RB Salzburg wartet in Österreichs Fußball auf den Jürgen-Klopp-Effekt

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Seit Jahresbeginn trägt Jürgen Klopp die Berufsbezeichnung „Head of Global Soccer“. Im Auftrag des Red-Bull-Konzerns ist er als dieser tätig, fliegt durch die Welt, mal ist er in Leipzig, jüngst war er in Paris. Wo man ihn seltener sieht: Auf dem Mutterschiff der Brauseflotte, in Salzburg. Dort übernahm der Konzern 2005 die Salzburger Austria, der Firmensitz in Fuschl am See liegt unweit der Stadt.
Der Austausch mit Klopp sei wirklich begrenzt, sagte jüngst Salzburgs Kaufmännischer Geschäftsführer Stephan Reiter auf einer Tagung des österreichischen Fußballs. Ob das als Aufforderung zu verstehen ist, lässt sich nicht sagen. Zumindest an diesem Freitag (19.30 Uhr), wenn Red Bull Salzburg zum Spitzenspiel der österreichischen Bundesliga bei Sturm Graz antritt, könnte Klopp nach Österreich schauen. Salzburg sollte siegen, um theoretisch noch Chancen auf die Meisterschaft zu haben.
RB Salzburg hat Rückstand
Denn der einstmalige Serienmeister liegt drei Spieltage vor Saisonende vier Punkte hinter dem Tabellenführer und Meister aus der Steiermark. Dass Salzburg überhaupt noch einmal so nah an Platz eins herangekommen ist, hängt mit den Regularien der österreichischen Bundesliga zusammen.
Diese wird nämlich nach 22 Partien aufgeteilt in eine Meisterrunde und die sogenannte Qualifikationsrunde. In dieser wird der Absteiger ausgespielt. Der Rückstand der Salzburger betrug vor der Teilung acht Punkte auf Sturm Graz und Austria Wien.
Der Verein aus der Hauptstadt, im vergangenen Jahr eigentlich insolvent und nur gerettet, weil sich die Stadt Wien bereit erklärte, das Stadion zu kaufen, liegt derzeit auf Platz zwei, mit 33 Punkten drei hinter Sturm. Vervollständigt wird das Quartett der Meisterschaftsanwärter vom Wolfsberger AC aus Kärnten, ebenfalls 33 Punkte, der eine Überraschungssaison spielt und jüngst sogar den österreichischen Pokal gewann.
Für Red Bull Salzburg, auch durch den finanziellen Wettbewerbsvorteil mit dem Brausekonzern im Rücken einstiger Serienmeister, waren die vergangenen zwei Saisons dürftig. Schon 2024 wurde Sturm Meister. Und wenn man einmal genauer hinschaut, begann im Sommer 2024 bereits das Engagement Jürgen Klopps, zumindest im weitesten Sinne.
Lijnders muss wieder gehen
Damals wurde der Niederländer Pepijn Lijnders neuer Cheftrainer. Zuvor assistierte er Jürgen Klopp in mehr als 400 Spielen beim FC Liverpool. Zur Entspannung spielten die beiden Padel-Tennis miteinander. Und zumindest darin sei Lijnders besser als er, gestand Klopp.
Auf der Trainerbank sah es dann anders aus. Noch vor Jahresende trennte sich Salzburg von dem Niederländer, von 15 Ligaspielen gewann Lijnders nur sieben, von sechs Spielen in der Champions League verlor er gar fünf. Zu wenig für die Ansprüche in der Mozartstadt. Im Dezember kam Rouven Schröder als Geschäftsführer Sport aus der Leipziger Zweigstelle. Und unter Trainer Thomas Letsch, der vorher in Bochum arbeitete, läuft es nun besser.
Der tut das, was im Sinne einer Durchlaufstation und eines Sprungbrettvereins ist: junge Spieler aufstellen. 22,2 Jahre jung war das Durchschnittsalter der Startelf beim vergangenen Ligaspiel gegen die Wiener Austria, gespickt war sie mit Talenten aus Israel, Mali und Schweden. Noch entschiedener geht Salzburg den Weg mit internationalen Talenten, der dem Verein schon Erling Haaland und Sadio Mané einbrachte.
Aus Österreich ist aber zu hören, dass dies nicht unbedingt im Sinne der Nationalelf sei, deren Kern aus Absolventen der Red-Bull-Schule bestehe: Marcel Sabitzer, Konrad Laimer, Xaver Schlager. Gegen Wien standen lediglich zwei Österreicher in der Anfangsformation. Vor dem Spiel gegen Graz ist der eklatante Unterschied beider Vereine dieser: Wo Talente Red Bull zügig verlassen, ist es schwierig, einen Mannschaftskern zu etablieren.
Abgänge nach Hoffenheim
In Graz gibt es diesen. Etwa Innenverteidiger Gregory Wüthrich oder Mittelfeldspieler Jon Gorenc Stankovič sind seit Jahren im Verein. So konnte der Klub auch kompensieren, dass Geschäftsführer Andreas Schicker und Trainer Christian Ilzer in der laufenden Saison nach Hoffenheim gingen. Jürgen Säumel, vorher Trainer der zweiten Mannschaft, übernahm und führt die Geschicke erfolgreich weiter.
Die Vorherrschaft im österreichischen Fußball ist jedenfalls ins Wanken geraten. Ob sich Jürgen Klopp das Duell der zwei besten Mannschaften anschauen wird, ist nicht bekannt. Beim letzten Aufeinandertreffen der Vereine im April saß er in Salzburg auf der Tribüne, Sturm siegte 2:1.
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