mehr oder weniger hervorgehen. Im Film hingegen gibt es immer wieder Szenen, in denen bekannte Texte in bestimmten Situationen verankert werden, oder in denen Kafka eben mit Kindern etwas extemporiert, was da als Weltliteratur noch gar nicht gleich auffällt.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!