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Quell von Gemeinschaft

Der „Sketch for a Fountain“ war eine der eindrücklichsten Werke der fünften Skulptur Projekte in Münster 2017 und beim Publikum auch mehrheitlich beliebt. Um einen kleinen Pool hat sich eine legere Gruppe von Figuren aus Bronze und Gips niedergelassen, sie erfrischen sich mit Getränken aus der Dose, strecken sich, liegen auf dem Rasen, halten inne. Das Bassin mit dem ungewöhnlichen Personal bildete an der Promenade einen besonderen Anziehungspunkt der Ausstellung, man gesellte sich hinzu, Kindergeburtstage wurden hier gefeiert. Es war Nicole Eisenmans erste große Skulptur im öffentlichen Raum, die Künstlerin hatte sich bis dato mit einem ebenso geschichtsbewussten wie gegenwartskritischen Werk als Malerin einen Namen gemacht. Die biografische Geschichte hinter ihrem Werk hat sie nie öffentlich kommuniziert, der wiederholte Vandalismus gegen ihren Brunnen dürfte den Wunsch danach auch nicht befördert haben. Was bis heute kaum bekannt ist: Mit ihrem Ensemble verbindet Eisenman auf einer assoziativen Ebene Erinnerungen an die Flucht ihrer jüdischen Vorfahren vor den Nationalsozialisten; sie selbst, amerikanische Staatsbürgerin, kam 1965 im französischen Verdun zur Welt.

Umso härter trafen sie die Beschädigungen. Mal war einer Figur aus Gips ein Kopf abgeschlagen worden, dann wurden andere – am Tag nach der Bundestagswahl – mit blauer Farbe, einem Hakenkreuz und einem homophoben Symbol besudelt. Die Künstlerin war empört über die offensichtlich rechtsextremen Attacken auf ihre Arbeit in einer Zeit, da sich politischer Ungeist in Deutschland soeben auch in der Sitzverteilung im Bundestag offenkundig niederschlug.

Eine kleine Gruppe Münsteraner Bürgerinnen und Bürger fand damals zusammen und beschloss spontan, sich für den Erwerb des Brunnens am sogenannten „Liebeshügel“ einzusetzen. Dem Engagement der Galeristin Maria Galen und der Künstlerin Sandra Silbernagel ist es zu verdanken, dass in einem ausdauernden Akt von bürgerschaftlichem Engagement ein Betrag von 650.000 Euro zusammengekommen ist, mit dem Eisenmans „Sketch for a Fountain“ angekauft werden kann und nun am originären Standort dauerhaft installiert wird. 200.000 Euro steuert das Land NRW bei, 50.000 Euro die Stadt Münster, die übrige Summe setzt sich aus kleinsten bis größeren Spenden zusammen.

Einzelausstellung in der Kunsthalle Bielefeld

Nicole Eisenman und ihre New Yorker Galerie verzichten auf ihre Honorare, den Kaufpreis haben sie erheblich reduziert, so dass der gesamte Erlös in die Kosten für Produktion und kontinuierliche Erhaltung der Skulpturengruppe fließen kann. Der Verein „Dein Brunnen für Münster“ übernimmt für die erste Dekade die Pflege, die mit rund 10.000 Euro pro Jahr zu Buche schlägt. Am 2. Oktober soll der Brunnen der Öffentlichkeit übergeben werden, die Kunsthalle Bielefeld widmet Nicole Eisenman dann eine Einzelausstellung.

Es ist nicht das erste Kunstwerk der Skulptur Projekte, das der Stadt dank privater Initiative erhalten bleibt. Auch das Denkmal, das Silke Wagner 2007 dem von den Nationalsozialisten verfolgten Paul Wulf (1921 bis 1999) gewidmet hatte, steht nach wie vor am Servatiiplatz. 2012 wurde in Münster bereits ein Weg nach dem Mann benannt, der im „Dritten Reich“ zwangssterilisiert wurde und nach 1945 vergeblich um eine Entschädigung gestritten hatte.

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