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#Pure Sportplatz-Ästhetik

Pure Sportplatz-Ästhetik

Groundhopper sind Fußballfans, die Punkte für Stadionbesuche bei Spielen in aller Welt sammeln. Sie sorgen meist für Aufsehen, wenn es wieder einmal einer geschafft hat, auch im letzten Land dieser Erde ein Fußballstadion und ein dazugehöriges Spiel besucht zu haben. Die Spezies der gleichermaßen fanatischen wie reiselustigen Fußballfans richtet ihren Blick freilich nicht nur ins ferne Ausland. Auch im eigenen Land selbst üben die Sportplätze genug Faszination aus, um zum Besuch von Spielen in Kreisklassen oder Bezirksoberligen zu motivieren.

Jonas Schulte, als Journalist beim Hessischen Rundfunk, hat in „Fußballheimat Hessen“, in einer Reihe des Arete-Verlags erschienen, für solche Stadion- und Sportplatzästheten schöne Orte und ganz eigene Ansichten gesammelt. Ob das Stadion Schloßblick in Braunfels, das nicht nur wegen der 300 Original-Sitzschalen aus dem alten Waldstadion einen Ausflug wert ist, ein Bolzplatz in Gießen, Bernd Hölzenbeins Stammsportplatz in Runkel-Dehrn im Westerwald oder das Dyckerhoff-Sportfeld des FV 02 Biebrich, auf dem die Karriere der anderen unvergesslichen Eintracht-Legende Jürgen Grabowski Fahrt aufnahm: Überall umweht ein Hauch Fußballgeschichte diese an sich tiefklassigen Plätze. Mit dem Blick fürs Detail hat das Buch auch Besonderheiten aufgetrieben wie drei „Inseln der Glückseligen“, wo beispielsweise auf einer Werra-Insel der Ball so oft im Fluss wie im gegnerischen Netz versenkt wird.

Zu Stein gewordene Zeugnisse des Größenwahns

Schulte erzählt aber auch Geschichten wie jene des vergeblichen Werbens des SC Opel Rüsselsheim um den Autobauer seiner Stadt. Die Fußballer gaben sich einst den Namen des stadtprägenden Unternehmens, Opel aber wehrte die später auch durch die Vereinsfarben Schwarz und Gelb untermauerten Liebesbemühungen stets ab und wurde nie zum erhofften Großsponsor – da musste schon Bayern München kommen.





Bilderstrecke



Fußballheimat Hessen
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Sportplätze mit Historie

Einige Stadien wie auch das von Kastel 06 im rechts des Rheins gelegenen Mainzer Stadtteil sind die im Amateurfußball vor allem der achtziger und neunziger Jahre zu Stein gewordenen Zeugnisse des Größenwahns von Mäzenen, die ihr Ego mit einem Aufstieg in den Profifußball befriedigen wollten. Geblieben sind meist Sportstätten, die nun ein Geist des Verfalls umweht. Moos und Sträucher haben Besitz ergriffen von Tribünen, die nicht mehr Tausenden, sondern oft nur noch Dutzenden Fans ein Plätzchen bieten müssen.

An manchen der 100 Orte ist freilich auch noch nie ein Ball gerollt: Schulte blickt auf Gebäude mit Eintracht-Bezug und besucht die heutigen Besitzer jenes Hauses, in dessen Garten Horst Canellas 1971 bei einer von ihm initiierten Gartenparty mit dem Abspielen von Tonbandaufzeichnungen den Bundesligaskandal um verschobene Spiele und bestochene Spieler losgetreten hatte. Ihm ist auch deshalb ein schöner Mix gelungen aus Nostalgie, Fußballgeschichte und purer Fußballplatzästhetik, der wenn auch nicht gleich zu Wochenendausflügen, dann aber vielleicht zumindest zu Zwischenstopps verführen sollte, wenn man gerade durch einen Ort mit einem der Fußballplätze fährt. Vielleicht aber tritt auch zufälligerweise der eigene Verein zu einem Auswärtsspiel in einem der Schmuckkästchen an.

Und richtigen Groundhoppern bleibt ein Trost: Der Zauber des Entdeckens ist durch dieses Buch noch lange nicht erloschen. Selbst 100 Orte genügen nämlich nicht, um wirklich alle Sportstätten abzudecken, die zu faszinieren vermögen. Für jene, die ihren eigenen Lieblingsplatz ergänzen wollen, hat der Verlag am Ende zudem dankenswerterweise ein Kapitel freigelassen.

„Fußballheimat Hessen – 100 Orte der Erinnerung“, Jonas Schulte, Arete Verlag, Hildesheim 2021, 216 Seiten, 100 Farbfotos, 18 Euro.

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