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#Der Nicht-Transfer und der spanische Hass

„Der Nicht-Transfer und der spanische Hass“

Spaniens Sportmedien hatten am Wochenende Schaum vorm Mund. „Mbappé wollte aus dem goldenen Käfig raus, seinen Traum erfüllen und bei Real Madrid spielen. Aber er zieht das Geld vor“, schimpften sie in der mitternächtlichen Diskussionsrunde bei Cadena SER, dem meistgehörten Radiosender des Landes. „Mbappé hat Real Madrid betrogen“, sagte ein anderer, „dieser Typ bleibt wegen der Kohle in Paris, wegen des Eiffelturms, er ist geldgierig“, fand ein Dritter im erfolgreichsten Sporttalk Spaniens.

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Und im Sportblatt AS, das seit einem Jahr von der längst abgesprochenen Verpflichtung Mbappés berichtet, spottete ein Kommentator: „Die einen wollen wegen ihrer sportlichen und menschlichen Größe in Erinnerung bleiben, anderen reicht es, dass niemand außer ihnen reicher ist in Paris.“ Grund des Ärgers: Kylian Mbappé schießt seine Tore künftig nicht für Real Madrid, sondern mindestens drei weitere Jahre für Paris Saint Germain.

Nach der von einem Feuerwerk eingerahmten Bekanntgabe der Entscheidung des 23-Jährigen durch PSG-Präsident Nasser Al-Khelaifi folgten drei Tore zum 5:0-Heimsieg gegen Metz. Zuvor soll Mbappé Madrids Klubchef Florentino Pérez per Textnachricht seine Entscheidung mitgeteilt haben, der daraufhin seinerseits lapidar geantwortet habe: „Mach’s gut!“.

Ablösefreier Transfer gescheitert

Die konkreten Summen, die Real dem Star geboten hat und wie viel er nun in Paris verdient, nennen die spanischen Medien, die sonst gerne jedes Gerücht weiterverbreiten, diesmal nicht. Aber natürlich ist davon auszugehen, dass der Pariser Klub in Händen der Investorgruppe Qatar Sports Investments (QSI) das Angebot Madrids deutlich überboten hat.

Schon 2017 hatte Real Madrid Interesse an dem französischen Ausnahmestürmer, doch Mbappé wechselte damals gegen eine Ablöse von 35 Millionen Euro von Monaco nach Paris. Im vergangenen Jahr bot Madrids Klubchef Florentino Pérez PSG erst 160, dann 180 und schließlich 200 Millionen Euro, doch die Klubeigner aus Qatar winkten ab. Besser so, dachte man sich in Madrid, dann bekommt man Mbappé eben im Sommer 2022 ablösefrei.

Er sprach davon, davon geträumt zu haben, eines Tages für Real Madrid zu spielen. Bei Cadena SER erinnerte ein Journalist mehrmals an einen Satz, den er Florentino Pérez zuordnete: „Kylian Mbappé spielt in der nächsten Saison für Real Madrid und er wird dabei auf viel Geld verzichten.“ Pérez müsse sich nun erklären, verlangte ein Teil der Diskussionsrunde.

Sie waren sich in Madrid so sicher, Mbappé ab der nächsten Saison im weißen Trikot zu sehen, dass sie ihm sogar zujubelten, als er beim Aufeinandertreffen der beiden Klubs im Achtelfinale der diesjährigen Champions League zwei Tore gegen Real schoss. Dass man nun trotzdem im Endspiel steht und nicht die Millionentruppe aus Paris, ist der Trost in Madrid. Darum sagen sie, der Stürmer habe sich für das Geld und gegen das bessere sportliche Projekt entschieden.

Unbeschwertes Leben

Der Ärger ist verständlich. Real Madrid hat in den letzten beiden, schwierigen Jahren der Pandemie vernünftig gewirtschaftet, nur für den jungen Mittelfeldspieler Camavinga eine Ablösesumme in Höhe von 31 Millionen Euro gezahlt, dafür aber auch Spieler für fast 180 Millionen Euro abgegeben, darunter Raphaël Varane an Manchester United oder Achraf Hakimi an Inter Mailand, und sich damit auch Luft im von La Liga vorgegebenen Rahmen für die Spielergehälter verschafft.

Mbappé wäre bei Real Madrid also durchaus fürstlich entlohnt worden, ohne dass dies die Klubfinanzen in Schieflage gebracht hätte. Doch mit einem Ölstaat als Eigentümer im Hintergrund lebt es sich eben noch unbeschwerter. Darin sieht La Liga eine Wettbewerbsverzerrung. PSG habe im vergangenen Jahr einen Verlust in Höhe von 220 Millionen Euro ausgewiesen und damit in den vergangenen Spielzeiten einen Verlust von 700 Millionen Euro angehäuft.

La Liga habe schon in der Vergangenheit PSG wegen Verstößen gegen die Bestimmungen der UEFA zum Financial Fair Play angezeigt und werde dies nun wieder tun, heißt es in einer am Samstagabend verbreiteten Erklärung der Organisation des spanischen Profifußballs.

Es geht La Liga längst nicht nur um den Gehaltsrahmen bei Paris Saint Germain. Auch Erling Haaland hätten der FC Barcelona wie auch Real Madrid gerne verpflichtet, waren aber gegen den finanziellen Spielraum von Manchester City mit Abu Dhabi im Hintergrund chancenlos. Und auch der Verlust anderer Spieler wie Neymar oder Messi, die beide inzwischen in Paris spielen, schreibt La Liga den Petrodollars zu, die Qatar nach Paris transferiert.

Neue Zeiten

So gehen La Liga so langsam die medienwirksamen Topstars aus – und damit könnte auch das Interesse der internationalen Fernsehanstalten am spanischen Fußball abnehmen, befürchtet Liga-Chef Javier Tebas. Er beschreibt ein Problem, das alle europäischen Klubs betrifft. Auf eine große Solidaritätswelle darf er wohl trotzdem kaum hoffen.

Schließlich ist gerade Real Madrid zu oft mit dem Scheckbuch in der Hand auf Einkaufstour gegangen. Luis Figo, Ronaldo Nazário de Lima, Zidane, Cristiano Ronaldo, Benzema, Hazard – bei den Verpflichtungen der letzten 20 Jahre schien Geld auch in Madrid lange Zeit keine Rolle zu spielen. Doch die Zeiten haben sich geändert.

Das Ringen um Mbappé zeigt aber auch, dass Millioneninvestitionen nicht immer Titel garantieren. Auf dem Weg ins Champions-League-Finale hat Real Madrid PSG, Chelsea und Manchester City ausgeschaltet. Wenn der Klub am kommenden Samstag gegen Liverpool nun auch noch den Titel holt, „wird man sich in Madrid nicht mal mehr an die Schreibweise des Namens von Mbappé erinnern“, schloss Cadena SER in der Nacht zum Sonntag seine Talkrunde.

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