Wissenschaft

#Ran ans große Geld – naklar

Ran ans große Geld – naklar

Alle Skeptiker sind von mächtigen Lobbys gekauft, nur ich nicht. Aber ich arbeite daran.

Ich bin enttäuscht. Seit Jahren engagiere ich mich nun als Skeptiker. Ich bin also Teil einer internationalen Verschwörung, die – wie viele warnende Stimmen im Internet immer wieder betonen – von mächtigen, dunklen Lobbys finanziert wird. Allerdings habe ich seltsamerweise noch immer kein Geld bekommen. Langsam reicht’s.

Das inhaltliche Programm der Skeptiker ist ja bekannt: Sie erklären beispielsweise alternativmedizinische Methoden für unwirksam, nur weil sie sich nicht durch Zahlen und Fakten belegen lassen. Dabei weiß man doch, dass Zahlen und Fakten mit der Wissenschaft in engem Kontakt stehen und daher in einem Streit zwischen Alternativmedizin und Wissenschaft sicher nicht als unparteiische Schiedsrichter gelten können.

Daraus folgern viele aufmerksame Beobachter: Hinter den Skeptikern steht die mächtige Pharmalobby. Genauso werden die Skeptiker auch von der Chemie- und Waffenlobby bezahlt, um die Chemtrail-Verschwörung unter Verschluss zu halten (die Regierungen vergiften uns mit neuro-manipulativen Substanzen, die von Flugzeugen versprüht werden), sie werden von der Erdöllobby bezahlt, um zu verschleiern, dass das Perpetuum Mobile längst erfunden ist (und uns alle mittels kosmischer Energie eigentlich mit gratis-Strom versorgen könnte). Und die Atomlobby hat genauso wie die Gentechnik-Lobby ohnehin überall ihre Finger mit drin.

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An finanzkräftigen Partnern fehlt es also nicht. Nachdem man gegen diese Lobbys ja ohnehin machtlos ist, hielt ich es für sinnvoll, sich ihnen anzuschließen, um wenigstens finanziell zu profitieren, doch das erstaunlich schwierig.

Seit Jahren komme ich im dunklen verschwörerischen Umhang zu den Skeptikertreffen, in der Hoffnung endlich eingeführt zu werden in den Kreis der Weltenherrscher, die Geld und Macht an sich gerissen haben. Doch die anderen kommen in schlichter Straßenkleidung und schütteln nur den Kopf: Offenbar bin ich noch nicht so weit, ich werde hier nicht ernst genommen.

Stunden meiner Freizeit verbringe ich damit, möglichst unauffällig in den Foyers großer Firmenzentralen herumzulungern, in der brennenden Erwartung, endlich mal angesprochen zu werden – vergeblich! Doch wenn ich in irgendwelchen Online-Foren meine Meinung poste, dauert es keine zehn Minuten, bis irgendjemand anderer mir unterstellt, von Lobbys gekauft worden zu sein. Kann sich jemand vorstellen, wie entwürdigend das ist? Fast so als würde man als fundamentalistischer Terrorist beschimpft, obwohl man jedes Mal bei der Terrorcamp-Aufnahmeprüfung durchgefallen ist.

Gestern allerdings hatte ich endlich mal Glück: Spätnachts auf dem Weg nach Hause fiel mir eine dunkle Gestalt auf, die sich offensichtlich für mich interessierte. Ich änderte ganz bewusst meinen Weg, bog von der Hauptstraße in düstere Nebengassen ab und stellte voller Freude fest, dass mir die Person folgte. Pharmalobby? Chemiekonzern? Atomenergie? So aus den Augenwinkeln war es schwer einzuschätzen, mit wem ich hier die Ehre hatte.

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Als wir dann in einem Hinterhof sicher sein konnten, nicht beobachtet zu werden, sprach ich meinen neuen Partner schließlich an. Es handelte sich um einen sympathischen jungen Herren in einer Kapuzenjacke. Er zeigte mir zunächst wortlos sein Klappmesser – ich vermute, dabei handelt es sich um ein Erkennungszeichen in der Lobbyismus-Community, leider hatte ich selbst keines dabei. Ich versuchte gleich vorsichtig auszuloten, wie ich denn nun endlich zu meinem Geld kommen könne – doch zu meiner Überraschung machte er mir in recht eindeutigen Worten klar, dass es ihm lieber wäre, zunächst mal mein Geld an sich zu nehmen.

Eigentlich ist das ja verständlich: Schließlich hat so eine Lobby auch große Verwaltungsausgaben, da kann man sich zu Beginn schon mal ein bisschen beteiligen. Ich gab dem Lobby-Vertreter also mal als Vorschuss mein Bargeld – vermutlich bekomme ich dafür demnächst auch Lobbyisten-Equipment zugestellt. Ich selbst bin zwar in nächster Zeit nicht zu Hause, aber ich habe dem netten Kollegen meine Visitenkarte gegeben und ihm angekündigt, meinen Wohnungsschlüssel unter der Fußmatte zu deponieren. Ich bin schon gespannt, was da jetzt alles auf mich zukommt!

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