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#Rassismus, Islamhass, Transphobie: Das Studio Destructive Creations und die rechte Szene

Rassismus, Islamhass, Transphobie: Das Studio Destructive Creations und die rechte Szene

Ein aktuelles Dossier deckt auf, dass viele Entwickler hinter War Mongrels, Hatred und Ancestors Legacy rechtsextremes Gedankengut verbreiten und mit Neonazi-Gruppierungen sympathisieren.

Schon seit ihrem ersten Spiel, dem umstrittenen und in Deutschland indizierten Amoklauf-Shooter Hatred, geriet das polnische Entwicklerstudio Destructive Creations immer wieder in die Kritik – und das nicht nur wegen extremer Gewaltdarstellung. Einigen der Entwickler werden auch Verbindungen in die rechte Szene nachgesagt.

Jetzt weist das Dossier »Destructive Creations: Zwischen Neo-Faschismus, Neuheidentum, Antisemitismus und antimuslimischem Rassismus« erstmals im Detail genaue Beziehungen des Studios mit rechtsnationalen, transphoben und antisemitischen Organisationen nach. Der Bericht ist Teil einer Recherche der Initiative „Keinen Pixel den Faschisten!“ und entstand in Zusammenarbeit mit dem Verein „Gesicht Zeigen: Für ein weltoffenes Deutschland“.

In War Mongrels schlagen Deserteure die Nazistreitmacht zurück, die sie
In War Mongrels schlagen Deserteure die Nazistreitmacht zurück, die sie „überhaupt erst in diesen internationalen Konflikt hineingezogen hat“. So die Spielbeschreibung.

Für den Report wurden unter anderen die Social-Media-Aktivitäten, Likes, Posts und Aussagen sowie Bilder der Entwickler Cyprian Listowski, Kamil Boczkowski, Maciek Pryc, To Masz, Marcin Kazmierczak und Studiochef Jaroslaw Zielinski analysiert und in den sozialhistorischen Kontext Polens eingeordnet.

Das erschreckende Ergebnis: Ein Geflecht aus antisemitischem Gedankengut, Hass auf Transmenschen, Islamophobie und neofaschistischen Tendenzen. Das ließe sich auch anhand der Spielinhalte von Destructive Creations nachweisen, so das Fazit:

Gerade der harte Kern langjähriger Entscheidungsträger*innen um CEO Zielinski teilt ein rechtsextremes Weltbild und lässt dieses augenscheinlich in das Gamedesign und Storytelling seiner Produkte mit einfließen.

Schuld ist böse Propaganda

Facebook-Likes für rechtsnationale Parteien, Hasskommentare gegen Frauenrechte und die LGBTQ-Community, Motive von Kriegsverbrechern, Szene-Tattoos mit NS-Smybolik und nationalsozialistischer Black Metal: Die Liste der Funde ist lang.

In einer Analyse des Spiels War Mongrels macht die Initiative „Keinen Pixel den Faschisten!“ deutlich, wie so ein Mindset zum vermeintlich widersprüchlichen Setting des Taktikspiels passt, in dem deutsche Soldaten zu Widerstandskämpfern gegen das Regime werden: Es sei vor allem die »böse Propaganda« gewesen, die die Heldenfiguren in den Konflikt gezogen habe, so die Macher.

Der Report kommt zu dem Ergebnis: Hier werden Wehrmachtssoldaten indirekt in Schutz genommen, Verbrechen relativiert. »Für uns sind sowohl Nazis als auch Kommis Feinde«, schreibt das Studio auf Discord. »Aber nicht jeder in der Roten Armee war ein Tier, und das gilt genauso für die Wehrmacht. Beides waren keine Freiwilligenarmeen und wir wollen niemanden verurteilen, der gezwungen war, sich ihnen anzuschließen. Insbesondere, wenn es sich dabei um die Geschichten unserer Großväter handelt.«

Der Bericht von „Keinen Pixel den Faschisten!“ beschreibt, wie man das Narrativ zielgerichtet verbiegt:

»Man nimmt bezogen auf die Alliierten eine äußerst kritische Perspektive ein, die sich aber hauptsächlich auf Whataboutisms stützt: So hätten die Sieger Geschichte geschrieben und damit seien alliierte Kriegsverbrechen verschwiegen worden. Auch an der Angst vor Schwarzen (!) sei etwas dran gewesen. Das Bild der polnischen Bevölkerung wiederum könnte positiver nicht sein: Helden habe es überall gegeben und Kollaborationen mit den Deutschen seien entweder unter Zwang entstanden oder indem Gutgläubige durch Propaganda geblendet worden seien. Nicht erwähnt wird ein (nicht nur, aber auch in Polen tief verankerter) Antisemitismus als Antrieb für Kollaboration, was das Bild ›der Polen‹ natürlich ankratzen würde.«

Politische Figuren und Themen dienen immer wieder als Hintergrund für Videospiele. Aber meistens gehen sie damit höchst fahrlässig um, wie unser Plus-Report zeigt:

Männlich, brutal, weiß: Verzerrtes Mittelalter?

Subtile rechte Codes und nationalistische Vorstellungen finden sich laut dem Bericht auch im Mittelalter-Strategiespiel Ancestors Legacy wieder. Sie waren unserer Redaktion im Test von 2018 (Wertung: 82) nicht aufgefallen.

So heißt es in dem Dossier, das Spiel konstruiere ein ahistorisches Mittelalter, das ganz im Sinn rechter Imaginationen der Epoche ist: Geprägt vom Motiv aggressiver weißer Männlichkeit, wird ein Bild eines »von deutschen Truppen besetzten und zur Kolonie gemachten Osteuropas gezeichnet«. Ancestors Legacy wirke zwar an der Oberfläche harmlos, so das Dossier, aber:

»Auch in seiner relativen Subtilität bedient Ancestors Legacy noch immer alle Merkmale rechter Mittelalterbilder, die letzten Endes immer in nationalistische Vergangenheitserzählungen zur Begründung zeitgenössischer nationaler Identitäten münden.«

Ähnliche Vorwürfe bezüglich rechter Tendenzen der Entwickler und problematischer Darstellung vergangener Ereignisse war auch Kingdom Come: Deliverance ausgesetzt. Diesen sind wir in einem Report mithilfe von Historikern auf die Spur gegangen:

Ancestors Legacy als verzerrte Projektsfläche für die Vorstellung von Männlichkeit, Nationalismus und glorifizierte Kreuzzüge?
Ancestors Legacy als verzerrte Projektsfläche für die Vorstellung von Männlichkeit, Nationalismus und glorifizierte Kreuzzüge?

GameStar steht für Toleranz und Vielfältigkeit und wird die Vorwürfe gegenüber Destructive Creations weiter thematisieren, eigene Recherchen anstellen und das Thema bei künftiger Berichterstattung über Spiele des Studios berücksichtigen. Bereits vor den Recherchen von „Keinen Pixel den Faschisten!“ hatten wir uns auf Basis der auch aus unserer Sicht problematischen Geschichtsdarstellung von War Mongrels entschieden, das Echtzeittaktik-Spiel nicht zu testen.

Außerdem fügen wir einen nachträglichen Hinweis in unseren Test zu Ancestors Legacy ein, die Wertung bleibt unverändert. Ein Statement zum Dossier von Keinen Pixel den Faschisten! von den Entwicklern selbst haben wir angefragt.

Passiert in der Computerspielszene genügend gegen Rechtsextremismus? GameStar-Autor Christian Schiffer schreibt bei GameStar Plus über Extremismus in der Gaming-Szene und was wir dagegen tun sollten.

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