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Prinz Harry vertieft die Kluft mit seiner Familie

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Erst mal drüber schlafen, lautet der wohlfeile Rat an Leute, die nach Erbitterungen oder Enttäuschungen im Begriff sind, E-Mails und Briefe zu schreiben, Anrufe zu tätigen – oder Interviews zu geben. Aber Prinz Harry hätte darauf wohl sowieso nicht gehört und der BBC auf jeden Fall in die Kamera gesagt, dass er jetzt bereit sei, sich mit seiner Familie zu versöhnen. Obwohl er sich gerade dadurch weiter von jener Versöhnung entfernt hat.

Der Prinz, der da in Kalifornien auf dem Sofa sprach, sprach sich zweifelsohne aus dem Herzen. Aber da klang eben neben Heimweh, Verletztheit und Bösgläubigkeit auch viel Selbstgerechtigkeit an. Wenige Stunden zuvor hatte der Herzog von Sussex erfahren, dass seine teuren juristischen Bemühungen, auf dem Klageweg jene Rundum-Sicherheitsüberwachung zurückzufordern, die er in Großbritannien einst als „arbeitendes“ Mitglied der Königsfamilie genossen hatte, vor einem Londoner Gericht endgültig gescheitert waren.

Erst Anschuldigungen, dann Drohungen

Und Harry fühlte sich dadurch nicht nur ungerecht, sondern vor allem mutwillig schlecht behandelt. Die höchsten englischen Richter? Sei­en wahrscheinlich eine Riege alter Herren, die mit den Hofschranzen unter einer Decke steckten, welche nach Harrys Ansicht für seine Sicherheitsherabstufung verantwortlich sind. Sein Vater, der König? Hätte die Sache bereinigen können, wenn er gewollt hätte – eine Mutmaßung, die der Palast vehement und plausibel bestreitet.

Fordern Personenschutz in Großbritannien: Prinz Harry und seine Frau Meghan 
Fordern Personenschutz in Großbritannien: Prinz Harry und seine Frau Meghan dpa

Den Anschuldigungen ließ der Herzog Drohungen folgen – es sei doch schade, dass der König seine Enkelkinder nicht sehen könne, solange die Sicherheitsfrage nicht geklärt sei – und Bemerkungen, die in seiner Heimat als Frechheit empfunden wurden: Man könne ja nicht wissen, wie viele Jahre der (krebskranke) Vater noch habe. Schließlich schimmerte Selbstmitleid durch: Der König spreche wegen der Sicherheitssache nicht mit ihm.

In britischen Medien herrschte einhellig Entsetzen: „eine Granate“, fand die BBC, „die TV-Tiraden des Herzogs“ titelte die „Sunday Times“, die „Daily Mail“ fand den Begriff „desaster“. Und ein anonym bleibender, sogenannter guter Freund von König Charles, der mutmaßlich mit dessen Billigung die Sicht des Palastes schilderte, legte dar, der König wolle durchaus mit seinem jüngeren Sohn wieder ins Gespräch kommen. Er könne es aber nicht, solange er nicht sicher sei, dass jede Unterredung sogleich an die Öffentlichkeit gelange.

Dieser Text stammt aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Das trifft den Kern des Dilemmas, in dem der Herzog und die Herzogin von Sussex stecken. Beide haben vor fünf Jahren ihre Pflichten im Königshaus aufgegeben, um in Amerika ein privates Leben zu führen – das sie mit ihren Einkünften als (schillernde) Personen des öffentlichen Lebens bestreiten. Harry verdiente Mil­lionen mit seiner indiskreten (Auto)-Biographie, Meghan produziert mittlerweile Marmeladen und versucht sich als Gastgeber-Influencerin. Die beiden müssen sich als vom Fluch der Königsfamilie verfolgte Exilanten inszenieren, um ihre Lebensgrundlage zu wahren.

Die britische Öffentlichkeit hat ein Gespür für die Scheinheiligkeit dieses Lebensmodells. Die wird verstärkt durch die Erinnerung an einen früheren Prinzen, Harrys Urgroß­vater Edward, der vor 90 Jahren die Monarchie aufs Spiel setzte und die Königswürde aufgab, um seine amerikanische Geliebte Wallis Simpson heiraten zu können. Geschichte wiederholt sich als Farce – auch eine jener Weisheiten, auf die Prinz Harry nicht hören würde, falls er sie kennt.

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