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#Rache ist ein Glas Milch

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Rache ist ein Glas Milch

In den wenigen iranischen Filmen, die auf internationalen Festivals laufen, spielt das Thema Schuld und Strafe eine zentrale Rolle. Das hat mit der Gesellschaft zu tun, in der die Filme spielen, aber auch mit dem Rechtfertigungsdruck, unter dem sie stehen. In der staatlichen Hierarchie Irans vermischen sich gewählte und nichtgewählte, politische und religiöse Machthaber; dafür, dass Letztere nicht öffentlich kritisiert werden, sorgt die Zensur.

Das Ki­no, das von den Widersprüchen eines de­mo­kra­tisch maskierten Gottesstaates er­zäh­len will, muss sich deshalb an die institutionelle Fassade des Landes halten, an Justiz, Medien, Parlament, ohne deren Ab­hän­gig­keit von den Weisungen der Mullahs allzu sehr zu betonen. Dabei kommt ihm der Alltag einer Gesellschaft zupass, die selbst zwischen Tradition und Moderne zerrissen ist. Es gibt Gameshows und Satellitenfernsehen in Iran, aber für bestimmte Vergehen wird im­mer noch Blutgeld bezahlt. Es gibt Instagram und die Scharia, den Islam und die weltliche Gerechtigkeit. Wer von beiden die Oberhand gewinnt, muss stets von Neuem ausgehandelt werden.

Am Anfang steht ein Koranzitat

Der Film „Ballade von der weißen Kuh“, den Behtash Sanaeeha gemeinsam mit seiner Ehefrau und Hauptdarstellerin Maryam Moghaddam gedreht hat, beginnt mit einem Zitat aus der zweiten Sure des Ko­rans. Darin geht es um eine Kuh, die Moses seinem Volk zu schlachten befahl. Dann sieht man eine beigefarbene Kuh zwischen Gefängnismauern stehen. Und schließlich be­glei­ten wir Mina, die Heldin der Ge­schich­te, die ihren zum Tode verurteilten Mann in der Haft besucht. Hinter ihr schließt sich die Tür. Die Kamera fährt zurück. Barak wird hingerichtet.

Der Prolog deutet die verschiedenen Ebenen an, auf denen die Frage der Ge­rech­tig­keit in „Ballade von der weißen Kuh“ behandelt wird, als religiöses, poetisches und psychologisches Problem. Von einer weißen Kuh wird Mina im Verlauf der Geschichte noch mehrfach träumen. Auf den Koran, oder besser: auf Gottes Willen wird sich wiederum jeder berufen, der Mi­nas Schmerz über den Verlust ihres Mannes abzumoderieren versucht. Allah habe es so gewollt, sagt der Gerichtsbeamte, der ihr eine staatliche Entschädigung in Aussicht stellt. Denn Barak ist unschuldig ge­stor­ben, Opfer einer falschen Zeugenaussage. Die irdische Rechtsinstanz hat sich geirrt, und von der himmlischen hat Ba­raks Witwe vorerst nichts zu erwarten.

Ein Jahr nach der Hinrichtung lebt Mina wie eine Ausgestoßene. Der Lohn, den sie am Fließband einer Milchabfüllanlage verdient, reicht nicht für die Miete der Wohnung, in der sie mit ihrer gehörlosen Tochter wohnt. Ihr Schwager bedrängt sie, ihn zu heiraten, ihr Schwiegervater will ihr das Sorgerecht für die Tochter entziehen. Da steht eines Tages ein Mann vor ihrer Tür, der sich als Freund Baraks ausgibt. Er habe Schulden bei dem Toten gehabt, sagt er, die er nun zurückzahlen wolle. Und Mina lässt sich auf Rezas Angebot ein, sie nimmt das Geld, und als sie ihre Wohnung verliert, weil der Vermieter ihr den angeblichen Männerbesuch übelnimmt, lässt sie sich von dem Fremden eine neue Bleibe besorgen. Dabei geht es Reza nicht um Schulden. Es geht um Schuld.

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