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#Die Alterung holt Deutschland ein

„Die Alterung holt Deutschland ein“

Zur Rente gab es zuletzt oft gute Nachrichten. Die trotz Pandemie und Energienot hohe Beschäftigung sorgt für unerwartete finanzielle Entspannung. Statt des befürchteten Defizits meldet die gesetzliche Rentenversicherung 2 Milliarden Euro Überschuss. Der Rentenbeitragssatz beträgt seit vier Jahren 18,6 Prozent.

Statt die Beiträge zur Entlastung der Arbeitnehmer und Arbeitgeber vorübergehend zu senken, weitete die letzte Große Koalition leider lieber Leistungen aus. Aktuellen Prognosen zufolge hat aber auch die Ampelkoalition noch Ruhe an der Beitragsfront. Erst Mitte der nächsten Wahlperiode ist eine kräftige Anhebung des Beitragssatzes wohl unausweichlich, deutlich später als nach früheren Schätzungen erwartet.

Die schon vor Corona starke Arbeitskräftenachfrage beflügelt zudem die Löhne, die der Staat in der Dauerkrise auch durch Kurzarbeit stützt. Da sich die Rentenanpassung an den Löhnen orientiert, stiegen auch die Bezüge der 21 Millionen Rentner im vergangenen Jahrzehnt meist deutlich stärker als in der Dekade zuvor. Und obwohl sich der Inflationssprung erst jetzt in den Tarifrunden niederschlägt, gab es in diesem Jahr im Westen ein erstaunliches Plus von mehr als 5, im Osten mehr als 6 Prozent. Für 2023 stehen 4 Prozent in Rede. Sicher, real spüren die Rentner den krisenbedingten Wohlstandsverlust nun ebenfalls. Generationenvertrag heißt aber nicht, dass nur der Zuwachs verteilt wird.

Hohe Zuschüsse des Bundes

Die steigenden Rentenausgaben deckt natürlich auch der Bund regulär mit hohen Zuschüssen. Die aktuell noch recht komfortable Lage der Rentenkasse ist aber auch Ergebnis der seit Langem wachsenden Erwerbsbeteiligung der Älteren – die sich leider nun nicht mehr einfach fortschreiben lässt. Aufhorchen lassen die Zahlen des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, über die von der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vorab berichtet wurde. Danach ist der Trend gebrochen. Erstmals seit 20 Jahren steigt die Erwerbsbeteiligung Älterer nicht mehr, sondern stagniert oder schrumpft gar leicht. Das könnte die Lücke zwischen dem gesetzlichen Rentenbeginn (rund 66 Jahre) und dem tatsächlichen Renteneintritt (derzeit 64) wieder vergrößern.

Das ist doppelt besorgniserregend: Der Rentenkasse fehlen die Einnahmen möglicher Beitragszahler, und auf dem Arbeitsmarkt verschärft sich zugleich der Fachkräftemangel. Der Trendbruch hat mehrere Ursachen, darunter auch falsche politische Weichenstellungen von SPD und Union. Denn mit der „Rente mit 63“ haben sie 2014 wieder ein Einfallstor für eine abschlagsfreie vorgezogene Rente geöffnet, wenn auch nur für jene, die 45 Jahre Beiträge geleistet haben. Der Erfolg der neuen Frührente, die zuletzt jeder dritte Neurentner nutzte, übertraf die Erwartungen, gerade gut verdienende gefragte Facharbeiter machen reichlich davon Gebrauch.

Mühsam hatten zuvor verschiedene Bundesregierungen die teuren Wege in die subventionierte Frührente versperrt. Die erste große Merkel-Koalition hatte, angestoßen von SPD-Arbeitsminister Müntefering, sogar noch den Mut, die stufenweise Erhöhung des gesetzlichen Rentenbeginns von 65 auf 67 Jahre bis 2030 durchzusetzen. Damit trug sie der steigenden Lebenserwartung Rechnung und entlastete die jüngere Generation. Die endlich aus Schaden klug gewordene Rentenpolitik setzte damit auch für Arbeitgeber Anreize, Menschen länger im Arbeitsprozess zu halten. Dass immer mehr Ältere körperlich mithalten können, dafür sorgt die Automatisierung vieler Arbeitsprozesse und bessere Gesundheitsvorsorge.

Leider blieben Union und SPD nicht lange klug. Mit der „Rente mit 63“ signalisierten sie weit über die belohnten Gruppen hinaus, dass längeres Arbeiten gesellschaftlich eben doch nicht so wichtig sei und finanziell durchaus verkraftbar. Zusätzlich weiteten sie Leistungsansprüche zulasten der Jüngeren aus. Nun wird der erste Schaden dieses rentenpolitischen Zickzackkurses sichtbar – durch den vorzeitigen Ausstieg von Babyboomer-Arbeitskräften. Die nachrückenden Jahrgänge sind zu dünn bestückt, um die Lücken zu füllen.

Nun ist es an Bundeskanzler Olaf Scholz und seiner Ampel, aus Schaden klug zu werden. Es reicht nicht, auf Einwanderung zu setzen und die Zahlen hoffnungsvoll schönzurechnen. Um das vorhandene Reservoir auszuschöpfen, braucht es Initiativen gegen Teilzeit und die Lockerung der starren Arbeitszeitgrenzen. Außerdem muss das gesetzliche Rentenalter weiter an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden. Vorausschauende Politik plant heute für die Zeit nach 2030. Guten Rat findet die Ampel im Vorjahresgutachten der „Wirtschaftsweisen“. Das Demographie-Kapitel ist aktueller denn je.

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